Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. X. Die griechisch-römische Zeit. (§ 371.) 
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standen sein; ganz besonders entwickelt sich jedoch die Reliefskulptur 
schon deshalb, weil sie, wie in Rom, Steinplatten, Backsteine x ) oder einen 
anderen geringen Stoff verkleideten. Wieder ist es Buddha, dessen Le 
gende den Hauptstoff liefert. Diese Reliefs erinnern häufig an Sarkophag 
reliefs; * 2 ) mehrmals tritt aber über den von Ornamentreihen eingefassten 
Hauptfries ein zweites, etwas niedrigeres Bild. 3 ) Andere sind nach der 
Art des Severusbogens mehr hoch als breit perspektivisch komponiert. 4 ) 
Endlich aber kommt auch die Zerlegung in einzelne kleine Felder vor, 
die wir an den pyramidalen Grab türmen und den Mithräen gefunden haben. 5 ) 
Unmittelbar an diese Schule knüpfen zwei andere an, welche beide mit 
der Sassanidenkunst Verwandtschaft zeigen. Das Charakteristikum der 
einen ist der persische Schnurrbart in Verbindung mit einer sorgfältigen 
Frisur, 6 ) während die andere regelmässige Löckchen aufweist. 7 ) Indem 
aber das Sassanidenreich den Landverkehr mit den Römern ganz abschneidet 
und selbst Vorbild sein kann, gerät die römisch-griechische Grundlage in 
völlige Zersetzung, und zugleich befördern die eindringenden spät-persi 
schen Elemente die Bildung einer phantastischen Kunst, die man gewöhn 
lich unter indisch versteht. Ihre ältesten Denkmäler gehen also mit Not 
wendigkeit nicht über das dritte christliche Jahrhundert zurück und voll 
entwickelt steht der nationale Stil erst im fünften da. Hier kommt es 
nur darauf an, die fremden Bestandteile nachzuweisen. Aus dem römi 
schen Reich bezog man z. B. die korinthischen Kapitelle, Eckfiguren an 
Kapitellen und Konsolen, 8 ) Reihen von Kymatien und die Aedicula um 
Götterbilder, 9 ) Eroten mit Ranken, schwebende Gestalten mit bogenförmig 
flatterndem Gewände, ornamentale Sirenen und Typhone, schwebende 
Genienpaare zu den Seiten der Hauptperson und Medailloneinrahmung der Fi 
guren ; 10 ) ebenso ist die Basilikaform mit Apsis nicht zu vergessen. 11 ) Wo 
her die Inder diese Anregungen empfingen, lehren uns die Akten des 
Apostels Thaddaeus, welche darauf beruhen, dass ein indischer König 
einen Baumeister in Jerusalem anwerben will; desgleichen zeigen die or- 
guren gehören wohl eher in diese Zeit. Über 
Einfuhr von Kupfer und Blei Plin. 34, 17. 
J ) Z. B. in Mathura. 
2 ) Grünwedel F. 33. 37. 44; vgl. 30. 35. 
36. 67. 71. 
3 ) Grünwedel F. 26. 41. 
4 ) Grünwedel F. 29. 
5 ) Grotten von Ajantä : Inscriptions 
T. 15, 2. 19. 23, 1. 24. 25.* 27 u. ö.; Nasik, 
Gautampiutra: Cave temples T. 20. 
ö ) Buddhastatuen: Grünwedel F. 53. 
55. 69; Relief: das. F. 40. Alle diese Skulp 
turen sind aus dem Swät-Gebiete. 
7 ) Buddhaköpfe: Grünwedel F. 52. 51 
feinst durch Farbe ausgeführt); Relief: das. 
F. 42. 
8 ) Korinthische Kapitelle: Ajantä XXIV. 
(Inscr. 57). XXI. (das. T. 49, 1); Nasik, XV. 
(Cave temples T. 21, 3); Elurä, Kailäsa (Cave 
T. T. 84, 1—3); Eckfiguren: Ajantä II. (Inscr. 
T. 22). XXVI. (das. 59); Konsolen: Ajantä 
XXVI (Inscr. 59). 
9 ) Kymatien: Ajantä I. (Inscr. T. 18,1); 
Aedicula: das. XIX. (Inscr. T. 30). 
10 ) Ranken mit Eroten: Dschunagarh, 
(Cave t. T. 3, 3; Gbünwedel F. 45); schwe 
bende Gestalten: Elurä, Visvakarma-Grotte 
(Cave temples 378); Sirenen: Ajantä XVI 
(das. T. 45, 3); Typhone: Dschamalgiri (das. 
S. 138); Genienpaare: Ajaut.ä II. (Inscr. T. 
22). IV (T. 23, 3). VII (T. 27). XIX (T. 30); 
Kanhöri XXXV (Inscr. 65 u. 66; Cave templ. 
S. X); Karlö, Chaitya (Cave t. T. 14); Kon- 
divte IX (Inscr. T. 43, 1); Elurä, Parswanäti: 
Cave t. T. 86; verdoppelt Ajantä XXIV 
(Cave t. T. 86); verdoppelt Ajantä XXIV 
(Cave t. 157); Medailloneinrahmung: Ajantä 
XXIV (Inscr. 57), umgebildet das. I. (Inscr. 
T. 20). IV (T. 24). V (T. 25) u. ö. 
n ) Ajantä X (Cave t. T. 28, 2). XIX 
(das. T. 37, i). XXVI (das. T. 37, 2); Kan- 
heri (Cave t. T. 53); Karle. (Cave t. T. 11). 
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