Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
stücken werden Jadeit, Nephrit, Obsidian und Chloromelanit, x ) sodann 
Gold, Zinn und Bernstein, hin und wieder auch eine indische Muschel 2 ) 
eingeführt. Den schwarzen Firniss macht man in Österreich mit Graphit 
nach. Aus der vorigen Epoche erhält sich die Dekoration der Thongefässe 
durch Gravierung und Kreidefüllung; 3 ) nur selten (z. B. in Ungarn) 
kommt die „mykenische“ Bemalung vor. 4 ) Die Polypen und Quallen 
scheinen öfters ohne Verständnis imitiert zu sein. 5 ) Dagegen ahmt man 
in der Schweiz das Tauschieren durch Einlegen von Zinnstreifen nach 
(S. 188). Die Formen von Geräten, z. B. Schwertern 6 ) und der einfachen 
einem Violinbogen gleichenden Fibeln, 7 ) entsprechen südlichen Mustern. 
In Österreich findet man gestempelte Goldplättchen, die sicher importiert 
sind. In der Ornamentik fehlt ein selbständiger Stil; aus der vorigen 
Periode blieb der halbmondförmige Henkel (S. 264), mit welchen aber 
die thönernen auf einem Fuss ruhenden Halbmonde nichts zu thun haben, 
denn letztere sind, da sie am häufigsten in Wohnungen sich fanden 
und manchmal wie irgend sonst ein Möbel, an beiden Enden Stier- oder 
Widderköpfe haben, gewiss Kopfkissen altägyptischer Art. 8 ) Neu dagegen 
erscheinen aus dem Süden die plastischen Rädchen, 9 ) die Spiralen und 
die herzförmige Abart derselben; 10 ) wir rechnen Drahtspiralen an sich wegen 
der technischen Natürlichkeit des Ornaments nicht hieher, doch muss 
deren ungewöhnlich häufige Verwendung in Ungarn auffallen. Der aus 
Kreta bekannte Knüpfüberzug eines Gefässes kehrt im Pfahlbau von Auver- 
nier wieder. In derselben Gegend (Pfahlbau von Chätillon) kommt unter 
den Ornamenten eine Reihe menschlicher Figuren vor. Im allgemeinen 
jedoch gleicht die Dekoration der der ärmlicheren (z. B. sicilischen) Fund 
stätten des Südens. Dass in der Gegend, von der wir sprechen, kein 
mächtiger reicher König herrschte, beweisen uns auch die Bauten. Man 
lebte zu Lande und zu Wasser in Hütten und viele Gegenden setzten die 
Asche ihrer Toten in hüttenförmigen Urnen (S. 356) bei; die Bienen 
korbform war bekannt, hat sich aber nur mit der Spitze nach unten im 
Boden erhalten. 11 ) Aus der vorigen Epoche könnte die Idee einer Wand 
verkleidung mit Thonplatten stammen; eine solche fand sich, mit myke- 
T. 11—18; in Ligurien an den Seen delle 
meravigie: Molon, preistorici T. 4. 
3 ) Sehr viel Obsidian und Jadeit in 
Ungarn und Mähren, ersterer auch in Nieder 
österreich; Nephrit: Anthrop. Corr. 1883, 58; 
Mitt. d. Centralkomm. N. F. 16, 68 f. 
2 ) Eburna spirata Lam.: Chierici, le 
ant. prerom. nella prov. di Reggio p. 12. 
3 ) Aus Corcelettes (Neuchätel) abgeh. bei 
Virchow, alttrojan. Gräber S. 53. 
4 ) Mit roten Spiralen, in Lengyel. 
5 ) Vgl. Anthrop. Corresp. 1876 S. 75. 
1877 S. 38 (dort sind auch Beispiele aus 
Deutschland aufgeführt). 
6 ) Undset, Ztsch. f. Ethn. 22, 1 ff. 
7 ) Terremare der Emilia (B. di paletn. 
1883 T. 5, 2. 3), Gemeinlebarn,Waitzen (Und 
set, Mitt. der Wiener anthrop. Ges. 1889 
S. 8 F. 172), Bosnien (Hörnes, Verh. der 
Berl. anthrop. Ges. 1891 S. 336 A. 2) und 
Serbien (Naue, Prähist. Blätter 1892 S. 73); 
ebenso auf Sicilien. Vgl. Orsi, B. paletn. 
17, 174 ff. 
8 ) Pfahlbauten der Schweiz: Ra. III 2, 
20 ff. m. Abb.; Lengyel und Ödenburg in 
Ungarn; Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 22,480 
m. Abb. 
9 ) Terremare, Ungarn, Pfahlbau von 
Wollishofen (aus Blei); vgl. Undset, Ztsch. 
f. Ethnol. 22, 75. 
10 ) Gefäss aus einer Hütte der Emilia: 
B. di paletnol. it. III T. 1, 3; aufgemalte 
Spiralen in Lengyel; Herzform: Hügelgräber 
Oberbayerns; vgl. Ztsch. f. Ethnol. 22, 283. 
n ) Schanz werk von Lengyel.
	        
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