Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Bearbeitung erfahren. 1 ) Die kunstverständigen Steinmetzen verlegen sich 
jetzt auf Säulen, Sarkophage und grosse Gefässe. Es wird mit der Zeit 
notwendig sein, die verschiedenen Steinbrüche hier zu sondern. Eine ge 
sonderte Gruppe bilden ja die Porphyrarbeiten, unter denen die Sarkophage 
der hl. Helena und Constantia (?) im Vatikan hervorragen. 2 ) Da der Ba 
salt an verschiedenen Stellen der alten Welt vorkommt, war auch seine 
Bearbeitung gewiss nicht auf Ägypten beschränkt. 3 ) Von den Sarkophagen 4 ) 
und anderen Gegenständen aus Marmor darf man im allgemeinen sagen, 
dass der weisse Marmor wie Elfenbein behandelt wird. Die kunstvolleren 
Stücke weisen durchbrochene Arbeit auf (in der vegetabilischen und ar 
chitektonischen Umgebung der Figuren), die einfacheren haben flache 
durch Gravierung und Einkerbung entstandene Reliefs. Die Forschung 
muss sich auf lokale Fabrikunterschiede richten; denn wir hören ge 
legentlich die wichtige Thatsache, dass Theodorich in Ravenna einem Sar 
kophagfabrikanten das Monopol verleiht. 5 ) Spanien z. B. steht für sich, 6 ) 
ein Sarkophag in La Gayole bei Marseille, den guten Hirten darstellend, 
weicht stilistisch vorteilhaft von der Masse ab. In Rom ist der Sarkophag 
des Junius Bassus (f 359) wegen seiner Figuren und der eigentümlichen 
Umrahmung hervorzuheben. 7 ) 
375. Als selbständigste und lebenskräftigste Kunst erscheint wieder 
die Malerei, welche nunmehr mit einer Art Standesgliederung zu behan 
deln ist; denn private, höfische und religiöse Malerei weichen wesentlich 
unter einander ab. Die Maler sind ja in dem ersten Jahrhundert diejeni 
gen Künstler, welche das diokletianische System nicht bloss (in Bilder- und 
Wandmaler abgestuft) anerkennt, 8 ) sondern auch mit Privilegien bedenkt; 9 ) 
dies hatte natürlich seine Rückwirkung auf den Malunterricht, welcher in 
akademische Bahnen gelangte. Kein Wunder, dass wir sogar die Gyps- 
klasse finden. 10 ) Die erste Art 11 ) setzt zunächst die alten Traditionen fort. 
An die heidnischen Darstellungen 12 ) schliessen sich nach dem Siege des 
Christentums halbheidnische Bilder mit Personifikationen der Natur und 
Abstrakta an; 13 ) Bilder wie der Zug der Meeresgöttin 14 ) passieren für Alle- 
mann, Pariser Antiken S. 18; christliche 
Altäre: S. 867; Prud. perist. 8, 194. 
J ) Relief der hl. Agnes als Orante: Röm. 
Quartalschr. III T. 1. 
2 ) Helena: Helbig, Führer I Nr. 818; 
Pistolesi Y 116; vor der Restauration von 
Piranesi gestochen; Constantin: Helbig I 
Nr. 815; Visconti, Museo Piocl. VII 11—12 h. 
8 ) Basaltvase mit Reliefs im Kircher’- 
schen Museum. 
4 ) In Rom: Grousset, etude sur les 
sarcoph. chretiens, Paris 1885; Rossi, Roma 
sotterr. 8, 448 ff.; Bcrist. IV 6, 9 ff. 70 f. 
87 f.; Römische Quartalschr. 4, 61 ff.; meh 
rere im lateranischen Museum (S. Litt.) be 
findliche in Phot. Parker; Gallien: Le Blant, 
etude sur les sarcoph. ehret, ant. de la ville 
d’Arles, Paris 1878, m. 36 T. u. les sarco- 
phages de la Gaule, Paris 1886 m. 59 T. (I. 
Arles, II. aus dem übrigen Gallien); Klein 
asien: Ra. 1, 320 ff. m. 2 T. 
5 ) Cassiod. var. 3, 19. 
6 ) Ficker, Röm. Quartalschr. 4, 74. 
7 ) Bottari, sculture I T. 15 u. Diony 
sius, sacr. basil. Vatic. crypt. mon. T. 81 u. 
d’Agincourt, sculpture T. 6 F. 5—7; Fr. X. 
Kraus, altchristl. Kunst S. 117; Vorderseite 
grösser: Pistolesi, il Vat. descr. II T. 19. 
8 ) Edictum Diocletiani 7, 8 f. 
9 ) G. F. Boerneri diss. super privilegiis 
pictorum, Lpg. 1751; Codex Theodos. XIII 
tit. 4. 
10 ) Gregor. Naz. tetrast. 4, 4 yqacpsvg dt- 
&doxei To nl&ov xoig exxvnoig. 
n ) Mavrogiannis, J Ea. 1893, 22 ff. 
12 ) Prudent. c. Symm. 2,39 ff. 50; Tempel 
maler in Delphi: Libanios, ’Avxioyog. 
IS ) Eustath. Macremb. 2, 2, 5. 6, 2. 4, 
4, 3 ff. 
14 ) Liber monstrorum bei Haupt, opusc. 
.2, 245.
	        
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