Volltext: Hirtenbrief über wahren und falschen Nationalismus

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klingt sie jubelnd aus dem ,Magnifikat‘ der Gottes 
mutter, daß ,sich der Herr Israels, seines Dieners, an 
genommen*. Wie wunderbar tief ist auch der Patriotis 
mus des Heilandes! Sein ganzes Leben und Wirken 
stellt er in den Rahmen seiner heimatlichen Sitten, Ge 
bräuche und Gewohnheiten: er spricht die Mundart sei 
nes Volkes, kleidet seine Lehre in Bilder und Gleich 
nisse, die er der heimatlichen Natur oder vaterländischen 
Geschichte entnimmt, er fühlt für sein Volk, für seine 
Größe und Erniedrigung, spricht mit Wehmut von 
Israels dunklen Zukunftslosen, weint über Jerusalem, 
daß es nicht erkannt, was ihm zum Frieden diente; und 
geradezu ergreifend bricht diese Liebe zum eigenen Va 
terlande hervor in jener Szene, da er vom ölberg aus 
die Stadt und ihren herrlichen Tempel schaut: bei dem 
Gedanken, daß all diese Herrlichkeit, der Stolz der Na 
tion, in Trümmer sinken soll, vergießt er bittere Tränen; 
so nahe geht ihm das Schicksal seines Volkes. Ja, es 
war sein Land, das »Gelobte, Heilige Land*, sein Va 
terland, das einst sein Leben und sein Werk um 
schloß.“ 19 ) 
Diesen Patriotismus des Meisters hat die Kirche 
übernommen, beibehalten, verteidigt und geheiligt. Jedem 
Volke läßt die Kirche seine Eigenart, jeder Nation paßt 
sie sich an in zarter und kluger Rücksicht; sie beläßt, 
allerdings nur ausnahmsweise und wenn besondere Um 
stände es nahelegen, selbst dem Gottesdienst und der 
kirchlichen Liturgie teilweise die Volkssprache, ja letz 
tere fordert und verteidigt sie unparteiisch gegen gewalt 
same Unterdrückung im religiösen Unterricht der Kinder 
und in der Predigt an das gläubige Volk, wie es Pius XL 
wiederholt und erst in allerjüngster Zeit so entschieden 
anerkannt hat für die Deutschen in Südtirol, denen man 
neuerdings dieses natürliche Recht gänzlich zu rauben 
versuchte. 20 ) 
Jawohl, die Kirche, weit entfernt vom farblosen und 
seichten Internationalismus der Sozialdemokratie, ist 
19 ) Huonder, Zu Füßen des Meisters, 38. Betrachtung. — 20 ) Bei 
einer Audienz des f Kardinals Piffl und des Bischofs Berning- 
Osnabrück.
	        
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