Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
(S. 228), wie die Lilie mit Asien enger zusammenhängt. 1 ) Aus dem Webe 
stil wird die geflochtene Borde eingeführt. Unter den Tieren erhalten 
den Vorzug die kräftigsten (Löwen, Panther, Stier, Eber) * 2 ) und die zu 
irgend einem Sport in Beziehung stehenden wie die jagdbaren Tiere und 
die Streithähne. 3 ) An diese Einzelbilder knüpfen dann die Überfälle von 
Rindern oder Hirschen durch Löwen 4 ) oder von Hasen durch Adler, die 
Löwen- 5 6 ) und Hasenjagd fi ) an und nach der friedlichen Seite der Hund 
oder ein anderes Haustier unter, auch wohl neben dem Sitze. 7 ) Zu den 
schätzenswerten Haustieren rechnet diese Periode, wie wir durch die 
Odyssee wissen, die Gänse und so werden wir die besonders in Verbindung 
mit geometrischen Verzierungen auftretenden Wasservögel oberflächlichster 
Zeichnung nennen dürfen. Die Phantastik des Orientes fügt zu jenen 
furchtbaren Tieren Mischwesen, die aus Mensch und Tier zusammengesetzt 
sind. Die meiste Beliebtheit gemessen der geflügelte Löwe mit Menschen 
kopf (meist weiblich, „Sphinx“), 8 ) der Vogel mit Menschenkopf („Harpyie), 9 ) 
die zottigen Unholde mit Pferdebeinen und Pferdeschwänzen („Silene“), 10 * ) 
die fischleibigen Dämonen („Tritone“), u ) dann die Männer, denen am Kreuz 
die hintere Hälfte eines Pferdes („Kentauren“), selten eines Fisches 12 ) 
angesetzt ist, dann der unbärtige oder mit dem Kinnbarte eines orienta 
lischen Löwen ausgestattete Unhold mit Hauern und heraushängender 
Zunge („Gorgone“). Damit ist natürlich die Zahl der vorkommenden Phan 
tasiebilder noch lange nicht erschöpft. 13 ) Unter den Wundertieren kommt 
der Greif am häufigsten vor. 14 ) An der ganzen Gruppe von Tieren und 
Wunderwesen beobachten wir ferner gewisse charakteristische Erscheinungs 
formen: Die Flügel (besonders die der fabelhaften Wesen) werden ge 
wöhnlich nach innen aufgebogen. l5 ) Die Tiere zeichnet man überhaupt 
’) Lotos: in der altattischen Kunst Ath. 
Mitt. 13, 131 f.; Lilien: S. 314; Kapitelle von 
Neandreia und auf Cypern; einer Palmette 
angeglichen, an einer Elfenbeinschnitzerei 
von Nimrud. 
2 ) Löwen und Eber: Hymn. hom. 3, 569. 
3 ) Mon. ined. 1, 866 A. 2. 
4 ) Usener, de carmine quodam Phocaico 
S. 12 f„; ebenso Eber: Micali, storia T. 45, 
2; Stier von zwei Löwen überwältigt (Furt- 
wängler, AZ. 1883 S. 159 ff; ebenso ein 
Hirsch (z. B. Gerhard, ant. Bildw. T. 78, 2; 
Inghirami, mon. etr. III 33, 2); oder ein 
Mensch AZ. 1884 T. 9, 2). 
5 ) Über die homerischen Schilderungen 
Wilamowitz, hom. Unters. 1,290 f. A. 41; 
AZ. 1883 S. 159; assyrische Denkmäler u. s.w. 
6 ) S. 560. 
7 ) AZ. 1881 T. 17, 3. S. 217, 1. 17; 
Milchhöfer, Anfänge S. 181, 1. 
8 ) Ungeflügelt z. B. in Böotien Ath. Mitt. 
4, 54. 
9 ) Vgl. Dumont, ceram. p. 174 f.; Long- 
perier zu M. Nap. III. T. 64; Mon. ined. I 
864; Furtwängler, AZ. 1882, 197; Flasch, 
AZ. 1880, 138; Engelmann in Roschers Lexi 
kon 1, 1846 f. 
10 ) Vgl. H. Bulle, d. Silene in der arch. 
Kunst der Griechen, Diss. v. München 1893; 
s. S. 447. Max Müller, Asien und Europa 
S. 310 f. leitet den Silen, wie das Gorgo 
neion, von dem ägyptischen Besä ab. 
A1 ) Vgl. Mon. ined. I 865, z. B. auf Münzen 
von Itanos (Kreta), manchmal in zwei Fisch 
leiber ausgehend (Salzmann, Kamiros T. 31). 
12 ) Röm. Mitt. II T. 8, 2. 
13 ) Mann mit Löwenkopf („Phobos"): 
am Kypseloskasten; ebenso an einer Am 
phora von Kamiros (M. Napol. III. T. 59, 2, 
mit Pferdeschweif) und einem Topf von 
Chiusi: Micali, storia T. 22; Inghirami, mus. 
chius. 1, 34). 
14 ) Furtwängler, Roschers Lexikon I. 
u. d. W.; Pferd mit menschlichen Händen 
und Schlangenschwanz: Vasenscherbe aus 
Orvieto, Arch.-ep. Mitt. 15, 128 m. Abb.; dop 
pelköpfige Adler (S. 516) und Schlangen (z. 
B. Jhst. 5, 239); gehörnte Vögel, an den 
Vogelwagen und bei Zannoni, Certosa T. 35, 
42, phantastisch weitergebildet an einem 
etruskischen Schildcentrum in München. 
15 ) Z. B. M. 10, 8. 52; vgl. Knoll, Unters, 
über d. Attribut d. Beflügelung in der älte 
sten griechischen Kunst, München 1881.
	        
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