Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VIII. Die Baukunst nach Material und Technik. (§§ 276 -278.) 337 
wesentlich beeinflussen, geben die übers Kreuz gelegten Balken das Vor 
bild zur Kassettendecke (Felderdecke), deren viereckige Felder (<pcavai) 
ähnlich den Metopen dekorative Platten (xcdvfiiiaTia, (paxvwiiarcc, laquearia, 
lacunaria) aufnahmen. In prunkvollen Palästen der Kaiserzeit strahlten 
sie von Gold und Elfenbein. ] ) Die eigentliche Kunst dagegen lieferte or 
namentierte Steinplatten, * 2 ) getriebene Arbeiten 3 ) und enkaustische Male 
reien. 4 ) Das Schatzhaus von Orchomenos bietet wohl das älteste, präch 
tige Muster einer polychromen DeckÄ Sonst gleicht sich die Decke der 
Wand und dem Boden an, indem sie einen Anstrich erhält. Diesen ver 
zieren manche mit farbigen Streifen, welche eine Balkendecke imitieren, 5 ) 
oder sie bilden den blauen Himmel mit seinen Sternen nach. Letzteres 
schickt sich am besten für Göttertempel und dunkle Grabkammern. 6 ) Als 
die Wandmalerei überhand nahm, erstreckte sie sich bis auf die Decke; doch 
scheinen Deckengemälde ausserhalb Ägyptens selten gewesen zu sein. 7 ) 
Zu der Verzierung der Decke wirkt alles mit, was von ihr herunterhängt. 
Über die Kronleuchter haben wir schon S. 267 gesprochen; ihre Wirkung 
muss in einem metallverzierten Kuppelbau, wie dem Atreusgrab, sehr be 
deutend gewesen sein. Als das Orientalische in der Mode war, da schau 
kelten sich in Fürstengräbern (Mittelitalien und Mykene) und wohl auch 
in Wohnräumen echte oder imitierte Strausseneier in der Luft. 8 ) Bei 
der Decke kommt schliesslich noch die Form in Betracht; denn ausser 
der geraden Decke und der Kuppel gab es in einstöckigen Häusern Giebel 
decken, welche im Felsbau wiederkehren. 9 ) 
278. Wie die Säulenhalle die Fa9ade ziert, so erhält der Innenbau 
seinen monumentalen Charakter durch Säulenreihen, welche die weit ge 
spannte Decke tragen. Durch diese Reihen zerfällt der Säulensaal 
(.Hypostyl) in Schiffe; am einfachsten war die zweischiffige Anlage mit 
einer Säulenreihe, welche schon im Sphinxtempel vorkommt. 10 ) Allein da 
in der Regel ein Hauptraum für die hervorragendste Persönlichkeit (das 
Götterbild und den Herrscher oder dessen Stellvertreter) notwendig war, 
hat die dreischiffige Anlage den Vorzug der unverkennbaren Zweckmässig- 
’) Vergib Aen. 1, 726; Hör. c. 2, 18, 1: 
Prop. 4, 1, 5; Sen. contr. II 1 (9), 11; Muso- 
nius bei Stob. flor. 1, 84; Snet. Ner. 81; Sen. 
nat. qu. I prol. 7; Plin. 12, 9. 88, 18. 57; 
Juven. 1, 56; Joseph. 8, 68; Apul. met. 5, 1 
(Citrus u. Elfenbein); Panegyr. 11, 11; Joh. 
Chrysost. bei Phot. bibl. p. 522, 88; Clau- 
dian. b. Get. 228. Spuren von Vergoldung 
finden sich noch am Friedenstempel Vespa- 
sians (Venuti, descr. 1, 44 ff.) u. den Kaiser 
palästen (Winckelmann’s Werke II 466 
Donauesch.). 
2 ) Z. B. im Theseion und Tholos von 
Epidauros; sechseckige öfter in Steiermark : 
Mitt. d. Centralkomm. N. F. 15, 42 m. Abb. 
4 ) Sen. ep. 90, 42. 
9 ) Inschrift *A§r]vcnov 7, 482 Z. 44 f.; 
Plin. 85, 124; 2 enkaustische Medusenmasken 
vom Palatin, im Louvre: Catal. del museo 
Campana s. 6 Nr. 11. 
Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VI. 
5 ) Mattenähnlich in Gräbern: Perrot, 
hist. I T. 18 u. 14 zu S. 742. 
6 ) Sehr schöne Muster in Theben: Per 
rot I 847. 537; Pyramide aus der 6. Dynastie: 
Monatsber. d. preuss. Akad. 1881 S. 326, 
ebenso etruskische Gräber. 
7 ) Im Labyrinth: Diod. 1, 66; Isistempel 
von Delos: Bch. 6, 319; Antipatros Anthol. 
9, 59 (schwebende Niken); 0. Jahn, über ein 
röm. Deckengemälde des codex Pighianus, 
Lpg. 1869, m. 4 T. 
8 ) Transvolatüia von Gold und Silber in 
der Grabkirche zu Jerusalem: Breviarius 
p. 34 Gildem. 
9 ) A. 1832 p. 265. 281. 1835 p. 181 u. ö. 
10 ) In Neandreia und im) der mykeni- 
schen Schicht von Hissarlyk; vielleicht auch 
in Thorikos und im Mittelraum der „Basi 
lika“ von Paestum. 
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