Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 839.) 675 
die Künstler des ganzen Gebietes zwischen Kreta und Cypern ab, ] ) welche, 
jedenfalls durch Privilegien angezogen, sich dort häuslich niederliessen; 
ihre Nachkommen besitzen bereits das rhodische Bürgerrecht. * 2 ) Wir 
kennen nur eine Künstlerfamilie, deren fremder Ursprung nicht fest steht. 3 ) 
Diese naturalisierten Rhodier waren dann wieder in Alexandrien und Sy 
rien thätig. 4 ) Die zahlreichen Künstlerinschriften 5 ) dürften jedoch be 
weisen, dass die eigentliche Blüte der rhodischen Skulptur in den Anfang 
des ersten Jahrhunderts, also gegen das Ende des Zeitalters fällt und die 
Laokoongruppe sogar nicht mehr hieher gehört. 
Das eigentliche Kleinasien folgt monarchischen, asiatischen Tendenzen; 
wir erwähnen also nur noch einige bedeutende Werke, welche wir nicht 
in einen Schulzusammenhang bringen können. Zur rhodischen Gruppe gehört 
vielleicht die Venus von Milo, ein aus Melos in den Louvre gekommenes 
Bildwerk. 6 ) Da die Arme verloren gingen — die Zugehörigkeit eines 
Armes mit Apfel 7 ) wird bestritten —, liegt die Deutung im Ungewissen. 8 ) 
Die jungfräulich ernste Göttin ist mit beiden Armen beschäftigt, weshalb 
sie eine eigentümliche Stellung einnimmt, damit das Kleid, welches sie 
nur von den Hüften abwärts bedeckt, nicht hinabgleite, und zwar hat sie 
an einem in gleicher Höhe aufragenden Gegenstände zu thun; nach Mass- 
gabe einer Münze 9 ) dürfte die ungeflügelte Nike- dargestellt sein, wie sie 
ein Tropaion errichtet. Ob die Künstlerinschrift eines . . . andros aus 
Antiochien am Mäander, einer um 280 gegründeten karischen Kolonie, 
dazu gehört, ist noch bestritten. 10 ) Über die Zeit wird sonst kaum etwas 
0 Aus Kreta Timocharis von Eleuther- 
nai (Löwy 166—173. [176]) und Protos von 
Kydonien (das. 198); aus Milet Archedamos 
(das. 200 — 1); aus Halikarnass Phyles (Löwy 
177—80, vgl. Schumacher, Rhein. Mus. N. P. 
41, 223 ff.); aus dem lindischen Soloi Epi- 
charmos (Löwy 191—2), Sosipatros und Zenon 
(das. 190); aus Salamis Simos (das. 163; auch 
Maler, Plin. 35, 143) und Onasiphon (Löwy 
165). 
2 ) Die erste Stufe war die imdapicc 
(Löwy 184—7. 191—2); Timocharis Bürger 
L. 174, dann sein Sohn Pythokritos (Plin. 
34, 91); Epicharmos Sohn des Epicharmos 
L. 191—2; nach der Namensform sind natu 
ralisierte Rhodier Demetrios Sohn des De- 
metrios (L. 187), Demetrios Sohn des Helio- 
doros (L. 193) und Plutarchos Sohn des He- 
liodoros (P. 194). 
3 ) Mnasitheos und Teleson: Löwy 181; 
Mnasitheos Sohn des Teleson: das. 182—4; 
— für sich allein Andragoras: das. 204. 
4 ) Z. B. in Alexandrien Theon und De 
metrios Sohn des Demetrios: Löwy 187. 
5 ) Löwy S. 127 ff.; Holleaux, R. de phil. 
n. s. 17, 171 ff.; besonders aber Hiller v. 
Gärtringen, Jahrb. 9, 23 ff. Nach älteren 
Quellen G. Eitner, die Künstlerschule zu 
Rhodus, Wohlau 1880. 
6 ) Wolters Nr. 1448—50; Phot. Bruckm. 
298. Das scheinbar ungleiche Gesicht (vgl. 
den attischen Ephebenkopf im Louvre Nr. 
48; Heydemann, Pariser Antiken S. 26 f.) 
ist naturgetreu, ebenso die kleinen Haut 
falten (C. Hasse, Archiv f. Anat. u. Physiol. 
anat. Abt. 1887 S. 119 ff.). 
7 ) AZ. 1873 T. 16; Göler T. 3; Saloman 
T Pig. 15/16; Hasse T. 4. 
8 ) Saloman, la statue de Milo dite Ve 
nus victrix, Stockholm 1878; Göler v. Ra 
vensburg, die Venus v. Milo, Heidelberg- 
IS? 9, m. 4 T.; zur Kritik Valentin, die hohe 
Prau v. Milo, Berlin 1872; über Kunst, 
Künstler und Kunstwerke, 1889; neues über 
die V. v. M., Lpg. 1883; Furtwängler, 
Meisterwerke S. 601, 1; Kroker, Festschrift 
f. Overbeck S. 45 ff. 
9 ) Münze des Agathokles (310—306): 
Brit. Mus. Sicily 195; Aphrodite mit Tro 
paion nach Heydemann, Pariser Antiken 
S. 8f. 
10 ) Löwy 298; vgl. Overbeck, Ber. d. 
sächs. Ges. 1881, 92 ff.; Saloman, Plinthe d. 
Venus v. Milo S. 30 ff.; Furtwängler, Meister 
werke 602 ff.; bezweifelt von Löwy und 
Wolters Nr. 1448. Nach Ravaisson, Mem. 
de l’Acad. des inscr. 34, I m. 9 T. gehört die 
Inschrift zu einem Hermes. 
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