Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
und 6. Jahrhundert benützt und nach Mittelgriechenland ^verschifft, ! ) und 
den thasischen, der an seinen grossen Krystallen kenntlich ist und mit der 
Zeit eine dunkelgraue Oberfläche erhält; 1 2 ) auch diesen haben dieJRömer 
geschätzt. Unübertroffen jedoch war der Marmor von Paros. Besteht 
auch fast die ganze Insel aus Marmor, so ist zwischen den gewöhnlichen eine 
2—4 m. dicke Bank feineren Marmors eingelagert, welche nur mässige 
Blöcke, höchstens von menschlicher Höhe liefert. Da derselbe also erst 
bei tieferem Eindringen mittelst gewundener Stollen erreicht wird, hiess 
er Lychnites. 3 ) Der glänzend weisse Stein wurde schon in der ältesten 
Inselplastik verwendet, 4 ) diente, über die guten Häfen der Insel bequem 
ausgeführt, zu den meisten archaischen Skulpturen von Athen und Delos 5 ) 
und wurde als Ideal der Weisse 6 ) selbst in Athen durch den pentelischen 
nicht verdrängt, geschweige denn anderswo; ein Athener pries Paros des 
wegen glücklich. 7 ) Teuerer als der pentelische Marmor, war der parische 
kein alltäglicher Baustein; immerhin hat er z. B. das Material des Apollo 
tempels in Bassai und des Heiligtums der Athena Kyparissia abgegeben. 
Die Marmore des hellenischen Kleinasiens, über die man wenig weiss, 
hatten bis auf den von den Römern verwerteten phrygischen Stein wohl 
an Ort und Stelle, aber nicht für die alte Kunst im allgemeinen Bedeu 
tung. Dasselbe ist wohl über die Marmorarten des Westens und Nordens 
zu sagen, wenn auch genauere Untersuchungen noch fehlen. 8 ) In der vor 
christlichen Zeit finden wir z. B. den Marmor der toskanischen Maremmen 
oft zu Aschenkisten, Sarkophagen, Grabdenkmälern und Bildwerken ver 
arbeitet, aber innerhalb der Grenzen Etruriens. Die Ausbeutung der car 
rarischen Marmorbrüche wurde durch die Wildheit der Ligurier lange 
hintangehalten; erst um das Ende der Republik beginnen die Römer auf 
diesen Stein, der sich durch seinen etwas frostigen Stich von den besten 
Marmoren Griechenlands leicht unterscheidet, aufmerksam zu werden 
und nützen ihn während der Kaiserzeit fleissig aus, 9 ) aber der Marmor 
bleibt doch ein Luxusstein, den die Baumeister am liebsten sparsam zur 
Verkleidung eines roheren Kernes verwenden (S. 285) 10 ) Marmor 'und 
Marmor kann übrigens etwas sehr verschiedenes sein, der Anblick eines 
Marmorbruches zeigt eine wahre Buntheit der Bänke und es erfordert ge 
duldiges Suchen, geeignete Stücke von ganz reiner gleichmässiger Farbe 
zu finden. Für gewöhnliche Arbeiten (z. B. Grabsteine) nehmen die Stein 
metzen natürlich unreine Steine her. Endlich hat der Marmor die Eigen 
schaft der Transparenz, was manchmal nicht unbenützt geblieben ist. 11 ) 
1 ) Lepsius S. 182 f.; noch in christ 
licher Zeit bekannt: ’E(p. aq/. 1890 T. 8. 
2 ) Pereot, Arch. des miss, scient. 1864 
I S. 86; Conze, Reise S. 24; vgl. Plin. 36, 44; 
Paus. 1, 18, 6. 
3 ) Av/yir?]g, -tag, -evg; vgl. Varro hei 
Plin. 36,14; Athen. 5,205 f; Diod. 2, 52; 
Cordellas, Berl. phil. Wochenschr. 1883 Sp. 
1403. 1437. 
4 ) Plin. 36, 17. 
B ) Ygl. Athen. Mitt. 6, 179; Lepsius 
S. 65. 
6 ) Pind. Nem. 4, 81 (132); Theocrit. 
6, 37. 
7 ) lPaus. 1, 14, 7; Alexis 22 hei Ath. 14, 
644h. — Einkauf durch einen Beamten: 
Bch. 14, 489. 
8 ) Geologisch sind z. B. die Marmore 
Österreichs untersucht (Czj^ek, Jahrbuch 
der k. k. geol. Reichsanstalt II.). 
9 ) f Bruzza, A. 1870, 166 ff. 
10 ) Nissen, pompej. Studien S. 20 ff. 
n ) An den Kanten durchscheinender 
Sarkophag in Athen.
	        
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