Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. XI, Die oströmische Zeit: Erneute Herrschaft des Orients, (§ 878.) 787 
zusammengebracht, von wo der Überschuss nach Rom ging; 1 ) solange 
Ägypten zinspflichtig war, verschwendeten die Kaiser den ihnen eignenden 
Porphyr. 2 ) Indes geht man mit den schönen Steinen doch viel sparsamer 
als früher um und das Sägen dünner Platten, welche Boden und Wände 
bekleiden, wird eine Hauptbeschäftigung der marmorarii. 3 ) Der farbige 
Glasfluss bot, nach Art des Fensterglases gegossen, einen Ersatz für die 
farbigen Steine. 5 ) Nötigenfalls genügt schon farbiger Anstrich. 4 ) Durch 
orientalischen Geschmack kommt jetzt wieder Gold oder Bronze zu frei 
gebiger Verwendung. 6 ) Rom strahlte zur Zeit Claudians im Sonnenlichte 
golden und konnte wirklich das goldene heissen; 7 ) in Konstantinopel war 
ein „goldenes Thor“, ein „goldener Speisesaal“ mit „silberner Thüre“ und 
die Säulen des Blaehernenpalastes glänzten von Silber und Gold. 8 ) In 
der Kreuzkirche von Jerusalem trugen neun goldene Säulen den Altar 
aus Gold und Silber, ein goldener Himmel beschattete das Kreuz und auf 
den Säulen der Absis standen silberne Hydrien. 9 ) Eigentlich drückte die 
Verschwendung von bunten Steinen und Gold den Figurenschmuck herab; 10 ) 
doch konnten beide einen Bund eingehen, z. B. wird Gold ein beliebter 
Untergrund für Gemälde und Mosaiken. In den Stuck drückte man ge 
triebene Bronzemedaillons, z. B. mit den Porträtköpfen der Apostelfürsten, 
ein. 11 ) Die Fenster wurden mit Goldgläsern, durch welche die Sonne gol 
den hereinschien, geschlossen. 12 ) 
Ausser durch die Materialien, wurde der Bau noch weiter durch 
Skulpieren gegliedert. 13 ) Während das eigentliche Relief zurücktritt (S. 777 f.), 
erzielen die Steinmetzen grosse Geschicklichkeit in ornamentalen und vege 
tabilischen Flachreliefs, welche ihren Zweck vortrefflich erfüllen 14 ) und die 
Kapitelle mannigfaltig gestalten; 15 ) durchbrochene Arbeit findet sich an 
Altarschranken. 16 ) Technisch stimmen dazu die Elfenbeinschnitzereien, die 
z. B. den drei elfenbeinernen Thoren der Chalke in Konstantinopel ihren 
Namen gaben. 17 ) An den Thoren waren ferner Holzschnitzereien zu- 
Q Cassiod. var. 10, 8; ebenso zu den 
Vandalen: Luxor. Anth. 446, 5 B. 
2 ) Cedren. I 609; Osterchronik Ol. 277,1; 
Procop. aedif. 1, 12; Säulen am „goldenen 
Thore“ von Konstantinopel. 
3 ) Crustae, nXaxai, nkccxovp. Den Rück 
gang der Steinproduktion deutet schon Zo- 
simus (5, 24) an. 
4 ) In der Kirche von Parenzo finden 
wir oblonge Tafeln aus vielerlei Marmor, 
rotem Porphyr, hell- und dunkelbraunem, 
grünem und schwarzem Glasfluss von weissem 
Kalkstein eingefasst. An verschiedenen 
Stellen sind Perlmutterschalen eingefügt. 
5 ) An Kirchen: Prud. perist. 10, 350. 
6 ) Gold: Cod. Justin. VIII 12, 21; Prud. 
c. Symm. 2, 151 f.; Luxor. Anthol. 446, 3 
(Porticus); eherne Ziegel: Osterchronik Ol. 
296, 3 (407). 
7 ) Claud. cons. Stil. III. 66. 133 f. 
8 ) Beniamin v. Tudela p. 24 der französ. 
Ausg. 
9 ) Breviarius p. 33. 34 Gildemeister. 
10 ) Tn dem oben citierten Gesetz von 
440 wird verpönt, dass der Bau „alicuius 
imaginis aut pictarum cuiuslibet honoris ta- 
bularum obumbratione“ getrübt werde (fus- 
co/p £) 
]1 ) Röm. Quart. II T. 5,1. 2; Fragment: 
Garrucci T. 415, 8; de Rossi, Bcrist. 1864 
T. zu S. 88. 
12 ) Sidon. ep. 2, 10. 
13 ) Brockhaus a. O. S. 39 ff.; Stbzygowski, 
Byz. Ztsch. 3, 11 ff. u. delriop rijg lor. xcd 
eftpoL Eiaiqlag 1890, 117 ff. Stilisierter Me- 
dusenkopf vom Augusteon: Am. J. II T. 9. 
14 j Z. B, ausgezeichnet am Tempel im 
rechten Hofe des diokletianischen Palastes; 
Imitation eines figurierten Gewebes, aus 
Athen im Louvre: Clarac T. 195; Perrot 
V F. 438. 
15 ) Strzygowski, Ath. Mitt. 14, 278 ff.; 
Ath. Mitt. 14, 279. 
16 ) In S. Clemente zu Rom. 
17 ) Vielleicht sind hier auch die Platten 
vom Grabe des gallischen Heiligen Caletricus 
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