Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 347.) 703 
kischen Schriftsprache auf; 1 ) ihre Fabrikation dauert aber bis in die 
Kaiserzeit hinein, doch ist schon zur Zeit der Flavier die Technik im 
Niedergang. Ihre hauptsächliche Schönheit liegt abgesehen von der Glasur 
in der Ornamentik, welche aus der Pflanzen- und Tierwelt stammt und 
hie und da kleine Figurenbildchen aufnimmt. * 2 ) Eine kunstgeschichtliche 
Würdigung dieser weit verbreiteten Gefässegattung steht noch aus. Die 
Festgewänder weisen grosse Figuren freier Zeichnung auf. 3 ) 
347. Oberitalien steht im ersten Teile dieses Zeitalters unter dem 
Drucke der Gallier, um schliesslich in einen Teil Italiens sich zu ver 
wandeln. Die Denkmäler sind vorläufig noch zu unbedeutend, um eine 
Kunstgeschichte Oberitaliens schreiben zu können. Die griechische Ein 
fuhr hat wenig Bedeutung mehr, desgleichen die etruskische. 4 ) In einer 
Grabstele von Bologna ist das griechische Händereichen mit dem itali 
schen Dämonenwesen vereinigt. 5 ) Mehrere Gräberstätten werden wohl 
mit Recht den Galliern zugeschrieben, 6 ) aber sie enthalten nichts, was 
eine Kunstübung anzeigte. Eine eigenartig stilisierte bronzene Zeusfigur 
aus Verona mag gallisch sein, 7 ) desgleichen die bescheidenen Münzbilder 
von Ariminum. 8 ) Am längsten hielten die Figurier an ihrem rohen Räuber 
leben fest. Nach den Höhlenfunden haben sie, aus Mangel an Metall, 
noch unter der Römerherrschaft Steingeräte gebraucht; zur Zeit Diodors 
hatten nur einige die römische Bewaffnung, obgleich die Ligurier das 
westliche Meer bis Afrika befuhren. 9 ) Etwas den keltischen Funden ähn 
liches kommt nur im Osten (einschliesslich Luni und Carrara) vor, ist 
aber ärmlich. 
Über das eigentliche Gallien 10 ) ist etwas besser zu urteilen; denn 
die schnurrbärtigen, mit gestreiften Gewändern bekleideten Gesellen machten 
sich überall unliebsam bekannt. Die Berichte der Historiker lassen frei 
lich erkennen, dass der fremde Einfluss in Gallien nicht tief ging und 
desto mehr abnahm, je weiter man nach Norden und Westen kam. Im 
Süden hatten die Gallier Massalia zur Lehrmeisterin — wie es heisst, 
sogar in Ackerbau, Städtebau und ähnlichen Grundlagen des sesshaften 
Lebens 11 ) — und die Goldbergwerke der Arverner gestatteten den Königen 
derselben eine Zeitlang übertriebenen Luxus. 12 ) Gewöhnlich betrachtet 
man die gallischen Münzen als Kern der Denkmäler, 13 ) indes wohl mit 
*) Ausnahmsweise bei einer Marmorurne 
mit bilinguer Inschrift: B. 1834, 149; über 
die Inschriften: Gamurrini, le iscrizioni d. 
ant. vasi fittili aretini, Roma 1859. 
2 ) Schöne Eberjagd: B. 1867,183; s.S. 180; 
Not. d. sc. 1884, 377 T. 8, 2; Inghirami, mus. 
etr. V 8 ff. 
3 ) Abg. in der Tomba Francis: Noel 
des Vergers III T. 27 = Martha S. 225. 
4 ) Etruskische bemalte Yase: bei Man 
tua, B. 1847, 17 f. 
5 ) Dennis II 3 509 nach Phot. 
6 ) Ceretolo bei Bologna: vgl. Mazard, 
Ra. 39, 161; einige Gräber Benacci und Luca 
bei Bologna;) in Como: Rivista arch. della 
prov. di Como 1872 ff.; Este: Helbig, B. 
1882, 82 f.; bei Siena: B. 1875, 257 ff. „Mis 
sion scientifique“ A. Castan’s 1880/1, um 
die oberitalischen und gallischen Denkmäler 
zu vergleichen. 
7 ) B. 1868, 217 f. 
8 ) Brit. Mus. Italy p. 25. 26. 28. 29 m. 
Abb. 
9 ) Diod. 5, 39, 7. 8. 
10 ) H. Martin, ötudes d’arch. celtique, 
Paris 1872; Bordier et Charton, hist, de 
France. 
*') Justin. 43, 4, 1. 2. 
12 ) Über die Metallbergwerke Galliens 
Daubree, Ra. 1867 u. 1881. 
13 ) Eug. Hucher, l’art gaulois ou les
	        
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