Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
von Blau, Schwarz und Spielarten von Braun. Die Manieren der verschie 
denen Brennöfen werden sich vielleicht noch unterscheiden lassen; einen 
Fingerzeig gibt Phiions Baukontrakt, welcher lakonische und korinthische 
Terrakotta bedingt, ebenso bezog Eleusis viereckige Kästen aus Thurioi. l ) 
Diese architektonischen Terrakotten mussten fester als die gewöhnlichen 
sein, ein Punkt, der nähere Untersuchung verdient. 2 ) 
Litteratur: (Seroux d’Agincourt) Recueil de fragmens de sculpture ant. en terre 
cuite, Paris 1814 m. T.; * P. Campana, antiehe opere in plastica, Rom 1851, 2 Bde. (der 
Verfasser besass selbst die reichste Sammlung, s. S. 46; manches ist freilich zweifelhaft); 
Dörpfeld, Gräber, Bormann, Siebold, über die Verwendung von Terrakotten am Geison 
und Dache griechischer Bauwerke, Berlin 1881, m. 4 T.; Choisy, devis de la restaur. des 
murs d’Ath., Et. epigr. s. Parchit. gr. p. 55 u. A. 20. 
257. Allen Wänden, deren Stücke mit einem Bindemittel zusammen 
gefügt sind, ist der Verputz gemeinsam, und zwar eignet sich aus prak 
tischen wie aus physikalischen Gründen (wegen der Sonnenhitze) der 
weisse Anstrich (Verputz) am besten, 3 ) während aus reiner Vorliebe der 
rote vorgezogen wird. 4 ) Auf dem Anstrich, der zum Stuck (tectorium) 
verfeinert wird, basiert die Bemalung des Baues. Früher galt unter dem 
Banne WinckelmamVscher und Goethischer Anschauung die Färbung der 
Architekturteile für etwas barbarisches, obwohl sie für das Privathaus 
des Altertums ausdrücklich bezeugt ist. 5 ) Erst im Jahre 1822 konstatierte 
Klenze die Farbigkeit der alten Bauten, 6 ) welche dann Hittorf und Gott 
fried Semper lebhaft vertraten. Die zahlreichen Farbreste, die von sorg 
fältigen Betrachtern gefunden wurden, sprechen im Verein mit antiken 
Architekturansichten 7 ) so deutlich, dass das Prinzip nicht mehr in Frage 
steht. Wir müssen aber zwischen der farbigen Hervorhebung eines ganzen 
Bauteiles und der von Ornamenten streng scheiden. Erstere steht hin 
sichtlich des Giebelfeldes, der Metopen und des Frieses sicher, wenn die 
selben mit Skulpturen verziert waren, indem dieselben einst von dem 
blauen oder roten Grunde effektvoll abstachen; 8 ) aber auch sonst werden 
Bauteile oft genug durch Farbe ausgezeichnet, z. B. die Metopen, auch 
wenn sie glatt belassen sind. 9 ) Was die Ornamente anlangt, so darf man 
annehmen, dass die flach gearbeiteten Ornamente einst farbig waren, und, 
dass, wo wir sie jetzt ganz vermissen, l0 ) einst nur die Farbe auf glattem 
Grunde sie ausgeführt hatte. So bot jeder antike Monumentalbau ein 
buntes, aber doch geschmackvolles Äussere dar; da das Mittelalter die 
Polychromie der Fa<jaden treu bewahrt hat, 11 ) wirkte dieser Grundsatz das 
*) J Ecp. <xqx. 1888 S. 50 Z. 20. 
2 ) In den Platten von Velletrijsoll Puz- 
zolanerde zugesetzt sein. 
3 ) Für Inschriften schon Deuteron. 27, 
2. 4. Vor der demosthenischen Zeit an Pri 
vathäusern und Gräbern nicht üblich, vgl. 
Plut. comp. Arist. et Cat. 4, 4; Cic. leg. 2, 65; 
dazu Nissen, pompej. Studien S. 58 ff. 
4 ) Ein ordinärer wurde aus Ziegelmehl 
hergestellt (in Nie der Österreich, Anthrop. 
Corresp. 1875 Verhandl. S. 70). 
5 ) Kratinos Dionysal. fr. 9 M., 42 K.; 
Xen. mem. 8, 8, 10; Plat. rep. p. 529b. 
6 ) Oder schon R. Gironi, saggio int. all’ 
archit. dei Greci, Mil. 1821, f. m. 20 T.? 
7 ) Z. B. in einem schwarzfigurigen Vasen 
bilde Architrav violett, Ante schwarz; Athen. 
Mitt. 14,1. 
8 ) Giebel blau am Schatzhaus der Me- 
garer und Parthenon; Metopen blau in 
Olympia (Stiermetope) und Kyrene, rot in 
Selinunt, am Parthenon und Theseion; Fries 
blau am Parthenon und Theseion. 
9 ) Rot am selinuntischen Stadttempel E 
(Hittorff [sic] a. O. T. 7, 8). 
10 ) Vgl. aber z. B. Benndorf, Reisen in 
Lykien I S. 41 T. 17. 
1 *) Fisenne, Ztsch. f. christl. Kunst 8, 65 ff. 
78 ff.
	        
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