Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 842.) 687 
betrachtet. 1 ) Der verrückte Ptolemaios VII. erstreckte seinen Hass auch 
auf die Maler, welche wie die Gelehrten in die Verbannung wandern 
mussten. * 2 ) Eine bestimmte Vorstellung von den ägyptisch-alexandrinischen 
Malern gewinnen wir nicht. Nur was sie dem Publikum bieten durften, zeigt 
die Erzählung von Galaton, welcher Homer sich erbrechen und seine Nach 
folger den Auswurf auffangen liess. 3 ) Nicht viel sinniger wurde Aristarch 
mit der Tragodia an Stelle des Herzens porträtiert. 4 ) In der Plastik 
sahen die Könige auf Kostbarkeit, wodurch die vulkanischen Steine des 
Landes und die chryselephantine Kunst 5 6 ) zu Ehren kamen. Der zweite 
Ptolemäer zog den Bryaxis (S. 652) heran, um das kostbare Bild des 
Serapis zu schaffen, welches aus allen möglichen Metallen und Edelsteinen 
bestand und dunkelblau gefärbt war. 0 ) Wir fanden ausserdem rhodische 
Künstler in Ägypten beschäftigt (S. 675), da es mit Rhodus die engsten 
Verbindungen hatte. 7 ) Selbstverständlich diente die Plastik oft der Archi 
tektur, so dass z. B. auf Kleopatras Grabmal zwei Dienerinnen von Erz 
standen. 8 ) Manche Skulptur mag dem Zeitalter der Ptolemäer zuzurechnen 
sein; doch ist hierüber noch keine Untersuchung angestellt. 9 ) Ebenso bedürfen 
die Terrakotten von Alexandrien noch der Prüfung; 10 ) unter ihnen be 
finden sich auch Bilder ägyptischer Götter und Tiere. Die prächtige Aus 
stattung der Bauten mit Boden- und Wandmosaik aus schönen Steinen, 
Glasfluss und Metall ward schon S. 301 ff. behandelt. Mit diesen wechselten 
kostbare Gobelins und Teppiche. 11 ) Ins einzelne gehende Schilderungen 
gibt nur Josephus von dem goldenen Tisch und den Mischkrügen, welche 
nach Jerusalem geweiht wurden. 12 ) Noch ärger war die Verschwendung 
der edlen Metalle und Prachtstoffe am Hofe selbst. 13 ) 
Gegenüber dieser höfischen Kunst regte sich im Volke ein anderer 
Geist. In dem Völkergemisch von Ägyptern, Semiten, Makedoniern, 
Griechen und ausgedienten Söldern ferner Länder 14 ) fiel die führende 
Rolle dem klugen Semiten zu. Es gibt einige Denkmäler, welche äusser- 
lich den alten Stelen gleichen, aber eine vollständige Zersetzung auf 
weisen, und diese tragen aramäische Inschriften. Nach gleichartigen Zeug 
nissen gebührt den Semiten die Begründung einer neuen Denkmäler 
klasse. In der Oase von Faijüm sehen wir nämlich die vollständigen 
0 Demetrios 6 ronoyQacpog von Ale 
xandrien, in Rom lebend Diod. XXXI exc. 
Yat. 8 et Vales.; Yal. Max. 5, 1, 1. Vgl. Ana 
cre ont. 2 B, 5 f. 
2 ) Ath. 4, 184 c. 
3 ) Aelian. var. hist. 18, 21. 
4 ) Bekker Anecd. II 672, 25. 
B ) Theocrit. 17, 125. 
6 ) Clem. Al. protr. 4 p. 48 (er nimmt 
einen andern Bryaxis an); über die Farbe 
s. S. 686; ähnlich eine erhaltene Figur aus 
Ägypten, abg. Jhst. 12, 126; über Cypern s. 
S. 682. Schöner Serapis in der Sammlung 
Goldschmidt zu Paris, abgeb. G. d. b.-a. 
1893, 259. S. Overbeck, Plastik II 4 89. 
7 ) Z. B. wurde der rhodische Münzfuss 
eingeführt. 
8 ) Proverb. Alex. p. 22, 4 f. 
9 ) Z. B. Torso einer Aphrodite, Wolters 
1475; vermeintlicher Alexanderkopf, Wol 
ters 1602; kleiner Torso des Marsyas aus 
rotem Marmor: Boston Gypsabg. 225. 
10 ) Neroutsos-Bey, l’anc. Alexandrie S. 
74 f.; Pottier, statuettes p. 139 ff.; Ath. Mitt. 
1885 T. 10. 11. Reihen in London, Turin, 
Berlin, Paris, Athen. 
u ) Athen. 4, 147 f. 
12 ) Joseph, ant. 12, 64 ff. 78 ff. 
13 ) Suet. Aug. 71; silberne Pferdege 
schirre: Athen. 4, 148 b; Beschreibung eines 
Fürstengewandes bei Apollonios von Rhodos 
1, 730-67. 
14 ) Mumie mit etruskischer Inschrift, in 
Agram: J. Krall, d. etrusk. Mumienbinden 
des Agramer Nationalmuseums, Wien 1892; 
1887 wurden ungefähr 20 Stelen mit bisher 
unentzifferten Inschriften in Achmim ent 
deckt. '
	        
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