Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Fuss der Göttin auf einem schwebenden Adler ruhte, so dass sie selbst 
zu fliegen schien) oder aber überhaupt Götter, wie Zeus mit seinem Vier 
gespann. 
Das Giebeldach hat noch manche Abart, welche uns kleinere Nach 
bildungen vorführen. Manche Ziegeldächer sind durch Reihen sattel 
förmiger Ziegel, die vom First herablaufen, (Sattelrippen) gegliedert. So 
haben wir uns nach dem Zeugnisse attischer Reliefs viele athenische 
Privathäuser und das Asklepiosheiligtum zu denken. 1 ) Werden die Enden 
des Dachfirstes abgekappt, so entsteht das polyedrische Walmdach, 
welches eine Terrakotte des Akropolismuseums veranschaulicht. 2 ) Über 
haupt korrigieren die Architekturbilder des Altertums die gewöhnlichen 
Vorstellungen sehr wesentlich; unsere modernen Bauten mit ihren wunder 
lichen Dächern haben an alten Gebäuden genug Seitenstücke. 3 ) Selbst die 
Zwiebelform fehlt nicht. 4 ) Eine antike Stadt des Abendlandes gewährte 
also, da mit den flachen Dächern die mehr oder weniger steilen Giebel 
wechselten, 5 ) einen abwechslungsreichen Anblick. Steinerne Urnen oder 
Scheiben [Disken) krönten nicht selten die Mauern; 6 ) der Pinienzapfen 
ist als Aufsatz in Italien verbreitet. 7 ) Windfahnen, die damals schon zu 
weilen plastische Gestalt hatten, zeigten die Windrichtung an. 8 ) Nur die 
Kamine fehlten, wenn auch ähnlich aussehende Zinnen manchmal Vor 
kommen, 9 ) während die Beleuchtungsanlagen in der Regel nicht über das 
Niveau des Daches hervorragten. Das Licht wurde ja in erster Linie 
durch die Thüre oder Dachöffnungen 10 ) in das Innere geleitet. Abgesehen 
von durchbohrten Ziegeln (in Olympia) und Terrakottapfeifen, 11 ) erhielt das 
Dach im römischen Hause und verschiedenen Tempeln, welche man früher 
hypaethral nennen wollte, eine grosse viereckige Öffnung; bei letzteren 
wirkte der Gedanke mit, dass die Gottheit freien Zu- und Ausgang zwischen 
ihrer irdischen Behausung und dem Olymp haben müsse. Vielleicht haben 
die Orientalen das gleiche Prinzip auf runde Dächer angewendet. 12 ) In 
italischen Städten verordnete die Polizei, dass das Wasser nicht auf die 
Strasse abfliessen dürfe und so entstand das nach innen abfallende Dach 
des atrium tuscanicum. Vd ) Doch verstanden bereits die Ägypter, grosse ge 
schlossene Säulenhallen so zu beleuchten, dass sie den mittleren Teil auf 
höhere Säulen stellten; dadurch wurde dieser erhöhte Teil des Daches an 
den Seiten mit Fensterreihen versehen. 11 ) Diese Bauart, welche die helle- 
abgeb. Schreiber, Relief bilder T. 35; schwe 
bende Nike auf Volute: Clarac IV T. 639, 
1445 a. 
*) S. auch Schreiber, hellenist. Relief 
bilder T. 1. 6; Oyerbeck, Gallerie T, 3, 10. 
2 ) Phot, des arch. Inst., Athen varia 104. 
3 ) Z. B. MB. 10, 2. 24. 
4 ) Z. B. MB. 11,34. 
5 ) MB. 10,43. 
6 ) Abgeb. ersteres an Silbergefäss von 
Pompeji MB. 13, 49, letzteres bei Schreiber, 
Relief bilder T. 80; auf Giebel ders. T. 103. 
7 ) Z. B. Schreiber, Relief bilder T. 88; 
Dennis II 3 152; Corssen, Sprache derErusker 
TI 632 f. 
8 ) Vitr. 1, 6,4; Dio Chr. 74 p. 397 R. 
9 ) Schreiber, Relief bilder T. 41. 89; 
MB. 11,36; Jahrb. 4, 95. 
10 ) Z. B. in den Walmdächern von Hütten 
urnen unter den beiden Firstenden. 
n ) Am. J. 5, 175 A. 19. 
12 ) Vgl. Konr. Lange, Haus und Halle 
S. 17. 
13 ) Vgl. Nissen, pompej. Studien S. 635 ff. 
14 ) K. Lang a. O. S. 14 ff.; grosser Saal 
in Karnak: Perrot I T. 5; Tempelchen von 
Mykene; Palast von Tiryns nach Dörp- 
feld und Middleton (Iw. Müller, Privat 
altert. § 11, 2); vielleicht auch zur Zeit des 
Perikies: Plut. Pericl. 13).
	        
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