Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. III. Angewandte Archäologie. 
struppigen Skythen, Gallier und Germanen ! ) und die schön frisierten Orien 
talen. * 2 ) In der Kaiserzeit kann die phrygische Mütze jedweden Orien 
talen, z. B. den persischen Gott Mithras, bezeichnen; 3 ) ebenso tragen 
Attis, Paris und Amazonen Beinkleider. 4 ) Seit Alexander der Grosse die 
persische Tracht achtbar gemacht hatte, nehmen auch die angeblich aus 
dem Orient stammenden Dynastien des Kadmos und Pelops dieselbe in 
bescheidenem Masse an. 5 6 ) Die fabelhaften Völker der Amazonen 0 ) und 
Arimaspen werden als Orientalen aufgefasst; nur begegnen uns hier die 
gewöhnlichsten äusseren Kennzeichen der Orientalen, während die Ge 
sichter idealisiert sind und bei den Amazonen bald der malerische, ja 
auch sinnliche Reiz überwiegt (S. 708). Beiläufig bemerkt, sind die Tiere 
meist konventionell gezeichnet, sehr häufig in unrichtigen Massverhält- 
nissen, z. B. Tauben zu gross. Am meisten Konvention weisen die aus 
ländischen Tiere auf; so herrscht in der alten Kunst das Conze’sche Ge 
setz, dass die Köpfe der Löwen im Profil, die der Panther dagegen von 
vorne abgebildet werden. 7 ) 
400. Diese Substantiva der Kunst befinden sich in einer Stellung 
oder Bewegung, welche mit einem neutralen Verbum oder dem griechi 
schen Medium zu vergleichen ist. Wir beschäftigen uns zuerst mit den 
ruhigen Stellungen, welche nur missbräuchlich als Gesten oder Gebärden 
bezeichnet werden. Stehen, Sitzen, Knien und Liegen sind die vier 
Grundelemente der Stellungen, welche unendlich viele Spielarten hervor 
gerufen haben. Von der ruhigen Stellung auf platten Sohlen oder auf 
einem Standbein mit leicht aufgesetztem Spielbein zweigt sich in der 
alten Kunst die Antrittstellung ab (S. 530), sodann die Ruhestellungen, 
wobei der eine Fuss auf einen erhöhten Platz gestellt ist oder mit dem 
anderen sich kreuzt. Im Sitzen kann ebenfalls durch letzteres Mittel die 
Ruhe ausgedrückt werden. Bei denjenigen Wesen, welche wir uns nur 
in steter Thätigkeit und Bewegung denken können, muss es besondere 
Beachtung finden, wenn sie einmal sitzen. Abgesehen von Hermes, Ar 
temis und Nike, ist der sitzende Herakles zu erwähnen, welcher nur am 
Scheideweg 8 ) und müde von der Arbeit sitzt (S. 650 f.). Als man gerne 
allegorisierte, kamen Vulcanus Quietus 9 ) und Fortuna Manens (Stabilis) 10 ) 
auf und in dem Sitzen der Göttermutter wurde ihre Unveränderlichkeit 
erkannt. 11 ) Wenn Mars sitzt, so herrscht notwendig Friede. 12 ) Ist der 
0 Über die Skythen S. 658; Tracht z. 
B. Heydemann, Vasensamml. Nr. 2991 (kurzer 
Ärmelchiton, Hosen und Haube mit Wangen 
schirmen). 
2 ) Comptos crinis, von Paris: Hör. c. 4, 
9, 18. 
3 ) Zoega, Abhandl. S. 152 f.; auch Olym- 
pos (Ausnahmen Pitt. d’Erc. I 9. III 19; vgl. 
Philostr. im. 1, 21) 
4 ) El. cdram. 2, 87 ff. 
5 ) Z. B. Pelops: A. 1840 T. NO; AZ. 
1858 T. 58. 55; 1867 T. 224, 2. 
6 ) A. D. Corey, de Amazonum antiqui- 
simis figuris, Diss. v. Berlin 1891; M. Steiner, 
über den Amazonenmythus in d. ant. Plastik, 
Lpg. 1857, m. 5.; A. Klügmann, d. A. in d. 
att. Litteratur u. Kunst, Stuttg. 1875; Sta 
tuen: S. 604. 
7 ) Conze, Reisen auf den Inseln d. thrak. 
Meeres S. 9. 
8 ) Xen. mem. 2, 1, 21. 
9 ) Reifferscheid, Nuove mem. dell’ Inst, 
p. 470. 
10 ) Roschers Lex. 1, 1505 f., 1518. 
n ) Yarro bei August, civ. d. 7, 24 p. 804, 
14 f. 
12 ) Münzen Trajans und Hadrians; Eleg. 
in Maecenatem 50.
	        
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