Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
figuren der Athena Polias ! ) ist ein steinernes Demeterbild hervorzulieben, 
welches einen vollkommen ägyptischen Eindruck macht. 2 ) 
Um diese gewöhnlichen Typen herum gruppiert sich noch eine erhebliche 
Menge von Statuenarten, unter denen die Ständebilder jenen allgemeinen 
Typen am nächsten stehen; wir nennen besonders den Reiter oder Ritter 5 ) 
und den Hopliten, 4 ) den Läufer, 5 ) Kitharöden, 6 ) Flötenspieler, 7 ) Wagen 
lenker, 8 ) Schreiber. 9 ) In Terrakotta erweitert sich der Kreis des Darstell 
baren natürlich bedeutend. 10 ) Das Motiv des Läufers verdient deswegen 
Hervorhebung, weil der rasche Lauf durch die stark eingeknickten Kniee 
Ausdruck findet. Da ferner der Grieche das Fliegen übermenschlicher 
Wesen mit dem Laufen vergleicht, 11 ) stellen die alten Künstler fliegende 
Gottheiten ebenso dar. Dies bezeugt die an den Anfang dieser zweiten 
Periode gehörende Göttin von Delos, welche die Alten Nike genannt zu 
haben scheinen. 12 ) Ausserdem nennen wir einen Torso von der Akropolis. 13 ) 
Der Kreis jener Ständebilder wird einst umfassender gewesen sein als 
wir wissen, worauf vereinzelte Spuren weisen, z. B. gab es jedenfalls zahl 
reiche Kanephoren u ) und ähnliche auf liturgische Rechte der Geschlechter 
bezügliche Bilder. 15 ) Zu den Typen gehören schliesslich auch die Tierbilder, 
es handelt sich vor allem um Kühe oder Stiere als die wertvollsten Opfer 
tiere. Die Löwen gehören zu den architektonischen Figuren (S. 540). 
Man verstehe uns nicht so, als ob wir die ganze Kunst der Zeit aus 
Typen zusammengesetzt dächten; wohl aber bilden diese einen eisernen 
Bestand, wie die stehenden Redensarten im Epos, und die Künstler ent 
fernen sich von ihnen nicht ohne Not weiter. Ist dies Naivität oder nicht 
vielmehr angewöhnte Selbstbeschränkung? In grösseren Gruppen jedoch 
musste notwendig schon mehr Beweglichkeit der Stellungen und Hand 
lungen eintreten; leider ist keine einzige Gruppe intakt erhalten. 16 ) 
0 Die Mehrzahl im Akropolismuseum. 
2 ) Ans Tegea, von nicht einheimischem 
Tuff (Athen Nr. 57): Berard, Bch. 14, 382 ff. 
T. 11; daher die Sage bei Herodot 2, 171. 
3 ) Akropolis: ’Ed. 1887 T. 2 Sp. 40 ff. 
(unvollständig in den Musöes d’Ath. 12), 
vgl. Winter, Jahrb. 8,135 ff.; Yari (Athen 
Nr. 79): Ath. Mitt. 1879 T. 3; Delos: AZ. 
40, 328. 
4 ) Olympia IY T. 7, 41. 
5 ) Bronze aus Dodona, bei Rayet. 
6 ) Yon Polykrates in das Heraion ge 
weiht : Apul. flor. p. 128 f. Bip. 
7 ) Bronze aus Dodona, bei Rayet. 
8 ) Olympia IV T. 15, 248—51; heroisiert 
in der Tux’schen Bronze (Tübingen): Grün 
eisen, die altgriechische Bronze des Tux’ 
schen Kabinets, Stuttg. 1835, m. 1 T.; Phot, 
bei Schwabe, Jahrb. 1, 163 ff. m. T. 9 und 
Bruckm. Nr. 351b (als Hoplitodromos ge 
deutet von Hauser, Jahrb. 2, 95 ff.). 
9 ) Ygl. E. Curtius, die knieenden [?] 
Figuren der altgriech. Kunst, Berlin 1869 
(W inckelmannspr.). 
10 ) Bauer mit Pflug, aus Böotien: Bch. 
17, 80'ff. m. T. 
11 ) II. 201. 
12 ) Yon parischem Marmor (Athen Nr. 
21): Bch. 3, 393 ff. T. 6. 7; Bruckm. Nr. 36; 
Abg. in Athen u. Dresden; Restauration von 
Furtwängler, AZ. 1882 S. 324 ff.; über die 
Bemalung Graf, Ath. Mitt. 14, 319 f.; zur 
kunstgeschichtlichen Stellung: Brunn, Sitz- 
ungsber. d. bayer. Akad. 1884 S. 524 f. (pe- 
loponnesisch); Winter, Ath. Mitt. 13, 124 ff.; 
über eine in der Nähe gefundene Inschrift 
des Künstlers Mikkiades s. S. 535, 3. 
13 ) Abgeb. 3 Eä. 1888 Sp. 89 f.; Gorgone 
von Bronze, in Athen (Martha Nr. 841) = 
xafxnsaiyovrog, xafxxpinovg; analog andere 
übermenschliche Wesen, z. B. Kentaur, 
Bronze von der Akropolis (Ross, archäol. 
Aufsätze I T. 6; vgl. Hom. hymn. Merc. 
224 f.). 
14 ) Bronze auf jonischer Säule, aus Po- 
seidonia (AZ. 38, 27 ff. T. 6; Berl. Abguss; 
über die Inschrift Collitz, Dialektinschr. 
1650). Figuren von gelagerten Männern 
(Bronze: Olympia IV T. 7, 76; öfter in Terra 
kotta) weisen auf ein Opfermahl hin. 
15 ) Statue aus Laurion, Athen Nr. 74; 
ebensolche Nr. 75. 
16 ) Reigentanz (?) von sechs Frauen, aus 
naxischem Marmor Ath. Mitt. 13, 440.
	        
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