Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Rom blieb die kirchliche Mosaikkunst auch fernerhin blühend. Venedig 
interessiert als eine Kolonie byzantinischer Kunst; die Genesisbilder in 
der Markuskirche sind nach einer Bilderhandschrift gefertigt. ! ) Die Mo 
saiken bleiben noch für die Kunstgeschichte zu verwerten ; dass sie an 
die Malerei der Kaiserzeit anknüpfen, * 2 ) versteht sich von selbst. Wegen 
der starken Restaurierungen ist es rätlich, nicht so sehr auf die Einzel 
heiten des Stiles und des Kolorits Gewicht zu legen als die Komposition 
zu beachten. Die neue Richtung scheint darauf hinauszulaufen, dass nicht 
bloss die strenge Frieskomposition wieder eingeführt, sondern auch die 
Hofbilder zu Grunde gelegt werden. Wie der Kaiser mit seinem Hof 
staate, so erscheint Christus mit den Aposteln und Heiligen vor uns, 
damit wir ihn verehren; 3 ) daher sehen alle, falls sie nicht vor dem Höch 
sten .sich verneigen, den Beschauer an. In Erinnerung an den Garten 
des Ölberges trennen häufig Bäume die einzelnen Figuren. 4 ) 
Von den steinernen Bodenmosaiken ist schon oben gesprochen 
worden (S. 784), hier müssen wir betonen, dass die einfachen mit ihren 
geschmackvollen Mustern geflochtene Teppiche glücklich nachahmen. 5 ) 
378. Die Baukunst an sich, wenn wir von ihrem Figurenschmuck 
absehen, nötigt auch dem einseitigen Freunde des Altgriechischen Ach 
tung ab. 6 ) In ihr geht keine Revolution vor, sondern, was neues kommt, 
ist nur die konsequente Weiterentwicklung älterer Keime. Wir denken 
dabei besonders an die majestätischen Kuppel- und Zentralbauten (S. 324), 7 ) 
die Basiliken mit ihren Fensterfa^aden (S. 376 f.) und die schönen Arkaden 
(S. 320). Die Vielfarbigkeit der Bauten, welche sofort in die Augen 
stach, dauerte aus dem früheren Zeitalter fort (S. 712 f.) und erfuhr nur 
durch politische Verhältnisse, indem steinliefernde Landstriche verloren 
gingen, einige Veränderung. Unter den farbigen und spiegelnden Stein 
sorten 8 ) werden ausser dem prokonnesischen 9 ) besonders der weisse Marmor 
von Paros, der gelbe von Afrika, der grüne aus Lakedaimon und der 
gleichfarbige, den man nun in Thessalien entdeckt hatte, 10 ) der fleckige 
Marmor von Synnada (S. 713) und ein purpurroter Stein in Konstantinopel 
0 Tikkanen, d. Genesismosaiken in Ve 
nedig u. d. Cottonbibel, Helsingfors 1889. 
2 ) Vgl. Müntz, Ra. 1878 Nov. 1879 Aug. 
1882 Sept. 
3 ) Ebenso wendet Augustin das Bild 
eines Thronsaales auf die Philosophie an 
(civ. d. 5, 20). 
4 ) Z. B. in H. Georgios: Hertzberg, By 
zantiner S. 91. 
5 ) De Rossi a. O.; A. de Barthelemy, 
B. monum. VI s. t. III S. 252 ff.; E. Müntz, 
etudes ieonogr. et arch. sur le moyen-äge, 
1. s. Paris 1887, 1 ff.; Pr. X. Kraus, Ztsch. 
f. christl. Kunst 1, 29 ff.; aus Karthago: Ra. 
VII T. 143; auf dem Athos: Djdron, Ann. 
archdol. 24, 272 f. T. 
ü ) S. 278; A. Choisy, l’art de bätir ehez 
les Byzantins, Paris 1883; Bilderwerk: Chr. 
Texier et Popplewell Pullan, architecture 
byzani, London 1864, f. 
7 ) Basilios I. baute die „neue“ Kirche 
mit fünf Kuppeln (Theophan. cont. p. 326 B.). 
8 ) Zosim. 5, 24; Prudent. c. Symm. 2, 
151 f. 246 ff.; Gesetz von 440 (Codex Justin. 
VIII 12, 21) über die Basilika von Konstan 
tinopel; Sidon. carm. 3, 17 ff. 22, 137 ff. 
9 ) S. 713; für dipidsg Konstantins Zosim. 
2, 30; vgl. Cedren. I 609; z. B. Säulenkapi 
telle in S. Apollinare zu Ravenna (mit Lie 
ferungszeichen : Rahn, Zahns Ztsch. f. Kunstw. 
1, 277). 
10 ) Paul. Sil. 2, 226; vgl. Tafel, de Thes- 
salonica ejusque agro, Berlin 1839 app. III 
S. 439 ff.; eine dunkelgrüne Serpentinbreccia 
auf hellerem Grund, vgl. Teller, Denkschr. 
d. Wiener Akad. math.-naturw. CI. XL (1879) 
S. 202 m. Abb.
	        
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