Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

Hans Sebald Bekam (1500—1550), obwohl zwei Jahre älter als Bartel, 
scheint doch eher von seinem hochbegabten Bruder, dessen Platten er mehrfach 
aufgestochen, und sogar kopiert hat, gelernt zu haben, als sein Lehrer gewesen 
zu sein. Er ist als Stecher viel fruchtbarer als jener, erreicht aber trotz seiner 
großen Meisterschaft nicht die malerische Kraft der Modellierung und der Ton 
abstufung, die Bartel vor 
allen anderen Klein 
meistern auszeichnet. Er 
bleibt kälter und trocke 
ner in derS tichelfiihrung 
und kleinlicher, rea 
listischer und weniger 
poetisch in der Auf 
fassung. In seinen frühe 
sten Stichen, besonders 
in dem Frauenkopf von 
1518 (B. 204), im Ecce 
Homo (B. 26), der Ma 
donna von 1520 (B. 18), 
ahmt er Dürer in jeder 
Hinsicht nach, dann 
wird er selbstständiger. 
Das Beispiel Altdorfers 
und wohl auch das des 
Bruders führt ihn zu 
einer ganz volkstüm 
lichen, man möchte 
sagen, vulgären Behänd- BarteI Beham Die Madonna am Fenster . 
lung der Gegenstände. 
Durch die Hervorhebung des Grob-Sinnlichen zieht er den Vorgang auf das Niveau 
des Alltagsmenschen herab und bringt ihn dem Beschauer dadurch allerdings auch 
außerordendich nahe. Wie im Leben geht er auch in der Kunst von radikalen 
Anschauungen aus und schrickt, besonders inNuditäten, selbst vor dem Cynismus 
keineswegs zurück. Die Madonna auf Wolken in der Glorie ist fest in einem 
dicken Mantel gehüllt, als ob sie dort oben frieren müsse. Uber das Materielle 
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