Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Knustarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
unter anderem der Alabaster zum Sarkophag des Dareios x ) und das 
Cedernholz für die Saaldecken, * 2 ) aus dem Ausland. Bezeichnender Weise 
nennt der hebräische Text des Estherbuches (1, 6) den „Fussboden von 
Porphyr und von Marmor der Kaufleute“. 1 ) 
Die statuarische Kunst scheinen die Perserkönige nur für ihre 
Schatzkammern gehabt zu haben; man hört daher z. B. von einem in 
Gold(!) getriebenen Porträt von Dareios’ Lieblingsfrau. 3 ) Was erhalten 
blieb, sind kleine abschreckend hässliche Astartebilder. 4 ) Ein grosses Hin 
dernis für die Entfaltung der Kunst bildete die persische Religion, welche 
die Göttergestalten auf die geflügelte Sonnenscheibe und halbsymbolische 
Gestalt des Auramazda (Ormuzd), einen Abklatsch des assyrischen National 
gottes Asur, beschränkt 5 ) und die Tempel durch Feueraltäre ersetzte, an 
denen die Kunst nichts zu thun hatte. 6 ) Indem die Perserkönige dieser 
wenig kostspieligen Religion huldigten, förderten sie nur die profane, 
höfische Kunst. Die Ausgrabungen von Persepolis (S. 86), besonders der 
Palast des Dareios 7 ) und die „hundertsäulige Halle des Xerxes“, 8 ) sodann 
die neueren von Susa (S. 86) geben eine gute Vorstellung von den per 
sischen Palästen. Die Baumeister übernehmen von den babylonisch-assy 
rischen Schlössern die geflügelten Mannslöwen und -Stiere an den Thoren 9 ) 
und die Dekoration mit figurierten Fayenceplatten, wovon in Persepolis 
geringe Reste gefunden sind. 10 * ) Blieben in dieser Beziehung die persischen 
Paläste nicht hinter den babylonischen zurück, so hatten sie ihre Eigen 
heit in dem ausgebildeteren Steinbau; woher dieser kam, hören wir durch 
Diodor (1, 46, 4): Kambyses hat aus Ägypten Steinmetzen und Bauleute 
verpflanzt, eine Massregel, deren Wirkung in vielen Einzelheiten hervor 
tritt. Das aus zwei aneinandergesetzten Stiervorderteilen bestehende 
Stierkapitell (S. 315 f.) u ) hat zum Hathorkapitell Beziehung, wie das Kapitell 
mit geflügelter Sonnenscheibe 12 ) an ein anderes ägyptisches erinnert. Die Sta 
tuenalleen des Nillandes sind vielleicht vorhanden gewesen. 13 ) Wenn nun auch 
die endlosen Alabasterfriese Ninivehs fehlen, sind doch an Unterbauten, 14 ) 
der Wand von Freitreppen, 15 ), den Innenwänden der Thore 16 ) und an 
Pfeilern Steinreliefs geschmackvoll angebracht; die orientalische Fabel 
welt ist darin ziemlich beschränkt (allerdings kämpft der König mit dem 
aufrechtstehenden ahrimanischen Ungeheuer), 18 ) häufiger kommen Audienz- 
J ) Theophr. lap. 1, 6. 
2 ) Dieulafoy 2, 5. 
3 ) Herod. 7, 69. 
4 ) Susa: Dieulafoy S. 435. 
5 ) Z. B. Stolze 1, 51. 
6 ) S. 867; Stolze 2, 113-4. 135. 
7 ) Restituiert bei Dieulafoy III T. 7. 
8 ) Restituiert das. III T. 8. 
9 ) Mannslöwe: Dieulafoy II T. 12; 
Stolze 2, 87. 88. 91. 92; Perrot T. 2; Stier: 
Stolze 1, 55. 
10 ) Farbige Restitution von Xerxes- 
bauten: Dieulafoy III T. 10; Perrot T. 6; 
Dariuspalast: das. T. 9. 
n ) Es ist jetzt auch in Susa gefunden, 
aber dort entwickelter: Dieulafoy S. 325. 
Die überfallenden Blätter an der Basis (Ber 
lin Nr. 567) sind im Orient weiter verbreitet. 
12 ) Berlin G 43. 
A3 ) Aus Erz vor dem Phantasietempel 
des Euhemeros (Diod. 5, 44, 3). 
14 ) Xerxessaal: Flandin et Coste T. 145. 
15 ) Vom apadana, Löwe auf Stier: Stolze 
I T. 17; Dieulafoy III T. 18. Palast des 
Dareios: das. T. 15; Palast Nr. 2: Flandin 
et Coste T. 94. 
16 ) Dieulafoy III T. 16. 17; Perrot F. 
470—1. 
17 ) Im Apadana: das. II T. 19. 
18 ) Dieulafoy III T. 17; Flandin et 
Coste T. 125. 152.
	        
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