Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
verratend. In der Priscilla- und Agneskatakombe beginnen schon die 
stilisierten Andachtsbilder, welche in den Kirchenmosaiken ihre Vorbilder 
haben, und in der Pontianuskatakombe ist die volle Stilisierung der christ 
lichen Grabmalerei vollzogen. Ein Vergleich jener jüngeren Bilder mit 
den vatikanischen Vergilminiaturen wird die Chronologie fördern. In mo 
numentalen Bauten dagegen tritt die Freskomalerei hinter das Mosaik 
zurück, dessen weite Verbreitung durch den zunehmenden Gebrauch der 
Glasstifte befördert wurde; natürlich war letzteres nach alter Sitte auch 
in den Speisesälen zu finden. 1 ) Das profane Mosaik hatte ziemlich wenig 
Bedeutung; 2 ) die Steinmosaiken, welche gewöhnlich nur einige Figuren in 
einer Einfassung von Spiralen und Arabesken oder auch Inschriften (wie 
im Mithraeum von Ostia) zeigen, veranschaulichen den tiefen Verfall der 
alten Technik. 3 ) In den Kirchen dagegen soll bereits die Synode von 
Elvira im Jahre 305 die Bilder verboten, 4 ) Konstantin aber solche ange 
ordnet haben. 5 ) Im fünften Jahrhundert empfiehlt sie der hl. Nilus, rät 
jedoch von Darstellungen eines Fischzuges, einer Jagd u. dgl. ab. 6 ) Von 
den Teilen der Kirche pflegt deren heiligster, die Absis in erster Linie 
berücksichtigt zu werden. 7 ) Die Bilder bilden häufig einen Cyklus, wie 
in der von Paulinus (354—431) geschilderten Kirche von Nola; es kommen 
auch Gallerien von gemalten Büsten in Aureolen auf, wofür die alte Pauls 
kirche in Rom und die Katakomben von Neapel Beispiele liefern. 8 ) Die 
leicht vergängliche Freskomalerei wird, wo die Mittel und die Arbeiter 
vorhanden sind, von dem glänzenderen Mosaik, das auch besser zum poly 
chromen Steinbau passt, verdrängt. Schon Konstantin schmückte die Ba 
silika des Lateran mit biblischen Mosaiken 9 ) und S. Costanza in Rom, 
das zwischen 326 und 329 erstand, enthält noch (allerdings stark restau 
rierte) Mosaiken mit Rankenwerk, Vögeln und Urnen oder Nachahmung 
der durch Figurenmedaillons verzierten Teppiche. 10 ) Der Bildersturm hat 
sehr viel ruiniert, indem nach 754 Wandgemälde und Mosaiken übertüncht 
und an ihre Stelle Landschaften, Gärten mit Vögeln, Tierstücke oder Al 
legorien gesetzt wurden. 11 ) Fassen wir die zwei technisch verschiedenen 
Zweige der kirchlichen Wandmalerei zusammen, so beruht unsere Kenntnis 
auf zwei Gattungen von Quellen. Die eine, weniger anschaulich, aber chrono 
logisch besser fixierbar, besteht aus den Schriftquellen, wobei dieses Mal nicht 
die Prosaiker, obgleich diese auch schätzenswerte Mitteilungen machen, 12 ) 
1 ) Salvian. ad eccl. 4, 33. 
2 ) In Bädern nicht mehr üblich: Sym- 
mach. ep. 6, 49; Mosaikbild Theodorichs am 
Markte von Neapel: Procop. h. Goth. 1, 24 
р. 371 d; Verzeichnis der erhaltenen welt 
lichen Mosaiken: Am. J. 4, 130 ff. 
3 ) Z. B. in der Casa di Hadriano zu Rom 
(Phot. Parker). 
4 ) Can. 36. 
5 ) Joh. Damasc. ep. ad Theophilum imp. 
с. 3 (M. III 349). 
6 ) Epist. 4, 61. Augustin de consensu 
evangelist. I 10 scheinen die Gemälde irre 
leitend. 
7 ) J. G. Müller, die bildlichen Darstel 
lungen im Sanctuarium der christl. Kirchen 
vom 5. —14. Jahrh., Trier 1835. 
8 ) Paulskirche: Nach Phot, herausg. v. 
Garrucci, s. Civiltä cattol. 1890, 466 (aus 
dem 5. Jahrh.); Neapel: Civiltä a. 0. S. 466 ff. 
9 ) VII. Synode von Nicaea 787, actio IV. 
10 ) De Rossi Lief. 17. 18; Phot. Parker. 
n ) Vita S. Stephani Diac. in den Ana- 
lecta Graeca, Paris 1688 I 454; vgl. Theo- 
phan. contin. 3, 10. 
12 ) Verlorene Mosaiken von Rom und 
Ravenna verzeichnet Müntz, Am. J. 1, 115 ff. 
295 ff. Am wichtigsten sind die Beschrei 
bungen der Sergioskirche in Gaza (Choricius 
p. 91 ff. Boissonade) und der Muttergottes-
	        
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