Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. III. Angewandte Archäologie. 
ruhig hinnahm. Den grössten Umfang erreichte natürlich die Münzfäl 
schung, welche in der Renaissance zu Padua blühte und an dem Künstler 
Goltz und dem Hofrat Becker ihre Matadoren hatte. 1 ) Die Darstellung 
selbst wird nur bei ungeschickten Fälschungen Anstoss erregen, wie wenn 
z. B. eine Schapira’sche Figur die Kaiserin Eugenie porträtierte und eine 
Minerva von Rheinzabern den bayerischen Raupenhelm trug. Die Mehr 
zahl der Fälschungen verrät sich durch die Verschiedenartigkeit der Tech 
nik 2 ) und die Beschaffenheit der Oberfläche; denn die natürliche Oxydie 
rung (S. 15) kann doch nur in beschränktem Masse durch Oxyde nach 
gebildet werden. Falsche Gemmen (z. B. solche der Poniatowskischen 
Sammlung) haben eine übertrieben rauhe Oberfläche. 
Die Kritik der einzelnen Teile ist in erster Linie durch die S. 71 
besprochene Sitte der Ergänzung, von welcher auch die Bronzestatuen 
nicht frei blieben, veranlasst. Man hat angesetzte, aber antike Stücke 
von den modernen Ergänzungen zu scheiden, welche meistens aus einer 
anderen Steinart, jedenfalls aber aus einem nicht verwitterten Stoffe be 
stehen. Manchmal wird die Erkenntnis dadurch erschwert, dass die alten 
und neuen Teile gleichmässig überputzt wurden. Da der polierte Porphyr 
eine grosse Widerstandskraft hat, ist es hier am schwersten, das Neue 
vom Alten zu sondern. 
Auf die Spur der Ergänzungen leiten ausser Fundberichten auch 
alte Abbildungen, deren Zeichner freilich umgekehrt manches aus ihrer 
Phantasie dazu gethan haben. 3 ) Hier kann man nicht eigentlich von Fäl 
schung sprechen, während diese allerdings oft bemüht gewesen ist, den 
Wert echter Antiken durch Zuthaten zu erhöhen. Dies geschieht am mühe 
losesten durch Beifügung eines Künstlernamens oder anderer Inschriften; 4 ) 
ein frecher Fälscher hat schon im Altertum die berühmtesten Namen ge 
wählt. 5 ) Unverzierte Spiegel erhalten Zeichnung und Inschriften. 6 ) An 
Terrakotten werden die Farben aufgefrischt und fehlende Stücke ersetzt, 
alte Gemmen und verwitterte Glasflüsse poliert, die Bilder von Gemmen 
überarbeitet und erweitert, die beschädigten Teile von Münzen wegge- 
geschnitten, Vasen ausgebessert und mit Ölfarbe übermalt, 7 ) Statuen, 
welche durch die Feuchtigkeit gelitten haben, abgerieben (wie im Tor- 
lonia-Museum) oder von einem Bildhauer überarbeitet. 8 ) In den kompli 
ziertesten Fällen ergeben verschiedene alte, nicht zu einem Werke ge- 
x ) Litteratur S. 805; Sammlung in Athen: 
Postolaccas, synopsis numorum veterum 
p. 154 ff. 
2 ) Uber Bronzen: Furtwängler, Meister 
werke S. 661 f. 
3 ) Thode, die Antiken in den Stichen 
Marc Antons S. 85. 
4 ) Häufig auf Gemmen, doch mögen 
Köhler und Stephani zu strenge Kritik ge 
übt haben (S. 245); Apollas auf einem athe 
nischen Spiegel; Inschriften an der Phineus- 
schale (Sittl, Pliineusschale, Würzburg 1892) 
und anderen Vasen (Urlichs, Beiträge S. 24; 
Brunn bei Arndt, Studien zur Vasenkunde 
S. 12; Wolters, Jahrb. 1889, 112). 
5 ) Löwy, Inschriften griech. Bildhauer 
S. 328 ff. 
6 ) Heydemann, Mitteil. S. 116, 308. 
7 ) Z. B. Ra. III 10, 89 ff. Die Über 
malung (frz. repeint) lässt sich durch eine 
Kalilösung (z. B. 1,5 : 20) entfernen; vor 
Scheidewasser und Säure ist dagegen zu 
warnen. 
8 ) Z. B. Gewand des Menander und Po- 
seidippos.
	        
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