Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
am strengsten durchgeführt. 1 ) Ausser rein geometrischen Ornamenten * 2 ) 
bemerken wir dekorative Reihen von Vögeln 3 ) und einfache Schiffsbilder 
(Vorläufer der Marinedarstellungen der Dipylonvasen), welche den Bronze 
messern eigen sind. 4 ) Orientalische, d. h. symbolische Ornamente (S. 230 ff.) 
begegnen wohl an Gefässen, 5 ) dagegen fehlt der eigentliche orientalische 
Stil hier fast ganz. 6 ) Das schönste Beispiel von Aufsatzfiguren liefert 
Gallien in einem Deckel mit Zweigespann und Lenker. 7 ) Überbleibsel der 
vorigen Periode begegnen seltener als im Venetergebiete. 8 ) 
In Thon bleibt der Stil gleich, nur tritt hier die Farbe ein. Die 
roten, schwarzen und weissen Ornamente finden sich wenigstens in Böhmen, 
dem südlichen Baden 9 ) und Württemberg und in Gallien 10 ) als Import 
oder Nachahmung venetischer Gefässe. An der Bernsteinstrasse wird die 
Bemalung von Vasen fortgesetzt, wobei noch immer die weisse Farbe vor 
wiegt, wenn auch Rot und ein bläulicher Stoff dazukommen, 11 ) ein Geschmack, 
der mit dem altetruskischen sich berührt. Farbige Glasperlen und Elfen 
bein gelangten bis nach Brittanien. 
Das heutige Russland konnte sich den allgemeinen Bewegungen um so 
weniger entziehen als die Griechen verschiedene Punkte der Küste besetzten. 
Natürlich finden wir vieles Bekannte wieder: in der Krim Besfiguren und Gold 
plättchen mit Flügelstieren, 12 ) und inTschertomlizk (Südrussland) einBronzege- 
fäss mit rohen Tieren am Rande, 13 ) an einem Henkel die vierflügelige Medusa. u ) 
Wir dürfen uns überhaupt die Kultur der Psammetichidenzeit nicht 
eng begrenzt denken. Im Gegenteil empfingen damals entfernte Länder 
gewisse technische Kenntnisse, von denen sie bis heute zehren, z. B. ge 
hören zur Erbschaft dieser Zeit die Buccherogefässe des Sudans und Fayence 
und Smalt Ostasiens. Nicht minder wird man da und dort die Dekorations 
weise finden. 15 ) 
Litteratur: s. zu § 831. 
333. Wir haben die Einzelheiten ausführlich auseinandergesetzt, 
damit die Bedeutung jedes Volkes innerhalb des gemeinsamen geistigen 
Lebens richtig hervortrete. Wir sahen an der Peripherie der alten Kultur 
länder eine individuelle Richtung, die freilich nicht in neuen Elementen, 
J ) Conestabile (S. 568,4) führt auch die 
nordischen Beispiele an, namentlich aus 
Dänemark (Atlas de l’arch. du Nord T. B 
5, 2—8. 6, 4), Grosshrittanien (Franks, horae 
ferales, T. 11) und Schweden (Montelius, 
antiquitös suedoises T S. 54 F. 179 a—o). 
2 ) Z. B. Armhand, bei Bonstetten (S. 
143) T. 10, 1. 2 und Bronzeplättchen (Mitt. 
d. Züricher Ges. XIV H. 6 T. 8). 
3 ) Kamm aus Flensburg: Hohnes, Ur- 
gesch. S. 403; Schild aus einem schwäbischen 
Torfmoore: das. S. 397. 
4 ) Worsaae, nordisk oldsager 1853 F. 
75; Lindenschmit II 3, 3, 7—9. 12 (aus Däne 
mark und Norddeutschland). 
5 ) Z. B. Triquetrum in Posen: Virchow, 
Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 1874, 110. 219; 
Ztschr. f. Ethn. VI T. 15, 2 bc. 
6 ) Goldblech mit Sphinxen, aus Weiss- 
kirchen hei Trier: Genthe S. 154,12; Greifen 
köpfe am Rande eines Beckens, bei Lüne 
burg: Lindenschmit II 3, 5, 1. 
7 ) Undset, Ztsch. f. Ethn. 22,55. Häufiger 
sind Vögel (z. B. Richly T. 38). 
8 ) Atlas de l’arch. du Nord B VI Nr. 5.6.10. 
9 ) Anthrop. Korresp. 1885, 74 f. 
10 ) Ga. 9, 189 f. (eine Art Greife in Rot 
violett). 
n ) Gräberfeld von Zahorowo; s. auch 
Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 1877 S. 221 f. 
12 ) CR. 1865, 195. 201 f. T. 6, 13. 14; 
1876, 138 T. 3, 2. 
13 ) Kondakof, antiq. S. 262. 
14 ) Trudü VI. archeol. sbje9da w Odessjä 
Bd. I T. 1. 
15 ) Z. B. entsprechen den Zierschilden 
des jüngeren geometrischen, bereits mit 
Sternblumen und Rosetten versetzten Stiles 
die zwei Tam-Tam der Schan (Hinterindien) 
im ethnographischen Museum zu Rom.
	        
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