Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

626 Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
risch an und die Reihen von Rosetten und Palmetten sind aus dem vorigen 
Zeitalter beibehalten. 1 ) Einzelne Arbeiter halten an dem „assyrischen“ 
Stile strenger fest. * 2 ) Trotzdem ist eine leise Anmut hereingekommen; das 
Löwenrelief vom apadana des Xerxes zeigt sogar einen sichtlichen Fort 
schritt. 3 ) 
Litteratur: § 57; dazu G. Curzon, Persia, London 1892, 2 Bde. mit Abb.; be 
sonders aber Dieulafoy, l’art antique de la Perse, Paris 1884, Bd. 1—ITT; Perrot Bd. V. 
Eine englische Expedition formte die bedeutendsten Denkmäler von Persepolis ab ([Cecil 
Smith] Catalogue of casts of sculptures from Persepolis and the neighbourhood, m. 6 T.). 
Um den fernen Osten nicht ganz zu übergehen, möchten wir die 
Vermutung aussprechen, dass in Indien die ältesten Felsentempel, resp. 
-Gräber auf altpersische Vorbilder zurückgehen. Nur damals konnten 
die Inder zugleich den geflügelten Mannsstier 4 ) und das Stierkapitell 5 6 ) 
kennen lernen. 
Auf Ägypten lastete Fremdherrschaft, die umsomehr drückte als 
die Anhänger der reinen Feuerreligion die Götterverehrung belästigten. 
Dennoch ist das Ägypten der Perserzeit mehr unbekannt als unproduktiv. 
Herodots Schilderung liefert nicht viel einschlägiges; G ) von Hellanikos’ Er 
zählungen haben wir leider sehr wenig. 7 ) Öffentliche Denkmäler kommen 
nur vereinzelt vor, 8 ) die königlichen Skarabäen haben aufgehört, im Ver 
kehr wird die aramäische Verkehrssprache begünstigt, trotzdem erleidet 
der ägyptische Stil der vorigen Periode geringe Lockerung. Die Denk 
mäler sind jedoch klein: skulpierte Stelen, 9 ) Siegel, Cylinder und Glasge- 
fässe aus einem Friedhofe von Sakkarah. 10 * ) 
Im Westen treffen wir bald da bald dort Spuren des neuen Zeit 
geistes. Unter den punisehen Mumiensärgen befindet sich einer, an dem 
die archaische Stilisierung des Kopfes mit etwas Realistik versetzt ist. 11 ) 
In Unteritalien bieten die Etrusker den Griechen die Spitze; 12 ) fremder 
Import (z. B. schwarz- und rotfigurige Vasen) findet sich genug, am meisten 
in Nola und Capua, bis in den Jahren 445—29 die Samniter Kampanien 
erobern und die Einfuhr, wenn auch nicht vernichten, doch stören. Wir 
weisen nur auf eine eigentümliche Art von geometrisch und mit Palmetten 
motiven bemalten Vasen hin. 13 ) 
Erst Rom bildet wieder eine Kunstprovinz. Der Sturz der Könige 
rief hier keine Reaktion gegen die Kulturbestrebungen hervor, im Gegen- 
9 Z. B. Stolze 2, 19. 
2 ) Relief in der Hundertsäulenhalle: 
Stolze 1, 68. 
3 ) S. 624, i5. 
4 ) Cunningham, reports 8, 99 T. 28. 
6 ) Aus dem vihära IX. von Bhädschä, 
abgeb. Führer, inscriptions (S. 87) S. 8. 
6 ) Unanständige Marionetten im Kultus: 
K. 48; Uschebti beim Mahle herumgezeigt: 
K. 78. 
7 ) Bronzegefässe: Athen. 11, 470 d. 
8 ) Naophoros aus der Zeit des Darius 
im Vatikan; Alabastervase mit dem Namen 
des Xerxes: Caylus, recueil V T. 80; Archaeol. 
XXXI T. 6. 
9 ) Aus dem Jahr 482, in Berlin: C. I. 
Semit. II T. 11,122; lg. Ztsch. 1877 S. 127 ff. 
T. 1 (bemerkenswert ist der Haarbeutel); 
Grabstele aus Sakkarah: Bulaq Nr. 5942. 
10 ) C. I. Semit. II Nr. 123 ff. Über die 
aramäischen Denkmäler Clermont-Ganneaü, 
Ra. n. s. 36, 93 ff. 37, 21 ff; Lauth, Sitzungs- 
ber. d. bayer. Akad. 1878 2, 97 ff. 
11 ) Perrot III F. 25. 
12 ) In Kampanien: Soph. in Bekkers 
Anecd. 1, 413 f.; TvQorjvlg Ixvtäet Eurip. 
Med. 1343. 1349. 
13 ) Lenormant, Academy 1880 Jan. 3 
p. 14. 32.
	        
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