Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Unrecht. Denn deren Stempel würden von Dilettanten geschnitten, die 
nicht nach guten Vorlagen, sondern nach fremden abgeschliffenen Münzen 
Philipps, der Sicilier und Römer, arbeiteten; noch Vercingetorix liess 
Statere Königs Philipp nachahmen. Interessanter als diese traurigen Ver 
ballhornungen sind die unrömischen Götterfigürchen, die allerdings teil 
weise in die Kaiserzeit fallen mögen. Kostüm und manchmal auch Stel 
lung (Sitzen mit untergeschlagenen Beinen) sind echt national. 1 ) Die 
griechischen Götterbilder dagegen sollen den Galliern lächerlich vorge 
kommen sein. 2 ) Von Architektur ist kaum zu reden; Pelsenbau mit Ein 
ritzungen liegt in der Pfalz am Brunoldsstuhl („Brunholdisstuhl“) vor, 
wo noch ein Goldstater Königs Philipp gefunden wurde. 3 ) Im Kunsthand 
werk tritt das Eisenschmieden hervor, wohl nicht ohne Zusammenhang 
mit Noricum (S. 209), bis wohin jetzt fast ununterbrochen gallische An 
siedlungen reichten. Die Benennung der „Eisenkultur“ nach La Tbne 
(S. 144) ist bloss in der Eundchronik begründet. 4 ) Am besten kennen wir 
schön verzierte Waffen und Rüstungsstücke durch die pergamenischen 
Balustradenreliefs (S. 679), 5 ) im Original jedoch besonders durch die Funde 
von Alesia (S. 142). Die Ornamentik nimmt sich wie eine Verkümmerung 
der griechischen Voluten aus. Die griechische Einfuhr scheint nicht be 
deutend gewesen zu sein, immerhin gelangten einfache schwarzgefirnisste 
Gefässe ohne Verzierung 6 ) oder mit weisser, auch gelber Dekoration bis 
an den Rhein und fanden hier, wie wir sehen werden, lokale Nachahmung. 
Der gravierte Bronzespiegel von Bordeaux weist nach Südosten. 7 ) Die 
Grabfunde sind aber im allgemeinen gering, weil alles Theuere mit dem 
Toten verbrannt wurde. 8 ) Dennoch verraten sie die Herrschaft einer De 
korationsmanier, welche auf rotem Glasfluss (Email) beruhte 9 ) und die 
Korallen nachahmte. 
Als Spanien während dieser Periode in den Gesichtskreis der römi 
schen Politik eintrat, war es in jeder Beziehung begehrenswert: ein dichter 
als die benachbarten bevölkertes Land, reich an Silber und Zinn, mit 
Gaulois d’apres leurs medailles, Le Mans u. 
Paris 1868—74, m. 101 T. 
9 S. Reinach, Revue celtique 1892 Nr. 
2; A. Vaissier, etude sur les statuettes de 
Jupiter costumöes ä la gauloise, Besan^n 
1894 m. T.; Al. Bertram), Ra. n. s. 43, 321 ff. 
(er vergleicht die Stellung mit der buddhi 
stischen); Blanchet, Mem. de la soc. des 
antiqu. s. VI Th. 1 S. 65—224, m. Abb.; Mor- 
tillet, contrib. ä l’hist. des superstitions: 
amulettes gauloises et gallorom.; im allge 
meinen s. Pottier, statuettes p. 236 ff.; E. 
Tudot, Collection de figurines en argile, 
oeuvres premieres de hart gaulois, Paris 1860, 
m. Abb. u. 75 T.; H. de Cleuziou, de la po- 
terie gauloise. Etude sur la coli. Cbarvet, 
Paris 1872, m. Abb.; G. de Mortillet, les 
potiers allobroges, Annecy 1879, f. 
2 ) Diodor. 22, 9, 4. 
3 ) Mehlis, Rhein. Jahrbb. 94, 43 ff. - 
Pflugk-Hartung, keltische Bauwerke, Neue 
Heidelberger Blätter 1891 I H. 2. 
4 ) Auch der Name „gallisch“ (englisch 
lateceltic) ist mit Vorsicht zu gebrauchen, 
wie überhaupt die Definition des Begriffes 
La Tene der Revision bedarf. — Silberge- 
fässe in Unterlitten bei Altstätten: 111. Ztg. 
1871 Nr. 1491. Über gallische Bewaffnung 
und Tracht Longperier, B. arch. de l’Athe- 
naeum fr. 1856, 41 ff.; A. 3, 287 ff. 
5 ) Andere Abbildungen kommen in etrus 
kischen Urkundenreliefs, am Bogen von 
Orange und auf Münzen von M. Fourius 
(Cohen T. 19,3; de Lagoy, recherches, Aix 
1849) vor. 
6 ) Einzelne in Speier; aus Trier in Berlin 
Nr. 2187. 
7 ) Ra. 41, 321 ff. m. T. 10. 
8 ) Caes. b. Gail. 6, 19 a. E. 
9 ) S. 224; J. B. Bulliot, l’emaillerie 
avant l’ere ehret, chez les Gaulois, Paris 
1875 m. T.
	        
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