Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VlI. Die kunstgewerbl. Arbeiten nach Form n. Verzierung. (§ 232 —233.) 259 
eine ansehnliche Muschel 1 ) oder das Horn eines Stieres und Ochsen. 2 ) 
Hirnschale und Muschel ergeben die breite niedere Form der Schale. 
Zum Anfassen erhält sie einen hohen Fuss und einen oder zwei Henkel 
oder die höhere Form wird geriefelt, während die niedere unten in der 
Mitte eine buckelförmige Einbiegung erhält; diese patera umbilicata ist die 
übliche Opferschale. 3 ) Dann folgt der fusslose Becher, welchen Mittel 
und Nordeuropa in den Zeiten, als man die Metalle zu benützen anfing, 
so oft aufweisen und alte Skulpturen des Südens zeigen. 4 ) Die flachen 
Formen mit Fuss werden wir Trinkschalen nennen, die verhältnismässig 
höheren Becher. Von jenen hat die Schale für warme Getränke, welche 
xslsßrj oder ös^poTvoTig hiess, einen Deckel. 5 ) Unter den Bechern ragt an 
Grösse der Kantharos, ein grosses Gefäss mit hohem, schlankem Fuss und 
starken ansehnlichen Henkeln, hervor, welcher durch die Bilder des Dio 
nysos, der ihn als Attribut führt, festgestellt werden kann. Dagegen sind 
die Namen xvh£, 6 ) (piäXrj, xaQXfl<nov, axvyog, axtcpsiov, axacpiov, dsnag u. dgl. 
schwer auf die erhaltenen Formen zu verteilen. 
Die Form des Tierschädels ist künstlerisch verwertet worden; wir 
finden Köpfe von Stieren, Hirschen, Rehen, Eseln und Schweinen, 7 ) zumeist 
(nach dem Stande unserer Überlieferung) in Thon, aber doch auch in Silber, 
Bronze und Marmor. 8 ) Aus dem Horne aber ergibt sich das Trinkhorn 
(qvvov, xsqütlov), welches ebensogut aus Edelmetall wie aus Thon bestand. 9 ) 
Die Muschelform dagegen ist den reinen Phantasieformen der späteren 
Zeit beizuzählen. 
Litteratur: Panofka, die griechischen Trinkhörner und ihre Verzierungen, 
Berlin 1851. 
233. Das übrige Tischgeschirr war nie sehr reichhaltig. Am zahl 
reichsten sind die Schüsseln (TcaQoipideg)' 0 ) für deren Verschönerung so 
viel wie in der Renaissance gethan wurde; hängte man doch solche Prunk 
schüsseln, 11 ) nachdem Löcher in ihren Rand gebohrt waren, an der Wand 
zur Zierde auf. Die Terrine mit Deckel fällt mit der Warmschale (s. o.) 
zusammen; der Deckel konnte manchmal selbst als Teller oder Schale ver 
wendet werden (cpiccXrj apcptösTog) wie an den italienischen Suppennäpfen 
Schädel (Liv. 23, 24, 11; Gell. hist. fr. 26); 
Funde: in einer westphälischen Höhle Anthr. 
Corresp. 1875 Verh. S. 68; Neubrandenburg: 
Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. 1878 S. 183 
m. Abb.; Germanengrab bei Münchengladbach 
und Pfahlbau des Bieler Sees Anthr. Corr. 
1875 S. 40. 
9 R. Engelmann, de Ione, Berlin 1868 
p. 12; z. B. Pitt. d’Erc. 7, 23. 
2 ) Athen. 11,476a; Schol. Nie. Al. 31; 
Nonn. 12, 360. 17, 110. 
3 ) Silberne Patera mit verziertem Hand 
griffe B. archeol. 1891 S. 94 ff. m. T. 
4 ) Öermak, Mitt. der k. k. Centralcomm. 
N. F. 17, 174 ff.; Ross, Cypern T. zu S. 101. 
5 ) Fr. Winter, d. jüng. att. Vasen S. 53 ; 
Stephani, CR. 1860 S. 3 f.; Benndorf, Heroon 
S. 232. 
6 ) Vgl. Sophulis ’Ecp. (xq/. 1885 S. 265. 
7 ) Stephani CR. 1863 p. 139 A 1; 223 
A. 2; 241 A. 8; 249 A. 1; oft in den Händen 
der Laren abgebildet (z. B. Bronzefigur MB. 
12, 25); Pferdeschädel Noel des Vergers, 
Etrurie T. 11. 
8 ) Silber: Ant. du Bosph. T. 36; Bronze: 
MB. 8, 14; Marmor: Bouillon, musee des 
ant. III T. 5. 
9 ) Athen. 11,476 a —e; 'A^ux'k&siag xeqag 
Athen. 11,783c; silbern: Böckh I. XI 8; 
golden: Chishull, asiat. Altertümer S. 70; 
bei Agathokles Diod. 20, 63, 4. 
10 ) Klein, ’Ecp. dq/. 1890 Sp. 15 f. 
n ) Aus Thon sogar in den Donauländern 
(Hallstatt, Gemeinlebarn, oberbayerische 
Grabhügel). 
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