Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. XI. Die oströmische Zeit: Erneute Herrschaft des Orients. (§ 375.) 779 
gorien oder Dekorationsstücke. Daher schreibt noch Fulgentius, ein Gram 
matiker des 6. Jahrhunderts, in seinem Mythologikon vor, wie man jeden 
einzelnen Gott zu malen habe. Hie und da wurden Gegenstände aus der 
alten Geschichte 1 ) oder Lascivitäten gemalt. 2 ) Den ersten Platz nahm 
aber die Porträtkunst 3 ) ein, von welcher in Liebesgeschichten oft die Rede 
ist. 4 ) Ausserdem kamen zu den Ehrenstatuen jetzt auch Ehrengemälde. 5 6 ) 
Die Hofkünstler malten ihre Herrscher mit offizieller Staffage, G ) lieferten 
Porträtbilder zur Brautwerbung 7 ) und verewigten fürstliche Verlobungen; 8 ) 
aus den Friedensräten der Kaiser wurden nach orientalischer Sitte die 
Löwenjagden hervorgehoben. 9 ) Wenn sie in die äussere Politik sich ver 
stiegen, malten sie „Bäche von Blut“ oder den thronenden Kaiser mit 
Barbaren zu seinen Füssen. 10 ) Die Kirche stand der Malerei von Anfang 
an freundlich gegenüber, weil sie ihren didaktischen Wert für die des 
Lesens unkundige Menge erkannte. 11 ) Eine Anzahl erhaltener Bilder wurde 
von der Legende in sehr frühe Zeit versetzt. Um nicht zu reden von dem 
Veronikabild, 1 ") heissen einige Bilder im Orient „nicht von (sterblichen) 
Händen gemacht“ (äytiQOTioLrjTa) ; 13 ) eine kunstgeschichtliche Untersuchung 
verdienten die Madonnenbilder, welche der Evangelist Lukas gemalt haben 
soll; 14 ) unter diesen ist die 430 aus Jerusalem nach Konstantinopel ver 
brachte „Hodegetria“ wiederholt nachgebildet worden, 15 ) ebenso die Pana- 
1 ) Romulus’ Brudermord: Luxor. Anthol. 
825 R. 
2 ) Luxorius Anthol. 374 R. 
3 ) Pictor imaginarius: Edict. Diocl. 7, 9; 
Firmic. 4, 19, 25; Rutil. 1, 545; Theophyl. 
ep. 6; Procop. ep. 13; Michael Choniatis, 
Boissonade, anecd. 4, 374, 1 u. ö.; das Por 
trätmalen ist am Rande des Widmungsbildes 
der Wiener Dioskorideshandschrift darge 
stellt. 
4 ) Z. B. Theophyl. Sim. ep. 18. 
5 ) Nikeph. Chumnos, Boissonade, Anecd. 
II 3. 4. 
6 ) Greg. Naz. or. III (hei Junius, de pic- 
tura III § 2). adv. Jul. inv. I (or. IV K. 80) 
(Stadtgöttinnen bringen Geschenke und Vic- 
torien bekränzen ihn). 
7 ) Zosim. 5, 3; Claudian. nupt. Hon. et 
M. 23 ff. Kaiserporträts sind in der Minia 
turenhandschrift für Kaiser Basilios nachge 
bildet. 
8 ) In Aquileja: Paneg. VI 6. 
9 ) Auson. epigr. 6. 
10 ) Io. Chrys. hom. in psalm. I; vgl. Basil. 
hom. 40. Mart. 
11 ) Greg. Naz. or. 17. 19. ep. ad Olymp.; 
Chrysost. de Lazaro III 1. 2; Greg. Nyss. or. 
de laudibus Theodori mart. c. 2; Ambros, in 
psalm. 118, 19. 28; Aug. doctr. Christ. 4, 7; 
Gregor. Magn. ep. 7,111; vgl. Ben. Bres- 
ciani bei Guhl, Künstlerbriefe 2, 368 ff.; 
Lüdtke, d. Bilderverehrung u. bildliche Dar 
stellung in den ersten christl. Jahrhunderten, 
Freiburg 1874. 
12 ) Zuerst in der zweiten Hälfte des 
vierten Jahrhunderts erwähnt: Gutschmid, 
kleine Schriften 2, 536 f.; s. auch W. Grimm, 
über den Ursprung der Christusbilder, Verb, 
d. Berl. Ak. 1842, 323 ff.; G. Isola, conside- 
razioni s. icona Edessena, Rom 1877. 
13 ) Z. B. das Bild des heil. Georg, wo 
nach das Athoskloster xov Zwygdyov be 
nannt ist. 
14 ) Joh. Damasc. opp. (Paris 1712) p. 618. 
631; Niceph. Call. hist. eccl. 15, 14; Michael, 
v. Theod. Stud. (Sirmondi opp. V 44); Papa- 
dopulos, xaxd'koyog 1, 563 (elxoveg): 1. In 
Megaspiläon: Kxlxoqlov rj nQoaxvrrjxaQiou 
.... xov MeydXov Znrjhcdov, Athen 1840 
p. 54 ff. (p. 57 ff. u. S. IV Zeugnisse über die 
Lukasbilder; in Wachsfarben reliefartig auf 
Holz aufgetragen); 2. im Kloster Melä oder 
Surmelä, angeblich um 380 aus Athen ge 
bracht; 3. navayia rj Kvxxojxiaaa auf Cy- 
pern; 4. J EXsovacc aus Ägypten (über Atta- 
leia) in Wilna; 5. Sta. Maria Maggiore in 
Rom: Milochan, la sainte vierge de St. Luc 
ä St. Marie Majeure, Paris 1862, mit Abb.; 
über Kopien s. Der Kirchenschmuck, Seckau 
1876, 80 ff.; 6. St. Maria del Popolo in Rom; 
7. Araceli in Rom (auf Cypressenholz); 8. in 
Grotta Ferrata. 
15 ) Theodor. Anagn. hist. I p. 185. Auf 
Goldmünze des Monomachos: Garrucci T. 
482, 15; Gemälde mit dem Namen: d’Agin- 
court, peinture T. 87; angeblich (über Malta) 
in der Hofkirche von Petersburg.
	        
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