Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. 1. Denkmäler künde. 
289. Der Altar ist bei den Heiden, wofern auf ihm Brandopfer dar 
gebracht werden sollen, mit dem Tempel nie verknüpft, sondern steht 
unter freiem Himmel, damit der Opferrauch ungehindert zum Himmel 
emporsteige. Man errichtet einen Altar zu vorübergehendem Gebrauche 
am leichtesten aus Rasen oder Feldsteinen; solche blieben z. B. in den 
ländlichen Kulten. 1 ) An vielbesuchten Wallfahrtsorten bildeten sich mit 
der Zeit aus den Opferresten und dem heilig geachteten Kehricht über 
haupt natürliche Erhöhungen, die dann wieder zu Altären dienten; von 
dieser Art waren der Aschenaltar in Olympia und der aus Hörnern ge 
bildete auf Ortygia. * 2 ) Ebenso werden wir die aus Opferresten und Scherben 
erwachsenen Opferhügel bei Upsala und den über 7 Meter hohen, 96 M. 
umfassenden Tafelberg bei Udestedt (Weimar) 3 ) zu deuten haben. Dem 
Steinaltar eine kunstgerechte Form zu geben, hinderte manchen Ortes re 
ligiöses Bedenken (S. 200). Sonst wurde er aus dem natürlichen Felsen 
herausgehauen (wie vor der korykischen Grotte) oder gesondert skulpiert. 4 ) 
Die Formen scheinen in den meisten Kulten einer strengen Regel nicht 
unterlegen zu sein. Die meisten lassen sich allerdings auf drei Grund 
formen zurückführen, nämlich Tisch, Würfel und Cylinder. Der Tisch 
kommt im Grabkult (S. 345) öfter vor; der Würfel unterliegt verschiedenen 
Variationen, z. B. erhält die Deckplatte eine wulstige Abrundung 5 ) oder 
die beiden Seitenwangen werden höher emporgezogen; 6 ) nur scheinbar 
jedoch ist die mit einer Halbkugel bekrönte Form, welche in zahlreichen 
Bildwerken 7 ) erscheint, da wir hier einen Schutzdeckel vor uns sehen. Die 
in der Mitte eingeschnürte Gestalt, die zuerst am Löwenthor und dann 
wieder in italischen Monumenten begegnet, 8 ) mag man besser dem Tische 
beizählen. Die Cylinderform lässt sich oft, vornehmlich in den griechi 
schen Ländern nachweisen und dürfte im alexandrinischen Zeitalter be 
sonders beliebt gewesen zu sein; manchmal gleicht sie einem Säulenstücke, 
eine Basis scheint nicht gerade notwendig. 9 ) Ausserdem finden wir z. B. 
Trieder (auch mit geschweiften Seitenflächen) 10 * ) oder Tempelchen. 11 ) Sil 
vanus und Bacchus hatten ihre eigenartigen Altäre; 12 ) für die Opfer der 
grossen Göttin gab es eigene Taurobolienaltäre; 13 ) ein lectisternium und 
9 Abgebildet in Votivreliefs: Michaelis, 
A. 1863 p. 811; Pottier, Bch. 1881 S. 349; 
Vasenbild AZ. 3, 1. 
2 ) Callim. hymn. 2, 58 ff. 
3 ) Anthrop. Corresp. 1875 S. 85. 
4 ) ’Ev^uijtoy tisqI ß(D[A,ov II. A 448. 
5 ) Korinthische Busirisvase M. 8, 16 7 = 
Baumeister’s Denkm. I S. 367; etruskische 
Bilder M. I 43. VI 30; Baumeister I S. 289 
Abb. 290. 291. 
6 ) AZ. 30, 65 (Overbeck, Gallerie 30, 4); 
MB. 6, 57. 
7 ) Michaelis, A. 39, 106 ff. mit T. E. 
8 ) Auf dem Palatin Ritschl, exempla 
T. 56, nach Phot. Guhl-Engelmann S. 803; 
Brunn, rilievi I T. 1. 42. 45. 
9 ) Z. B. vom Dipylon, 4./3. Jahrh. v. 
Chr.: Athen. Mitt. 4, 288; im athen. Theater, 
2. J. v. Chr.; Ath. Mitt. III T. 3; Caylus, re- 
cueil 5, 58; aus Delos Clar. 121,156 = Bau 
meister 156; Conze, Lesbos T. 4; Rhodos, 
zwei: Hammer, topogr. Ansichten, T. zuS. 78; 
Pergamon, unter König Eumenes II.: Inschr. 
v. Pergamon 131; vgl. Paus. 8, 11, 1; Eust. 
Od. 17, 209 (symbolisch erklärt); abgeb. an 
einer Gemme: Impronte IV 60 — Wieseler, 
Theatergebäude T. 4, 1; in Oberitalien: 
Dütschke V N. 799. 823; vor Agyieus Phot, 
bibl. p. 535, 33 ff.; säulenartig z. B. im La 
teran Benndorf 439 b. 549 a. Vgl. Wieseler, 
A. 1858 p. 222. 
10 ) Aus Terrakotta: Gerhard, ant.Bildw. 
T. 64 = Baumeister 58; geschweift, abgeb. 
MB. 5, 23. 
n ) Münze von Delphi unter Hadrian, 
Brit. Mus. T. 4, 19 (auf Stufen). 
12 ) Reifferscheid, A. 1866 S. 220 f. T. 
L. M 1. 2. 
13 ) Z. B. AZ. 21 T. 176/7.
	        
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