Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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in der Buchillustration einsetzt, auf das Vorbild der niederländischen Blockbuch 
holzschnitte zurückzuführen. An diesen Meisterwerken haben sich die franzö 
sischen Holzschneider augenscheinlich geschult, aber in Anlehnung an ihre 
heimischen, zierlichen Handschriftenmalereien schnell einen eigenen Stil auszu 
bilden verstanden. Schon in den Holzschnitten des ältesten in Paris gedruckten 
datierten Buches mit Illustrationen, Jean Dupres Missale Parisiense von 1481, 
sehen wir den eigentümlichen Charakter des französischen Holzschnittes mit 
allen seinen Vorzügen und Schwächen voll entwickelt. Der Zusammenhang mit 
dem niederländischen Holzschnitt tritt hier ganz klar hervor. Unter den Block 
büchern ist besonders die zweite Ausgabe des „Exercitium super pater noster“ 
zur Vergleichung heranzuziehen. 
Außer [einer Reihe von Eigenheiten in Typen, Haarbildung, der etwas 
plumpen und schweren Bildung und Stellung der Füße entlehnen die Fran 
zosen von ihren Nachbarn vornehmlich das System der Technik. Die Umrisse 
werden durch außerordentlich gleichmäßige und glatte Linien gebildet, die 
Innenzeichnung ist ziemlich spärlich, die Schraffierungen bestehen aus langen 
Reihen sehr gleichmäßiger und meist feiner, selten gebogener Striche. Der 
Linienführung und Schattierung haftet trotz aller Feinheit und Zierlichkeit, die 
später in raffinierter Weise gesteigert wird, eine gewisse Leblosigkeit, ein kalli 
graphischer Schematismus an, der ermüdend wirkt und den Betrachter oft nicht 
zum Genuß der feinen Einzelheiten kommen läßt. Auch in der Zeichnung, in 
der sehr monotonen Bildung der Köpfe mit vorspringender, spitzer [Nase, die 
meist wenig Individualität und Ausdruck zeigen, in der Behandlung der Extre 
mitäten, der Haare und Gewänder ändert der französische Holzschnitt seine 
ursprüngliche Manier bis in das XVI. Jahrhundert nur unwesentlich. 
Wir sind deshalb nicht imstande, technische oder gar künstlerische Indivi 
dualitäten unter den meist überaus sorgfältig und sauber arbeitenden Illustra 
toren zu unterscheiden und vermissen kaum je die Kenntnis ihrer Namen. Eben 
sowenig haben sich irgendwelche Beziehungen zu Werken der monumentalen 
Kunst nachweisen lassen. Wir können nicht einmal die Arbeiten nach den 
Werkstätten der Drucker gruppieren, denn die Scheidung der Verleger von den 
Druckern hat sich hier sehr früh ausgebildet. Die großen Verlagsbuchhändler 
lassen ihre Bücher von verschiedenen Druckern ausführen, die für das Material 
an Typen und an Abbildungen zu sorgen haben, aber nicht immer neben dem 
Verleger genannt werden. Die Drucker wieder arbeiten für verschiedene Verleger.
	        
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