Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
namentalen Stufenpyramidenund die gnomenhaften Träger * 2 ) syrisch- 
ägyptische Vorbilder an. Auf das alte Persien führten wir manches zurück, 
wiewohl es möglich ist, dass die persische Renaissance auch altpersisches 
hereingebracht hat, wie Kapitelle mit Stiervorderteilen, 3 ) grosse Rosetten 4 ) 
und Sternblumen, stilisierte Löwen in der verschiedensten Verwendung, 5 ) 
Mannslöwen 6 ) und geflügelte Tiere. 7 ) Das Fremde erfährt im Lande 
manchmal eine nationale Umbildung: Pfeilerkaryatiden sind in Bajaderen 
umgewandelt, 8 ) Seepferde in Meerelephanten, 9 ) aus den Stierkapitellen 
werden Elephantenkapitelle 10 ) u. s. w. 
Über indische Malerei wird nichts berichtet; Wandgemälde sind vor 
dem fünften Jahrhundert kaum erhalten, dagegen entwirft Philostratos 
von historischen Wandbildern, die aus verschiedenfarbigen Metallen zu 
sammengesetzt sind, eine anschauliche Schilderung. 11 ) Das indische Kunst 
gewerbe existiert für den Westen nicht. Wenn es heisst, die Leichen 
seien mit Glas umschmiert worden, 12 ) so hat man wohl an Email zu denken. 
Die Drachenform der Feldzeichen 13 ) stammt aus Persien. Datierbare Anti- 
caglien vermisse ich; denn die offiziellen Thonsiegel mit Wappenfiguren 
sind nicht mit voller Sicherheit über das fünfte Jahrhundert zurück zu 
datieren. 
Die indisch-persische Kunst verbreitete sich nach China, 14 ) welches 
verschiedenemale mit den Römern verkehrte, 15 ) aber doch zunächst auf 
Persien angewiesen war; leider ist meines Wissens kein Gegenstand, der 
vor das 10. Jahrhundert fiele, erhalten. Japan ist, archäologisch betrachtet, 
ein noch jüngeres Land. Gegen Südosten, von Indien aus, reiht sich Hinter 
indien, vor allem Kambodscha (Khmer) an, 16 ) sodann der hinterindische 
Archipel. 17 ) Die persische Adlernase ziert die Holzidole der Papuas wie 
die Holzgötzen der Guanoinseln und die Goldfiguren von Peru. Die ver 
hältnismässig junge Kunst Amerikas ist durchaus von Ostasien und damit 
von den Kulturcentren der alten Welt abhängig. 
Im Korden Persiens erstreckt sich das persische Kulturgebiet über 
Armenien, das den Überschuss seiner Bevölkerung an Mesopotamien ab 
gab, 18 ) weit in das Skythenland hinein, wofür persische Kleidung und 
0 Ananta: Cave temples T. 1, 1. 2. 
2 ) Ajanta VII. (Inscr. T. 27). XV (T. 
29, 1). XIX (T. BO); Chaitya-Grotte in Kan- 
heri: Cave temples S. 351 Abb. 
3 ) S. 626. 
4 ) Z. B. Ajanta I. (Inscr. T. 18, 3); a Grün- 
wedel Fig. 3; Schaft mit Rosetten: Ananta 
(Cave temples 74 m. Abb.j. 
5 ) Kopf: Ajanta I. (Inscr. T. 18, 1); 
Löwenreiter: das. I. (Inscr. T. 18, 1). IV 
(das. T. 24); Grünwedel Fig. 6. 
6 ) An Kapitellen von Nasik VTII. (Cave 
t. T. 23, 3). 
7 ) Cave temples T. 16; Grünwedel Fig. 5. 
8 ) Survey III T. 4. 
9 ) AZ. 33, 93 abgeb. 
10 ) Elephantenschädel vertreten die Bu- 
kranien (Dio Chrys. 79, 4). 
n ) Vita Apoll. 2, 20 ff. 
12 ) Lncian. de luctu 21. 
13 ) Suidas JWoL 
14 ) Stan. Julien, indnstries anciennes et 
mod. de Fempire chinois, Paris 1869; A. 
Pfizmaier, Kunstfertigkeiten u. Künste der 
alten Chinesen, Wiener Akad. 1871. 
15 ) Reinaud, relations politiques et com- 
merciales de Pomp. rom. avec l’Asie Orient., 
Paris 1863; Fr. Hirth, Verh. d. Ges. f. Erd 
kunde zu Berlin 1889 Nr. 1. 
]6 ) Soldi, les arts möconnus; Bastian, 
Völker des östl. Asiens 1, 393 ff. IV K. 2. 3; 
Legrand, la nouvelle societe indochinoise, 
Paris 1878. 
17 ) S. 88. 
18 ) Tacit. A. 3, 34 a. E. Über den Anä- 
hitakult VF indischmann , d. pers. Anähita,
	        
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