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zu begnügen. Auch die meist großen Bildnisse der Reformatoren und ihrer
fürstlichen Gönner sind recht roh, ohne Lebendigkeit und ohne Empfindung
ftir das Verhältnis der Linie zum Formate des Bildes gezeichnet und geschnitten.
Technisch haben einige Holzschnitte Cranachs noch ein besonderes Inter
esse, weil sie, so viel wir wissen, die ersten Versuche des Tondruckes sind.
Von dem h. Christoph (B. 58), der Venus (B. 113) von 1506 (1509?) und der
Ruhe auf der Flucht (B. 3) von 1509 kommen mit einer Farbtonplatte unter
drückte, gleichzeitige Abzüge vor. Vom h. Georg zu Pferde (B. 65) gibt es
Exemplare, in denen die Lichter nicht in der Tonplatte ausgespart, sondern mit
Gold aufgedruckt sind. Als wirkliche Farbenholzschnitte können diese Ton
plattendrucke eigentlich nicht gelten, weil die Bildwirkung im wesentlichen
durch die schwarze Linienzeichnung, für die der Ton nur den Hintergrund ab
gibt, bestimmt wird, nicht, wie in Burgkmairs viel vollendeteren Blättern, durch
die verschiedenen Töne der Farbplatten. Die wenigen Kupferstiche Cranachs,
außer dem interessanten frühen Blatte mit der Buße des h. Johannes Chrysostomos
nur Bildnisse von Luther, Friedrich dem Weisen und seinem Bruder und von
Kardinal Albrecht von Mainz, sind technisch recht ungeschickt und auch wenig
fein in der Formengebung.
Umfangreich wie in der Malerei war in Cranachs Werkstatt auch der Be
trieb im Holzschnitt. Sehr viele der unter seinem Namen gehenden Blätter sind
wahrscheinlich nur von seinen Gehilfen ausgeführt worden, so z. B. die meisten
der schon erwähnten großen Bildnisse, die Holzschnitte des „Passionais Christi
und Antichristi“ (P. idi), einer Gegenüberstellung der Handlungen Christi und des
Papstes, die Bilder zur ersten Ausgabe der Lutherschen Übersetzung des Neuen
Testamentes vom September 152 z und viele andere Buchillustrationen und
Titelumrahmungen. Von Cranachs Schülern und Gehilfen sind seine Söhne Hans,
der 1536 starb, und Lucas (1525—1586) an erster Stelle zu nennen, neben
ihnen der Monogrammist G. L. (Georg Lemberger), der für die erste
Gesamtausgabe der Lutherschen Bibel von 1524 arbeitete und Peter Rodel-
stedt aus Gottland u. a. m. Etwas stärker macht Hans Brosamer (um 150b
bis nach 1554), a l s Kupferstecher und Formschneider in Fulda und Erfurt tätig,
seine Individualität geltend. Eher noch in seinen Holzschnitten als in seinen
recht schwachen Kupferstichen gelingt es ihm, die Mängel seiner Zeichnung
und seines Geschmackes zu verdecken. Erhard Altdorfer, Albrechts Bruder,
der in Schwerin als Holzschneider tätig war, scheint mit Cranach persönlich und