Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 848.) 691 
Die Fortbildung des persischen Stils aus der Zeit des Artaxerxes 
Ochus (S. 657) vollzog sich mehr im Inneren des Reiches. Das Relief des 
Gotarzes I., ! ) Münzen von Fars und einige Siegelsteine * 2 ) belegen dies. 
Über den Inhalt eines Hügelgrabes in Hyrkanien (Tureng-Tepeh, nordöst 
lich von Asterabad), welches 1841 geleert wurde, weiss man leider zu 
wenig; 3 ) die krummen Kyrosnasen 4 ) waren hier zu finden. Zur Charak 
teristik des Geschmackes dienen auch die Drachenfeldzeichen der Parther. 5 ) 
Griechische Kolonien haben im innern Persien nicht gemangelt; 6 ) sie 
trugen griechische Kultur und Kunst bis an den Oxus, wo Terrakotta 
figuren gefunden sind. 7 ) Zugleich damit drang das Aramäertum dorthin 
vor. 8 ) Im Baktrerlande wurden Tausende von „griechischen“ Kolonisten 
angesiedelt und es bildete eine Zeitlang ein halbgriechisches Königreich. 9 ) 
Die meist unschönen Münzbilder geben den Königen den makedonischen 
Hut und die altpersische Adlernase. Das Land war jedoch zu exponiert, 
als dass sich hier das Fremde lange hätte erhalten können; schon 128/7 
v. Chr. fand ein chinesischer Reisender die Kenntnis des Metallschmelzens 
verschwunden. 10 * ) Nach Ausweis der Münzen hatte der Hellenismus etwa 
von 250 bis 150 v. Chr. Amtssprache, Münztypen, Geldfuss und viele 
Königsnamen geliefert. Dann tritt neben das Griechische das indische 
Prakrit, zeitweise auch das Pali, der griechische' Fuss wird durch den 
indischen ersetzt; gegen die christliche Zeitrechnung hören die griechischen 
Namen auf. Die Typen wurden von den „indoskythischen“ Königen über 
nommen und die grichische Schrift blieb in Gebrauch. 
Im Pendschab und östlich vom Induslande herrschen ähnliche Ver 
hältnisse. Indien 11 ) ist zuerst der babylonisch-persischen Kultur er 
schlossen worden (S. 626). Jetzt kamen die Griechen. Auf Alexander 
folgen die Seleukiden, welche Verbindungen anknüpfen. Da und dort 
trifft man Griechen in hervorragenden Stellungen. 12 ) Bis in das erste 
Jahrhundert n. Chr. erhält sich das Bewusstsein hellenischer Nationalität, 
auch wenn die Personen bereits indische Namen führen. 13 ) Dabei dauerte 
der persische Einfluss fort; die Inder trugen z. B. Hosen wie die Meder. 14 ) 
Im allgemeinen jedoch behaupten sie ihre Selbständigkeit mit Würde. 
Eratosthenes behandelt Inder und Arianer als Kulturvölker, was gewiss 
9 Coste et Flandin, voyage en Perse 
T. 119; Dieulafoy V S. 87. 
2 ) Z. B. Ra. n. s. 31, 331 m. Abb. 
3 ) De Bode, Archaeologia 30, 248 ff. m. 
T. 16 (Funde im Besitz des Schahs). 
4 ) Vgl. Plut. reg. apophth. Cyr. 1. 
5 ) Abgeb. MB. 10, 31. 
6 ) Vgl. die Schrift des Isidoros von 
Charax. 
7 ) Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 22, 347 f. 
m. Abb. 
8 ) Inschriften von Münzen Sogdianas 
aus dem 2. Jahrh.: R. sömit. 1893, 173. 
9 ) Gold und Reichtiimer im Baktrerreiche: 
Epist. Alex. p. 202, 17. 
10 ) Gutschmid, Geschichte Irans S. 63. 
n ) A. Geünwedel, buddhistische Kunst 
in Indien, Berlin 1893 (Handbücher der kgl. 
Museen zu Berlin) m. Abb.; E. Cuetius, d. 
griechische Kunst in Indien, AZ. 33, 90 ff. 
12 ) Buddhistischer Missionär des Königs 
A9oka: Tuenoüe’s Mahäwanso 71; Statthalter 
von Suräschtra: Ind. antiquary 7, 257. 
13 ) Arch. survey of Western India 10, 
32. 43. 55. Vgl. im allgemeinen Sylv. Levi, 
quid de Graecis veterum Indorum monu- 
menta tradiderint, these v. Paris 1890; 
Webee, die Griechen in Indien, Sitzungsber. 
d. preuss. Akad. 1890, 901 ff.; V. A. Smith, 
Graeco-roman influence on the civilization 
of ancient India, J. as. soc. of Bengal LVIII, 
I, 3 S. 107 ff. m. 4 T. 
14 ) Petron. carm. 46, 5. 
44*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.