Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. III. Die ägyptische Kunst des alten u. mittleren Reiches. (§ 308.) 441 
die S. 437 erwähnten Grabfiguren —, oder bei Hofnarren, 1 ) gingen lebens 
frische flotte Figuren aus ihren Werkstätten hervor. Im mittleren Reiche 
verringerten sich indes bereits die Gelegenheiten hiezu. 
308. Die zeichnenden Künste konnten sich an Bauwerken bethä- 
tigen und hatten demgemäss zu Materialien Stein, Stuck und Holz. Die 
Holzarbeiten fallen jetzt, weil die meisten verloren gegangen sind, durch 
Seltenheit auf; doch besitzen wir no^h mehrere Füllungen von wirklichen 
und blinden Grabthüren, an welchen Figuren ausgeschnitten und mit Farbe 
bedeckt sind. * 2 ) Hinsichtlich ihrer Zwecke kennen wir die dekorativen 
Künste nur sehr einseitig. Die profane Kunst hatte vor allem in den 
Königspalästen Gelegenheit sich zu entfalten. Allein von diesen finden 
sich bloss unbedeutende Reste. 3 ) Indes werden die Paläste gewiss nicht 
weniger prächtig als die Gräber geschmückt gewesen sein; dass es bereits 
Tafelmalerei gab, bezeugt eine Atelierscene in einem Grabe von Beni- 
hassan, 4 ) die älteste Spur der Tafelmalerei, welche es auf Erden gibt. 
Die eigentliche Stätte religiöser Kunst wären die Tempel; indes scheinen 
die alten Heiligtümer durch die Umbauten späterer Dynastien vollständig 
vernichtet. 5 ) Immerhin veranschaulichen einige Altartafeln aus der 13. Dy 
nastie diesen Zweig. 6 ) Ganz anders stellt sich uns die Ausschmückung 
der Gräber dar. Das alte Reich hat die Steinpyramiden der Könige 
(S. 349 f. T. II F. 1), erweitert mit Kultusanlagen und umgeben von den 
niedrigeren Mastaba’s (Bänken, T. II F. 2) der hohen Beamten (S. 350); 7 ) 
unter dem mittleren Reich, dessen 11. Dynastie allerdings Ziegelpyramiden 
errichtet hat, 8 ) wiegen die in die Bergwände eingehauenen Grabkammern 
vor, an denen das im 16. Gau von Mittelägypten gelegene Benihassan 
grossen Reichtum hat. 9 ) Der Ritus erfordert hier zunächst Stelen mit 
Darstellungen des Toten, welcher bald stehend bald vor einem Opfertische 
sitzend erscheint. 10 ) Ungleich anziehender als diese liturgischen Bilder 
wirken die Darstellungen, welche nicht selten die Wände der Grabkammern 
schmücken. Denn sie stellen den Toten in voller Lebenslust dar, wie er 
die verschiedensten Vergnügungen bis herab zum Anblick einer Matrosen 
prügelei geniesst, die Befehle des Königs ausführt und seine Diener arbeiten 
9 Statue des Zwerges Chnumhotpu. 
2 ) Vier aus dem Grab des Hesi in Sakka- 
rah (Perrot Fig. 429—81; Mitchell S. 81); 
eine im Louvre: Pierret, catal. salle liistor. 
1; bemalte im Museo Borgia: Visconti,Museo 
Pioclem. II T. 299; aus der 6. Dyn. Relief 
des ’Ep’e in Gizeh (Erman 2, 568). 
3 ) Z. B. sogen. Labyrinth in Faijüm: 
Lumichen, Geogr. d. alten Äg. T. zu S. 283; 
vgl. Wiedemann S. 258 ff. Herodot f2, 124) 
schreibt einem Steindamm des Cheops Relief 
schmuck zu. 
4 ) Wilkinson II 294. 
5 ) Der Plan des Tempels von Denderah 
wurde in die Zeit der Heroen zurückversetzt 
(Lumichen, Bauurkunde S. 15 f. T. 15). 
6 ) Mariette, Karnak T.*9. 10; J. de 
Rouge, inscr. 7; Aeg. monum. te Leiden I 
T. 37. 
7 ) Mariette datiert sie bereits von der 
1. Dynastie an; vgl. auch Maspero, Mem. 
de la mission fran9* au Caire, fase. 2; Per 
rot Fig. 107 ff.; Ed. Meyer, Gesch. des alten 
Äg. S. 91 ff.; Erman 2, 419 ff. 
8 ) Z. B. inAbydos Perrot 160—63. Die 
älteste entstand noch unter der 4. Dyn. (Her. 
2, 136; Wiedemann S. 194). 
9 ) Champollion, mon. Nr. 350 ff.; Lepsius 
1,60.61; Perrot F. 166—69; Siut: Ma 
riette, mon. div. 64—69; Elk ab: Lepsius, 
Denkm. 3, 13; dagegen idyllisch König c An- 
c antef mit seinen vier Hunden: Mariette, 
mon. div. T. 49. 
10 ) Perrot 57. 120. 455; aus dem mitt 
leren Reiche Perrot 86; Prisse, mon. 8; 
viele in Abydos (Mariette, Abydos III Nr. 
766-1046).
	        
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