Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. III. Di© ägyptische Kunst des alten u. mittleren Reiches. (§ 807.) 439 
Ägypten selbst arm, allerdings werden die Kupfergruben der Sinaihalbinsel 
und das nubische Gold schon früh in die Peripherie der ägyptischen Herr 
schaft eingeschlossen und der Handel bringt das Eisen des Sudans, Zinn 
für die Bronze und Silber für das hochgeachtete Weissgold (S. 214). Den 
noch dauert es lange Zeit, bis in dem metallarmen Lande die Metallarbeit 
heimisch wird. 1 ) Goldene Götterfiguren werden häufig gewesen sein, * 2 ) wie 
auch ebensolche Bilder der Herrscher; denn der König heisst „goldener 
Hörus“ und seine Mumie erhält manchmal eine goldene Gesichtsmaske. 3 ) 
So gut wie nichts ist davon geblieben. Die Pariser Archäologen behaupten, 
sie hätten im Louvre aus der Sammlung Posno Bronzefiguren der 5. oder 
6. Dynastie; 4 ) hört man jedoch ihre Berliner Kollegen, sind es Imitationen 
aus der Zeit des saitischen Reiches. 5 ) Nach blossen Zeichnungen urtei 
lend, habe ich gegen die erstere Annahme nichts einzuwenden. Dies steht 
jedenfalls fest, dass Bronzefiguren der frühesten Könige nachträglich an 
gefertigt wurden. 6 ) Es bleibt also überhaupt noch — am besten durch 
Inschriften — nachzuweisen, dass die altägyptische Kunst bereits eine 
Bronze- oder Kupferplastik gekannt hat. Endlich haben bei dem höfischen 
Charakter der Zeit auch die Kostbarkeiten des Auslandes für die Kunst 
eine gewisse Bedeutung, welche freilich weniger Originale als Schriftquellen 
erhärten. Wir meinen nicht bloss Elfenbein und Ebenholz, 7 ) welche auch 
anderen Ländern zugänglich wurden, sondern zunächst den grünen Ma 
lachit und den blauen Lapislazuli, Stoffe, welche den Ägyptern überirdisch 
schön erschienen und die Farben der emaillierten Thonfiguren dauernd be 
stimmten. 8 ) Endlich lieferte das rote Meer Perlmutterschalen. 9 ) 
Bezüglich der Aufgaben der statuarischen Plastik bleibt fast nur das 
früher gesagte zu wiederholen übrig. Es handelt sich, kurz gesagt, um 
Votiv- und Grabfiguren. Erstere stellen Götter oder den unter deren 
Schutz gestellten, am häufigsten den König selbst dar, welcher, wie S. 433 
gesagt, zur Sphinx idealisiert wurde. Der Riesensphinx von Gizeh ist zu 
Ehren des „Horus am Horizonte“ aus dem lebendigen Fels herausgehauen 
worden, mehr ein Monument als eine Statue zu nennen; einst bedeckte 
rote Farbe das jetzt durch bübische Schüsse beschädigte Antlitz und Kalk 
stein die ganze Gestalt. 10 ) Die Votivfiguren erreichen unter anderem des 
halb eine so hohe Zahl, weil Herrscher und Würdenträger solche sich 
wechselseitig zum Geschenke machten. Verhältnismässig noch mehr Figuren 
] ) Die spätere Legende führt sie freilich 
auf Osiris zurück (Diod. 1, 15, 5). 
2 ) Diod. a. 0. 
3 ) „Den Kopf mit Gold bedeckt“, Inschr. 
hei Erman 1, 198; eine Maske fand sich in 
den kleinen Kellern des Serapeums (Mariette, 
Serap. I 58;. 
4 ) Longperier, CR. de l’acad. des inscr. 
4. serie III. (1875) p. 841 ff.; Perrot zu Eig. 
434—5; Academy 1883, June 1816. 
5 ) Pietschmann S. 855; Erman 2, 611, 2. 
Einige Bronzen der Art sind auch in Berlin. 
6 ) Figur des Königs Sent (2. Dynastie) 
in Berlin: Jahrb. d. preuss. Kunstsamml. IV 
Sp. LXVIII. 
7 ) Figur im Grabe des Ti. 
8 ) Auch die Smaragdgruben im Lande 
der Bedscha dürften die grüne Farbe geför 
dert haben (Quatremere, Mem. sur l’Egypte 
2, 175 ff.). Figur von Usertesen II. aus 
Karneol, im Louvre: Champollion, Eg. anc. 
p. 296. 
9 ) Mit der Inschrift von Usertesen I.: 
Wiedemann S. 244. 
10 ) Abdallatif p. 179 f.; vgl. C. du Barry 
de Merval, Ra. n. s. 26, 337 ff.; Mariette, 
questions relatifs aux nouv. fouilles. Viel 
leicht älter als Cheops, vgl. Wiedemann, äg. 
Gesch. S. 187 ff.
	        
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