Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 340.) 681 
er hatte Speisereste und ähnliches, auch Tauben, die am Rand eines Ge- 
fässes sassen, dargestellt. 
Obgleich erst Eumenes II. ein grösseres Reich eroberte und vorher 
Syrer und Republikaner gegeneinander rangen, empfiehlt es sich doch die 
Griechenstädte des westlichen Kleinasiens hier anzureihen, weil die Mittel 
der reichen Tempel und Gemeinden weit über das bürgerliche Mass hinaus 
gingen. An skulpturenreichen Heiligtümern gehören mindestens der 
Dionysostempel von Teos * 2 ) und das Artemision zu Magnesia am Mäander 
hieher, beide von Hermogenes im 3./2. Jahrhundert erbaut; 3 ) umfängliche 
Friesreliefs des letzteren mit Amazonenkämpfen befinden sich in Paris, 4 ) 
neugefundenes ist nach Berlin verbracht. Über originelle Neuerungsver 
suche in der Dekoration gibt Yitruv (YII 5) parteiischen Aufschluss. Über 
die statuarische Kunst schweigen die Schriftquellen; 5 ) ich möchte das 
bekannte Werk des Apollonios und Tauriskos aus Tralles, die unmittel 
bar bevorstehende Schleifung Dirkes, welches der „farnesische Stier“ in 
Neapel nachbildet, 6 ) zur kleinasiatischen Kunst rechnen. Plinius 7 ) weiss 
zwar nur, dass die Gruppe aus Rhodos kam, aber Münzen des lydischen 
Thyateira und von Akrasos bilden sie ab, 8 ) und so wird sie wohl von 
Eumenes II. nach 189 v. Chr., als diese ganze Gegend, auch Tralles, an 
sein Reich fiel, dem Apollo geweiht worden sein. Die ganze Gruppe ist 
malerisch komponiert, was nicht Wunder nehmen kann, da Tauriskos auch 
Maler war; 9 ) weil man sie von allen Seiten betrachten sollte, ist auch eine 
Art Hintergrund, felsiger Boden, auf welchem ein Hirt seine Tiere weidet, 
hinzugefügt und dieser, wie auch Antiope, mit einer Art Perspektive 
kleiner gebildet. Dirkes Gewand ist nicht zerrissen, sondern ateliermässig 
so angeordnet, dass man den schönen Oberkörper ganz entblösst sieht. 
Einer dieser zwei Panoramaplastiker scheint seinen Sohn im gleichen Be 
rufe erzogen zu haben; wenigstens fertigte ein Epikrates Sohn eines Apol 
lonios für den Musentempel von Knidos eine bis auf die untere Hälfte 
verlorene Gewandstatue. 10 ) Bei den Marmorbrüchen von Ephesos siedelte 
sich ebenfalls eine Bildhauerschule an. Inschriften lehren uns eine Familie 
kennen, welche etwa im ersten Yiertel des ersten Jahrhunderts und wahr 
scheinlich schon etwas früher thätig war. Agasias Menophilu und sein 
Sohn Menophilos arbeiteten für Delos, 11 ) während der „borghesische Fech- 
9 Propert. 1,6,14 Asiae veteres cernere 
divitias. 
2 ) Jonian ant. 1. Ausg. T. 2—4; AZ. 33 
T. 5 S. 28 f. Über den Tempel von Priene 
S. 94. 
3 ) Yitr. 3, 2, 6 ff.; vgl. G. Hirschfeld, 
AZ. 33, 30. 
4 ) Phot. Giraudon; Clarac, musöe II 
T. 117 C—J (stillos). Ganz schlecht ver 
öffentlicht sind auch Friesreliefs von Kos 
(AZ. 1846, 281 ff. T. 42) und Aphrodisias 
(HAK. II 66, 845 b, mit Isokephalismos). 
Auf den Zeustempel bei Aizanoi machte 
neuerdings Naumann (vom goldenen Horn 
bis zu deji Quellen des Euphrat) aufmerk 
sam. _ 
5 ) Holzschnitzer Eetion in Milet: Theocrit. 
Anth. 6, 337. — Kleiner Aphroditekopf aus 
Tralles: Wolters 1451. 
6 ) Wolters 1402; Phot. Bruckm. 367; 
zur Kritik Heyne, antiqu. Aufsätze 2, 182 ff. 
7 ) 36, 33. 34. 
8 ) Eckhel, num. anecd. T. 15,1; Ztsch. 
f. Num. 14, 9 ff. T. 2; s. auch AZ. 1852 
S. 502 f.; Millin, gall. mvth. 140, 514; Imi 
tation auf rohem Intaglio aus Aquileja: abg. 
Mitt. d. Centralkomm. N. F. 14, 257. 
9 ) Plin. 35, 144. 
10 ) Löwy Nr. 301. — Komischer Schau 
spieler aus der Gegend von Tralles in Kon 
stantinopel Nr. 36; Dict. des beaux-arts I 
T. 31. 
n ) Von dem ersteren Fragmente einer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.