Kap. VIII. Die Baukunst nach Material und Technik. (§ 253.) 287
Schaffung und Zurichtung der Bausteine den Gegenstand des folgenden
Absatzes bilden.
253. Alle im Altertum verbreiteten Bausteine zu behandeln, würde
ein Buch erfordern; denn die aus den Ruinen der Welthauptstadt von
Sammlern wie dem Kardinal Antonelli, Dodwell und de Ravestein (S. 62)
zusammengebrachten Varietäten übersteigen die Zahl Tausend bei weitem
und sind auch nur durch Anschauung kennen zu lernen. Die literarischen
Quellen des Altertums besitzen daneben ihren subjektiven Wert; auch unsere
Einteilung der Steine darf nicht mineralogisch sein. Für die Archäologie
gibt es ja nur drei Hauptgattungen von Gesteinen, 1. ordinäre Steine, die
der Bauherr an Ort und Stelle oder nicht weit entfernt findet; ihr Haupt
vorzug liegt in der Wohlfeilheit; 2. sehr harte, dauerhafte vulkanische Ge
steine, welche der Bearbeitung grosse Schwierigkeiten machen und viel
Zeit beanspruchen. Der Granit zumal ist für Zwangsarbeiter, weil er sie
nur 6—8 Jahre leben lässt; 3. schöne Steine von künstlerischer Wirkung.
Die Qualität des Steines übt stets auf den Stil ihre Rückwirkung aus.
Litteratur: Brard, mineralogie appliquee aux arts, Paris 1821, 2 Bcle. (berück
sichtigt nur die Praxis); Paust. Corsi, delle pietre antiche, Rom 1828. * 2 1833; Blümner,
Technologie 3, 8 ff.; über die geographische Verbreitung Gust. Leonhard, Handwörterbuch
der geogr. Mineralogie, Heidelberg 1843; Sammlungen: Catal. du Musee Ravestein,
2. Ausg. S. 549— 669; F. Belli, catal. della coli, di pietre usate dagli antichi per costruire
ed adornare le loro fabbriche gia di esso advocato, ora posseduta, dal conte St. Karolyi,
Rom 1842; Pröhner in Paris; Corsi, jetzt bei der Universität Oxford; alte Mineralogie:
Gobet, les anciens mineralogistes. 1779; H. 0. Lenz, Mineralogie der alten Griechen und
Römer, Gotha 1861; Technik und Stil: J. P. C. Hausmann, über den Einfluss der Be
schaffenheit der Gesteine auf die Architektur, Gött. 1858. — Mineralogie der einzelnen
Länder — Ägypten: Adr. Brongniart, sur 1. matieres minerales qui font partie de la coli,
des ant. eg. de M. Passalacqua, Paris 1826; Cypern: Litteratur bei Oberhummer, Ztsch. d.
Ges. f. Erdk. XXV S. 1 A. 2; Expedition scientif. de Moree, Geologie; Cordellas, la Grece
sous le rapport geol. et mineral., Paris 1878; ders., mineralog. u. geolog. Reisesldzzen aus
Griechenland, Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1883; P. Becke, Gestein v. Griechenland, Sitzungs
berichte d. Wiener Akad., math.-naturw. Kl. 78 (1878), 417 ff., Denkschr. d. k. k. Ak. d. W.
zu Wien, math.-nat. Kl. Bd. 40 (1880) und Tschernaks mineralog. und petrogr. Mitt. N. F. 1.
(1878) S. 459 ff. II 17 ff.; A. Gaudry, animaux fossiles et geologie de l’Attique, Paris 1862
—67, mit Atlas; R. Lepsius, Geologie von Attika, Berlin 1893; Aler. Philippsohn, der Pe
loponnes, I. Berlin 1891; Ferber, lettres mineralogiques sur lTtalie.
Um mit den ordinären Steinen zu beginnen, so gibt es hier eine
Menge von Steinarten lokaler Bedeutung, welche die Griechen selbst nach
ihrem Werte in drei Klassen einzuteilen scheinen. Die besseren Sorten,
wie den feinen lichtgelben Kalksandstein von Korinth und den schwarzen,
schwarzgrau zu polierenden Kalkstein Lakoniens rechnen sie noch zu den
Marmor arten. 1 ) Andere gemeinereSteine nennt man Ttcogog, ein Name der
jetzt in zu weitem Sinne gebraucht wird. 2 ) Bei einer dritten Gattung be
tonen die Alten den Muschelgehalt (xoyyvfa'ag, xoyyi'Trjg), z. B. bei dem
schmutziggelben Kalktuff Megaras. 3 ) Von dieser unwissenschaftlichen Ein-
3 Marmor Corinthium Isid. orig. 16, 5,
14, vgl. Puchs, Denkschr. der Wiener Akad.,
math.-nat. Klasse 37, 10; Plin. 36, 135, nörd
lich vom Hafen Kisternes gebrochen.
2 ) Glossen: tofi timqoi) Herod. 5, 62 vom
delphischen Tempel, dessen Säulen aus
weissem Kalktuff bestehen; neukyprisch
bedeutet ncogidiv Sandstein, auf Karpathos
novQL eine Sandsteinart. Vgl. Ammonios p.
49; nojQivog olxog in den delphischen Inven-
taren.
3 ) KoyyvXiag Pollux 7, 100, xoyyixrjg
Paus. 1, 44, 6 (an der Nordostseite der Stadt
hügel und auf dem Vorgebirge Amphiale
gebrochen); auch in Eleusis benützt,