Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

750 Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
und im Lande selbst waren es wohl nur teils die Kolonisten von Korinth, 
Patrae und Dyme teils die Zünfte der römischen Kaufleute in Athen, 
Argos, Elis und Mantineia, welche genügende Mittel besassen; schliesslich 
thaten einzelne Kaiser und der fürstlich reiche Herodes Attikos, was über 
das bürgerliche Mass hinausging. 
Der Zustand der verschämten Armut bekam Athen am besten, dessen 
Bürgerrechtstitel den Bildhauern ausgezeichnet zu statten kam. Die her 
vorragenderen derselben scheinen alle nach Italien gezogen zu sein; in 
Athen blieben wohl nur weniger bedeutende zurück, welche für Olympia 
viel zu arbeiten hatten. 1 ) Für den einheimischen Bedarf produzieren die 
athenischen Bildhauer zumeist Büsten, von denen mehrere erhalten sind, 2 ) 
und sonst Votivaltäre und Sarkophage, 3 ) teilweise recht gute Arbeiten, 
aber doch im Grunde nur Werkstattprodukte. Diese Fremdenindustrie 
arbeitete denn auch ganz nach dem Belieben des Bestellers modern oder 
in irgend einer alten Manier. Der Hermes vor der Stoa Poikile soll durch 
vieles Abformen schwarz geworden sein; 4 ) in Marmor sind mehrere Götter 
bilder und religiöse Reliefs archaischen Stils geblieben. 5 ) Für reiche 
Asiaten bequemte man sich zu einem asiatisierenden Stil. 6 ) Die Maler 
kopierten, machten Porträte und malten Gräber aus. 7 ) Wegen jener Füg 
samkeit einige Worte über die Mäcene der attischen Kunst! Appius Clau 
dius Pülcher ging im 1. Jahrhundert v. Chr. mit der Restaurierung der 
kleinen Propyläen von Eleusis, deren Reste durch ihre reichen Ornamente 
auffallen, voran. 8 ) Zeitlich liegt davon das Horologium des Andronikos, 
welches von seinen Reliefbildern der Winde „Turm der Winde“ heisst, 9 ) 
nicht weit ab. (Dann kamen auf der Akropolis der Tempel der Roma und 
des Augustus und das Agrippadenkmal.) 10 ) Zwischen 114 und 116 n. Chr. 
errichtete Antiochos Philopappos an einem herrlichen Aussichtspunkte ein 
grosses Grabdenkmal, welches jedenfalls Statuen enthielt und jetzt noch 
Marmorreliefs aus seinem Leben aufweist. 11 ) Hadrian überbot ihn noch 
weit. Das Olympieion, der grosse Thorbogen, eine Wasserleitung und 
die monumentale Brücke der eleusinischen Strasse waren bedeutende Unter- 
x ) Philathenaios und Hegias, Statue des 
Claudius in Olympia: Ausgrab. III T. 20, 3; 
Dionysios Sohn des Apollonios, Frauenfigur: 
das. III T. 20,4; Löwy Nr. 331; Eros, Frauen 
statue: Ausgr. IV T. 14, 2; Löwy Nr. 333; 
Aulus Sextus Eraton, Matronenstatue: Aus 
grab. IV T. 14, 1; Löwy Nr. 334; Eleusinios, 
Fragmente einer weiblichen Statue: Löwy 
335; in Athen Iason, Torso einer Athena 
oder Roma: Löwy 329; in Sparta: Apollo 
nios, Bruchstück einer Jünglingsstatue: Löwy 
336; Demetrios Demetriu, Rest einer Herme: 
Löwy 347; in Eleusis: Qu. Pompejus A. f. 
J Ed. 1887, 113. 
2 ) Nero im brittischen Museum: Wol 
ters 1650; Juba: Paus. 1, 17, 2, vielleicht 
erhalten (Brunn, A. 1861, 412 f.): Bch. I 
T. 3. 4. 5 S. 230 ff. 233 ff. 360 aus den Jahren 
111—35, 137, ca. 142. 
3 ) Sehr schöner Sarkophag des Aurelios 
Epapliroditos in Wilton House: DAK. II 
Nr. 117. 
4 ) Wolters 443; Sybel, Katalog Nr. 
11. 19. 
5 ) Wolters 419—421. 437. 439; korin 
thischer Tempelbrunnen (Original jetzt ver 
schollen); Ath. Mitt. IV T. 8, 1 (angeblich 
archaisch, s. Furtwängler Ath. Mitt. 7,162). 
6 ) Z. B. Votivrelief aus der Gegend des 
Philopapposdenkmals: Bch. V T. 1; Wolters 
1333; Sybel, Katal. 3276. 
7 ) Kopien: S. 737; Porträts: S. 738; Haus 
in Eleusis: J Ea. 1888, 77 ff. T. 4. 5. 
8 ) S. 106. 
9 ) Vitr. 1, 6, 4; vgl. Varro r. r. 3, 5,17; 
Altert, v. Athen Lief. II T. 3 f. Text I S. 96 f.; 
Phot. Bruckm. 30; über Reparaturen J Ed. 
1884 S. 169 f. Z. 54. 
10 ) Ant, Denkm. I T. 25. 26. 
n ) Ant. of Athens 2, 440 f.; Atlas v. 
Athen H. 11 T. 11. 12. H. 12 T. 1—9; über 
die Zeit Ath. Mitt. 1, 36.
	        
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