Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. III. Angewandte Archäologie. 
kranz, x ) von welchem die später übliche Form der Krone stammt. Unter den 
Kaisern werden die Julier individualisiert; Venus gibt ihnen Eros bei 2 ) 
und über der Stirne Casars wird ein Stern abgebildet. 3 ) Den Priester 
kennzeichnet ebenfalls die Binde, welche das lange Haar umgibt; aus 
nahmsweise ist auf dem Stabe der Adler durch ein Tempelchen ersetzt. 4 ) 
Die Priesterin führt den dieterichartigen Tempelschlüssel in der Hand. 5 ) 
Die eigentliche Amtstracht der verschiedenen Arten von Gottesdienerinen 
sollten uns die „Antiquitäten“ lehren. 6 ) Die Maenaden (S. 821) müssen 
wir aber wegen ihres häufigen Vorkommens auch hier erwähnen; sie 
stürmen oder tanzen daher mit dem Thyrsos oder auch Tieren in der 
Hand, mit Fellen umgürtet, das gelöste Haar im Winde flatternd, wäh 
rend der zurückgeworfene Kopf die bakchantische Ekstase ausdrückt. 7 ) 
Zu den Schützlingen der Gottheit gehören auch die Teilnehmer an den 
Agonen der Feste. Die Athleten freilich legen alle Kleider ab, weshalb 
sie als Sieger nur mit der Binde 8 ) oder dem Siegessymbole (Apfel, Zweig) 
in der Hand auftreten. Auf die Unbequemlichkeiten der Athletik wird 
nur manchmal hingedeutet; Faustkämpfer haben zerschlagene Ohren. 9 ) 
Die Knöchelringe 10 ) scheinen ein orthopädisches Mittel gewesen zu sein, 
welches jedoch nicht bloss für den Läufer, sondern auch für den Soldaten 
passt; die Statue des Museo Boncompagni wird aber wohl den schnellen 
Achilleus, nicht Ares darstellen. 11 ) Analog ist die Infibulation Athleten, 
Schauspielern und Sängern gemeinsam. 12 ) Die Wagenlenker dagegen 
tragen herkömmlicherweise einen Talar mit oder ohne Ärmel, manchmal 
durch Kreuzbänder zusammengehalten. 13 ) Die Kitharöden haben das lange 
faltige Frauengewand mit breitem Gürtel und gesticktem Einsatz, welches 
von den Bildern des Apollon Musagetes her wohlbekannt ist. 14 ) Schau 
spieler treten natürlich in dem entsprechenden Ornate auf. Den Dichter, 
der manchen Sieg davon getragen, kennzeichnet wie den Sieger die Kopf 
binde 15 ) oder mit Rücksicht auf die dionysischen Agone von Athen der 
Epheukranz. 16 ) Die Plastik liebt aber, dem poetischen wie dem prosa- 
x ) Serv. Verg. Aen. 3, 387. Das Vorbild 
gaben die Diadochenbilder, den Anstoss viel 
leicht die Vision des Vaters des Augustus 
(Sneton. Aug. 34 p. 80, 5 Roth). 
2 ) Augustus von Prima Porta; Julia: 
Martial. 6, 13. 
s ) Sueton. Jul. 88. 
4 ) Bei Teiresias Wiener Vorlegebl. 1889 
T. 9, 6. 
5 ) AZ. 22, 152. 35, 18; vgl. Roschers Lex. 
2, m. Kleiduchos; Olivenzweig Verg. Aen. 7,418. 
6 ) Bei athenischen Opfern Talar: Par 
thenonfries; Sybel, Katalog 153. 2130; Ber 
lin Nr. 945; Mysterienpriester von Eleu- 
sis: Strube, Studien S. 26 ff.; Töppfer, att. 
Genealogien S. 46 f.; Kybelepriestermit corona 
und occabus: Marquardt, Staatsverwalt. 4, 
342; Mommsen, Ber. d. sächs. Ges. 1850, 65. 
199; Rheapriester: Mommsen, inscr. regni 
Neapol. 5204; Pythia: Heydemann, A. 1870, 
224; tanzende Hierodulen mit einer Feder (?) 
-Krone: Dütschke, Bildwerke IV S. 2, z. 
B. MB. 11,633, 50. 14, 44. 
7 ) Vgl. Vergib A. 7, 390 ff. 
8 ) Kranz und Wollbinde (Pind. Isthm. 
5 (4), 62). 
9 ) Vgl. Theocr. 20 (22), 45. 
10 ) M. I 52/3. V 15, 33. VIII, 21, vgl. A. 
1865, 287; Helbig, A. 1867, 336, 2; Gerhard, 
Trinksch. T. 9; Welcher, alte Denkm. 3, 
406**; Mus. It. III S. 7 A. 3. 
11 ) Wolters 1268. 
12 ) Stephani, CR. 1869, 149; Dichter 
statue in der Villa Borghese (Wolters 1305). 
13 ) Jahrb. 1, 174, 26; AZ. 41, 44 A. 27. 
14 ) S. 817. 
15 ) Ausser der horazischen Stelle über 
Lucilius vgl. Anthol. Lat. 725, 26 Riese; 
Welcher, alte Denkm. 1, 470 ff.; Clarac 
840 a, 2099 b; Aristophanes und Menander. 
16 ) Anthol. Pal. 7, 707; Plin. 16, 34; Juven. 
7, 129; Pers. prol. 4; Dütschke, Bildw. V 
Nr. 453 (Catajo); Welcher, alte Denkm. 
1, 479,
	        
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