Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. XI. Die oströmische Zeit: Erneute Herrschaft des Orients. (§§ B81—382.) 797 
dass nicht alle Säulen einer Reihe sich zu gleichen brauchen. 1 ) Die 
Teppichfabrikation gibt dem Steinmetzen manche Vorlagen, z. B. eine Por 
tiere für eine fingierte Thüre. 2 ) Da die Ornamente rot, grün und schwarz 
bemalt waren, 3 ) müssen die Gebäude einen prächtigen Anblick geboten 
haben, der auch das Herz eines strengen Theologen erfreuen konnte. 4 ) 
Von dem syrischen Kunstgewerbe kennt man gerade die zwei Arten, 
welche für das Abendland bedeutungsvoll wurden. Die Webekunst illu 
strieren die erwähnten Nachbildungen an Steinthüren und Mosaiken; 5 ) die 
linearen Ornamente, die Greife und wilden Tiere, 6 ) die Figuren in Me 
daillons, mit einem Worte die älteren Elemente der Ornamentik mischen 
sich mit Kreuzen und Amphoren, und, was eine neue Geschmacksrichtung 
bekundet, unter den Tieren tauchen Kamele, Buckelochsen und Tapire 
auf. Durch christlichen Eifer entwickelt sich die Buchmalerei, 7 ) welche 
durch ihr üppiges Ornament und die derben Farben einen fremdartigen 
Eindruck macht; die Palästinapilger haben gewiss manche Anregung nach 
Europa gebracht. 8 ) Im Jahre 636 schnitt aber das arabische Schwert die 
bedeutungsvolle Verbindung ab. 
Die Sinaihalbinsel wird in der christlichen Zeit die Wohnstätte 
zahlreicher Weltflüchtlinge. Kindliche Felsenreliefs im Wadi Mokatteb 
bezeugen vollständige Ahnungslosigkeit gegenüber der griechisch-römischen 
Kunst, 9 ) was sich mit der Ausbildung stattlicher Klöster ändert. 10 ) Die 
sogenannte arabische Kultur des Chalifenreiches hat nichts arabisches als 
Sprache und Schrift an sich; 11 ) die „arabische“ Kunst beruht auf der 
Fortbildung und Mischung der koptischen, syrischen und sassanidischen. 12 ) 
Über die letztgenannte haben wir schon oben (S. 768 ff.) gesprochen. 
382. Armenien 13 ) fuhr fort zwischen Rom 14 ) und Persien hin und 
herzuschwanken; aus dem Süden drangen überdies syrische Elemente ein. 15 ) 
Unter dieser Verworrenheit, welche durch die Unzuverlässigkeit der Ge 
schichtsschreiber erhöht wird, notieren wir vorläufig nur einige Denkmäler, 
das Muttergottesbild im Kloster Hogotsvanch, welches Moses von Chorene 
beschrieb, die Kirche der hl. Ripsime und Cajame in Vagarschabad und 
die kürzlich veröffentlichte Bilderhandschrift von Etschmiadzin. 16 ) Manches 
') Vgl. Vogüe T. 47. 111, 
2 ) Vogüe T. 24. 28. 48. 
3 ) Vogüe T. 151. 
4 ) Vgl. Theocloret. serm. de provident. V. 
5 ) Renan, mission T. 49. 
6 ) S. Claudian. in Eutr. 1, 357 über die 
Judaica vela. 
7 ) S. 782; Proben bei Labarte, bist, des 
arts T. 80 und d’Agincourt. 
8 ) Diese Beobachtung Springers ist von 
Janitschek in „Die Adahandschrift“ ausge 
führt. 
9 ) Laborde T. 19 (Kamele, Jagd auf 
Hirsche und Strausse etc.). 
10 ) Grosses Mosaik im Katharinenkloster: 
Laborde T. 20. 
u ) Vgl. Alfr. v. Kremer, Kulturgesch. 
des Orients 1, 133 f. 2, 273 ff. (über die Ge 
werbe nach litterarischen Quellen). 
lj ) Palme mit vergoldetem Metallplätt 
chen im Sultansgarten zu Kairo (Kremer 
a. 0. 2, 334); Wandteppiche mit Welt 
schau und Städteansichten in Kairo (das. 
2, 295). 
13 ) Eug. Bore, J. asiat. 3. s. II 209 ff.; 
§ 60. 
u ) Arsak Ter. Mikelian, d. armenische 
Kirche in ihren Beziehungen zur byzant., 
Lpg. 1892. 
15 ) Gutschmid, kleine Schriften 3, 290 f. 
1G ) Jos. Strzygowski, byzant. Denkm. I. 
das E.-Evangeliar, Wien 1891, m. 8 T. — 
Gemme aus dem 3. (?) Jahrh. n. Chr. mit In 
schrift: Visconti, icon. grecque II 366 T. 16, 
10; kleine Bronze in Wiirzburg.
	        
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