Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VII. Die erste hellenisierende Periode: Erringung der Freiheit. (§ 386.) 625 
scenen vor. Die grossen Rosetten 1 ) machen eine gute Wirkung. Die alt 
herkömmliche Bronzeverkleidung scheint wenig mehr modern; nur ein 
getriebener Thürbelag kann nicht auf fallen. * 2 ) Beisetzen lassen sich die 
Könige in schwer zugänglichen Felsengräbern, deren Fa9ade über dem Ein 
gang höfische Bilder (der König im Umgang mit Ormuzd und als All 
sieger) zieren; 3 ) die Anregung gaben wohl die figurierten Giebelfelder der 
Griechen oder Epistylreliefs Kleinasiens (wie in Assos), während die sonst 
in den Felsen eingehauenen Erinnerungsbilder den älteren Königen abge 
lernt waren. 4 ) Die Technik ist sehr vorgeschritten; man scheint zur Her 
stellung einer glatten Fläche eine Art Glasur angewendet zu haben. 
Unsere Kenntnis vom königlich-persischen Kunsthandwerk wird we 
niger aus Originalen als aus Schriftquellen gewonnen. Cylinder und Gem 
men sind nicht sehr zahlreich, geben aber teilweise vortreffliche Proben 
des Zeitstiles. 5 ) Die grossenteils in den Provinzen geprägten Münzen 
stellen eine wahre Musterkarte von Zeichnungsmanieren dar. An Gold- 
und Silberarbeiten war natürlich Überfluss. 6 ) Ägyptischer Ursprung wird 
speziell für Panzer bezeugt; 7 ) die Glasgefässe 8 ) kamen sicherlich auch 
aus dem Westen. Haematitperlen und schwärzliche Gefässe 9 ) gehören 
wohl eher der vorigen Periode an. 
Beim Vergleich eines persischen und eines assyrischen Reliefs springt 
in die Augen, wie sehr der Stil sich geändert hat. Das breite Lächeln, 
die muskulösen fleischigen Formen und die Steifheit sind verschwunden. 
Getreu der strengen Etikette 10 ) bewegen sich der König und seine Um 
gebung ganz gelassen und gleichmütig, aber mit einer gewissen Zierlich 
keit. Das Haar ist in regelmässige Löckchen gedreht, aber nicht mehr 
in schweren Massen, sondern wesentlich gekürzt. 11 ) Die Falten des Ge 
wandes sind noch regelmässig, bekommen aber einen gewissen Schwung 
und durch eine Schrittfalte Abwechslung, sie bilden sogar schon Augen. 12 ) 
Die Tiere, z. B. die königlichen Pferde, 13 ) machen die neue Mode ent 
sprechend mit. Noch fehlt es an perspektivischer Komposition und so 
marschieren wie in Ägypten die Huldigenden, in Streifen geteilt, auf. 14 ) 
Hin und wieder mutet manches ägyptisch 15 ) oder (wie die Bäume) assy- 
*) Z. B. Relief in London, Abg. Berlin 
G87. 
2 ) Dieulafoy 2, 288 (Sternblume). 
3 ) Dieulafoy 111 T. 1, speziell T. 2; 
Stolze 1, 78. 2, 106 — 12; Perrot T. 1. 
4 ) Das bedeutendste zu Bebistun: Flan- 
din et Coste, Perse ancienne T. 16 = Perrot 
P. 285; mehrere am Nahr-el-Kelb: Lepsius 
A. 9, 12 ff. vgl. Herod. 3, 88. 
5 ) Vgl. Menant, pierres gravees 2,165 ff.; 
Perrot F. 496—506; Dieulafoy 3, 93 = 
Menant 2, 166 — Perrot F. 496 (Dareios 
auf der Löwenjagd); Kondakof, antiquites 
S. 66 (König mit zwei Griechen kämpfend). 
137 (Kampf gegen Skythen). Die zwei letz 
teren sind in Pantikapaion gefunden. 
6 ) Hauptstelle Athen. 12, 514 a—c. f; 
dazu kommen die Notizen über die im Perser- 
Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VI. 
kriege gemachte Beute; s. auch Theopomp, 
bei Ath. 4, 145 d. Der öfter abgebildete 
Thron (z. B. Stolze 1, 60) hatte eine sehr 
einfache Form. Das ahrimanische Tier trägt 
öfters ein Halsband mit Rosetten. 
7 ) Herod. 1, 35. 
8 ) Aristoph. Acharn. 74. 
9 ) Anthrop. Correspondenzbl. 1885 S. 85; 
Perrot F. 522 ff. 
10 ) Paradox. Vatic. 54. 
11 ) S. z. B. Archaeol. XIV T. 57. 
12 ) Z. B. Perrot V F. 471. 479. 484. 
13 ) Büschel zwischen den Ohren: Flan- 
din et Coste, Perse II 105 ff. 
14 ) Dieulafoy III T. 19. 
15 ) Zickzacklinie des Wassers auf einer 
Münze. 
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