Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Aus Historie hertoghe Godevaerts van Boloen. Gouda 1485 (oder 86). 
gezeichneten und mit großem Geschick geschnittenen Bilder durch die Vor 
zeichnungen eines bedeutenderen Künstlers über das gewöhnliche Niveau der 
Bücherillustrationen emporgehoben worden; vielleicht aber haben wir ihren 
Verfertiger, der diesem Werke ganz besonders Liebe und Sorgfalt gewidmet 
haben müßte, doch nur unter den Holzschneidern zu suchen. Der Schematismus 
der niederländischen Holzschnittechnik jist auch hier noch keineswegs über 
wunden. In Zeichnung und Schnitt sind sie den oben erwähnten Bildern der 
beiden Ausgaben des Ludolphus und der „Seven wise manen“ nahe Verwandt. 
Auch unter den Einblattdrucken finden wir z. B. in den „Neuf preux“ (Ham 
burg, Schreiber 1498) eine stilistisch und technisch analoge Arbeit. 
Für die historische Betrachtung des niederländischen Holzschnittes hat 
der „Chevalier delibere“ eine besondere Wichtigkeit, weil aus seiner freieren 
und breiteren, mehr malerischen Manier sich der Holzschnitt des XVI. Jahr 
hunderts, wie er uns in den Werken des Jacob van Oostzanen und des Lucas 
van Leyden entgegentreten wird, entwickelt hat.