Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. III. Angewandte Archäologie. 
ihr Name in der Sprache gleichzeitig als Appellativ gebräuchlich. Hier 
tritt nun die reine Symbolik ein und die Attribute sind Symbole. Am 
nächsten steht den olympischen Göttern die Hestia. 1 ) Doch haftet ihr, 
weil sie im Hause waltet, etwas schlichtes und doch geheimnisvolles an. 
Wenn etwas sie von anderen Götterfrauen unterscheidet, ist es höchstens 
die absolute Ruhe, aber eine sichere statuarische Darstellung ist nicht 
vorhanden. 2 ) Der römischen Vesta war der Esel heilig, weshalb er auf 
Neujahrslampen angebracht wird. 3 ) Auch die anderen Personifikationen 
konkreter Dinge machen nicht durchaus den Eindruck des Schemen 
haften. 
Gaia 4 ) heisst bei den Dichtern die breitbrüstige, riesige und im 
athenischen Kult die kindernährende, doch beschränken die Künstler sich 
darauf, in Handlung sie halb aus dem Boden hervorragen zu lassen 5 ) und 
sonst sie auf ihrem Elemente gelagert darzustellen. 6 ) Das Meer (Tha- 
lassa) wird fast erst in christlicher Zeit abgebildet; 7 ) die Früheren haben 
Okeanos als Person und zwar, wie Nereus, als Greis gedacht. Sein Ge 
schlecht sind die Flüsse, 8 ) deren jeder seinen eigenen Gott hat. Homer 
sagt über die Körperbildung nichts. In der Kunst ist dieselbe dreifach: 
Stier mit männlichem Gesichte, 9 ) Mensch mit Stierhörnern 10 ) und endlich 
ganz menschlich. 11 ) Diese menschliche Bildung dringt schliesslich durch, 
dafür deutet eine Urne mit Wasser das Element, die liegende Stellung 
den Flusslauf 12 ) und eine Grotte 13 ) (aus welcher sich der Gott erhebt) den 
Ursprung an; wegen der Ufervegetation kommt öfters Schilf oder ein 
Zweig bei den Flussgöttern vor. 14 ) Grosse Ströme dürfen den Dreizack 
der Meeresgötter führen. 15 ) Neben dem Tiber, der Füllhorn und 
Ruder hat, sieht man die Wölfin mit den Zwillingen. 16 ) Um den Nil 
christl. Kunst I Th. 2 (Weimar 1851); R. 
Engelhard, de personif. quae in poesi at- 
que arte Romanorum inveniuntur, Göttingen 
1881. 
*) Preuner, Roschers Lex. 1, 2646 ff. 
2 ) Die „Hestia Giustiniani“ ist falsch 
benannt. 
3 ) Rhein. Jahrbb. 22, 86 ff.; an einem 
Grabstein in Turin Nr. 16 Dütschke. 
4 ) F. W. Lilie, de Teiluris deae natura 
ex veterum Graecorum fabulis descr., Progr. 
1855; Roschers Lex. 1, 1575 ff. 
5 ) Z. B. in der Athenagruppe des perga- 
menischen Altares. 
6 ) Auf Münzen der Kaiserzeit: Roschers 
Lex. 1, 1584 f. Über die späte Beschreibung 
des Manuel Philes s. K. B. Stark, de Tellure 
dea deque imag. ejus a M. Ph. descr., 1848 
mit 1 T. 
7 ) Als Gegenstück der Erde, mit 
Delphin, an einem Panzer des 1. (?) Jahrh. 
n. Chr., in der Villa Albani: Claeac V 
T. 936b, 2886 a; Zoega II 111. 
8 ) Gardner, Transactions of the r. soc. 
of lit. 2. s. XI. m. T.; Lehnerdt, Roschers 
Lex. 1, 1488 ff. 
9 ) Streber, Bayer. Akad. 1838, 537 ff.; 
Wieseler, Gott. Nachr. 1891, 369 ff.; Eur. 
Iph. A. 273; Münzen von unteritalischen und 
sicilischen Städten, z. B. Gela (AZ. 1862 
T. 168, 12 = Roschers Lex. 1, 1491); Nonn. 
Dion. 1, 122; tauriformis Hör. c. 4, 14, 25. 
10 ) TavQo^oQcpov ö[t[A<x Eur. Ion 1261?; 
Festus v. taurorum specie; Danubius mit 
goldenem Horn: Martial. 10, 7, 6. 
u ) Vielleicht in den Giebelecken des 
olympischen Zeustempels und des Parthe 
nons; Münzen von Selinunt: Percy Gardnek, 
types T. 2, 15. 16; Head, hist. num. S. 147 f. 
(aus dem 5. Jahrhundert). 
12 ) Horat. c. 1, 29, 11 pronos rivos; Sta 
tue des Marforio, auf dem Kapitol: Helbig 
I Nr. 399. 
13 ) Sil. 12, 543; vgl. Auson. epigr. 3, 2. 
14 ) Z. B. Bronze von Philippopolis unter 
Hadrian (Kenner T. 1, 17); Eckhel, num. 
an. T. 5, 8; pinus und Urne: Stat. Theb. 
9, 409 f. 
15 ) Z. B. Strymon: Bronze von Amphi- 
polis: Mionnet, suppl. 3, 26, 190. 
16 ) Statue im Louvre: Phot. Bruckm. 197.
	        
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