Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie, I. Denkmälerkunde. 
erwähnt. 1 ) Rötel- und Kohlenskizzen, welche das Volk- zu Gladiatoren 
spielen locken, nennt Horaz einmal. * 2 ) 
Bemalt wurde so ziemlich jeder Stoff, 3 ) aber wenn der Maler die 
Wahl hatte, zog er seine Grenzen enger. Leinwand kommt für die alte 
Zeit gar nicht in Betracht, 4 ) Papyros nur hinsichtlich der illustrierten 
Bücher. Pergament benützten die Künstler nur zu Skizzen. 5 ) So schwank 
ten die Maler anfangs zwischen Tafeln (m'vaxsg, mväxict) von Thon und 
von Holz; erstere sind in zahlreichen Exemplaren aus dem isthmischen 
Heiligtum und von der Akropolis bekannt, grosse jedoch nur aus den 
Gräbern von Caere (S. 335). Wegen ihrer Zerbrechlichkeit verdrängt sie 
indes das Tafelbild auf Holz. 6 ) Die noch erhaltenen Bilder aus Ägyp 
ten, 30—35 cm. hohe und 20—25 cm. breite Tafeln von Sykomoren- oder 
Tannenholz, welche zum teil mit Leinwand überzogen sind, 7 ) geben keine 
genügende Vorstellung von den alten Bildern; wir sind auf Abbildungen 
angewiesen, die uns eingerahmte Bilder an der Wand hängend zeigen. 8 ) 
Auf Marmorplatten sind die Monochrome von Herculaneum aufgetragen, 
doch nur weil sie in die Wand eingefügt werden sollten. Die auf Schiefer 
platten gemalten Bilder der Muse von Cortona 9 ) und der Kleopatra sind 
wohl sicher enkaustische Versuche der neueren Zeit. Hinsichtlich des 
Gebrauches des Feuers stellt Plinius mit der Wachsmalerei die Miniatur 
malerei zusammen; 10 * ) denn das Elfenbein wurde vor der Bemalung an 
der Sonne oder im Ofen gebleicht. Der gleiche Gewährsmann, welcher 
nur die Malerin Iaia, eine Zeitgenossin Varros, anzuführen weiss, nennt 
als Werkzeug den kestros, mit welchem wahrscheinlich die in der Minia 
turmalerei übliche Grundschraffierung hergestellt wurde. Für das Elfen 
bein konnte Horn eintreten; n ) Neros Zeitgenossen verfielen auf Schildpatt. 
Das Malen selbst wird uns ziemlich auschaulich beschrieben und ab 
gebildet. Der Maler hat mehrere Pinsel 12 ) und einen-Kasten, in dessen 
Abteilungen Näpfchen mit den angemachten Farben stehen, oder statt 
dessen bloss einen langen Schemel. 13 ) Aus diesen wählt er die geeignete 
*) Plin. 83, 98. 
2 ) Sat. 2, 7, 89. Kohle Notbehelf des 
Apelles: Plin. 35, 89. 
3 ) Elfenbein: Berger S. 41. Sogar Glas 
in Ägypten: Schreiber, Brunnenreliefs S. 82. 
4 ) Ausnahme ein Kolossalbild unter Nero:. 
Plin. nat. hist. 35, 33; s. dann Boethius de 
arithm. praef. (A. 7); Joh. Philop. in Aristot. 
II nat. auscult. (Junius, de pict. p. 440). 
5 ) Ausgenommen sind auch die ägypti 
schen Leinen- oder Byssusmasken, die mit 
Gypsgrund überzogen wurden (s. z. B. Blu 
menbach, Beiträge 2, 69 ff.). 
6 ) laridsg Theodoret. hist. 1, 1; vlo- 
yQucpia Strzygowski, byzant. Denkm. I S.121. 
7 ) Vgl. Boeth. de arithm. praef.? 
8 ) MB. 7, 3; Donner, Wandmalereien 
T. C Fig. 3; der Rahmen heisst nrjy^ia (Ar- 
temidor. 5, 3). Auch er kann mit Ranken 
und Früchten verziert sein (Petrie, Hawara 
T. 12). Votivbilder: Benndorf, griech. u. sicil. 
Vasenbilder 1, 12 ff.; Heydemann, Neapler 
Vasensamml. Nr. 3369; Relief (Berlin Nr. 
725): Samml. Saburoff T. 26. 
9 ) Nach Heydemann, Mitteil. S. 109 ff. 
auf Lavagnastein; abgeb. F. Cavallert, oss. 
sopra un’ ant. pittura esistente nel Museo di 
Cort., C. 1852, m. T. u. ö. 
]0 ) 35, 147. 149 (cestro ist beide Male 
absichtlich so gestellt, dass es nicht zu cera 
gehören kann); vgl. Donner bei Helbig, 
Wandgemälde S. XVI (Abb. des kestros). Wir 
haben nur bemalte Elfenbeingeräte: Platten 
ägyptischen Stils aus Pompeji (B. 1835, 38 f.), 
den Belag eines Kästchens Ra. II T. 32, zwei 
Medaillons in der Vaticana (Donner S. XXV). 
11 ) Plin. 11, 126. 
12 ) Quintil. 2, 21, 24; Blümner S. 429; 
abgeb. in dem Relief bei Bartoli, sep. dei 
Nasoni (Blümner S. 463) u. an einem Grab 
stein (Abb.: Röm. Quartalschr. 6, 376). 
13 ) Pompejanisches Bild: Blümner 4, 
459 u. Donner, Wandmalereien S. 109 F. 29; 
Schemel, bei dem malenden Pygmäen.
	        
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