Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VII. Die kunstgewerbl. Arbeiten nach Form u. Verzierung. (§ 2B1.) 257 
güssen finden sich in Gallien. 1 ) Für die Gattung der Krüge mögen die 
Namen oivoxorj (dieser wird jetzt bevorzugt), TiQoxovg, tzqoxotj, ngoxotg, 
7tQO%otdioVi enCxvdiq, nlrgioxor^ oXtctj, oXmg, cadus, nasiterna passen. Von 
den kleinen einhenkeligen Krügen 2 ) zu den Flaschen ist nur ein kleiner 
Schritt. Da letztere vorzugsweise Flüssigkeiten, welche man in geringer 
Menge hat, wie Salböl und Salben überhaupt, aufnehmen (e%äXei7tTQct), 
sind sie fast alle klein und mit einem langen engen Halse ausgestattet, 
damit der Inhalt langsam hervortröpfle. Wir unterscheiden die stehenden 
Flaschen mit Fuss von den fusslosen, welche angehängt wurden, wenn 
man in das Gymnasion oder Bad ging. Hiefür gibt es konventionelle, 
aber nicht richtige Namen, einerseits die schlanke Lekythos und der 
bauchige „Aryballos“ mit Fuss, andererseits das unten abgerundete 
Alabastron, welches vom Alabaster seinen Namen hat. Ausser diesem 
sind die Stoffe der feinen Alabastra Marmor und Silber, 3 ) die der ordinären 
im Orient vorwiegend Glasfluss und Glas, im Westen anfänglich vorwie 
gend Thon, 4 ) später Glas. Diese gläsernen Fläschchen bekamen, weil man 
sie so zahlreich in Gräbern fand, den Namen Thränenfläschchen (lacry- 
matoria oder urnulae lacrymarum), als, ob sie die Bestimmung gehabt 
hätten, die am Scheiterhaufen von den Angehörigen vergossenen Thränen 
zu sammeln 5 ) Die Flaschen unterscheiden sich sehr wesentlich je nach 
der Länge ihres Halses und dem Umfange des Leibes. Die Form der 
Bierflasche ist inschriftlich bezeugt. 6 ) Die seitlich abgeplatteten Gestalten 
fasst man unter dem Namen Feldflaschen zusammen. Die eigentliche 
ganz runde Feldflasche mit Ausguss 7 ) erscheint schon in früher Zeit und 
erhält sich noch im christlichen Gebrauche, wo sie eulogia heisst. 8 ) Als 
grössere Feldflaschen sind wohl auch die Gefässe in Form eines Kästchens 
mit flaschenförmiger Öffnung zu betrachten, 9 ) welche manchmal den heuti 
gen Karlsbader Flaschen gleichen. 10 ) Wie aber die Namen, sowohl die 
oben erwähnten als Xrjxvd'iov, Xäyvvog, lagoena, iivgodoxg, auf jene Formen 
zu vertheilen seien, ist bisher noch nicht genügend festgestellt. 
Litteratur: Eschenbach, dissertationes academ. p. 506 ff.; A. Namur, de lacryma- 
toriis s. de lagenulis lacrymar. propinquorum colligendis ap. Romanos aptatis, Lucilib. 1855. 
Vorrats- und Giessgefäss zugleich ist ebensogut der Eimer (situla), 
welcher hauptsächlich in Bronze ausgeführt ist 11 ) und zwar häufig so, dass er 
aus horizontalen Rippen zusammengesetzt erscheint (cista a cordoni). Diese 
Den Amphoren gleichen sehr die Krüge auf 
melischen Münzen (Imhoop, griech. Münzen 
S. 548 f.), wie auch die Wasserurnen der 
Fluss- und Quellgottheiten. 
‘) Ra. 2, 304 f. m. Abb.; vgl. Caylus, 
recueil VI T. 31, 1. 2. 
2 ) Gr. Hirschfeld, Athena und Marsyas 
S. 5, 15. 
3 ) Z. B. Theocr. 18, 45. 
4 ) Auch Ev. Marci 14, 3. 
5 ) Der falsche Name rührt von Fortu- 
nitjs Licetus (de lucernis antiquorum recon- 
ditis, Utini 1652 1. VI c. 127) und Chiflet 
her, ist aber von Schöpflin und Paciaudi 
widerlegt worden. 
Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VI. 
6 ) Aus Paris Ra. 1868 T. 22. 
7 ) Ausnahmsweise sehr breit in Athen 51. 
8 ) Abgeb. Ra. 1, 405, vgl. S. 405 f.; 
Berliner Antiq. 1361; Et. Michon, la coli, 
d’ampoules a eulogie du musee du Louvre, 
Mel. G. B. de Rossi, Paris 1892 S. 183 ff. 
Die meisten kommen aus Ägypten. 
9 ) Aus Cumae: Archaeologia 37 p. 331; 
aus Capua Heydemann, Vasensamml. 3382, 
Form 174; abgebildet an der ficoronischen 
Ciste (Braun T. 6). 
10 ) Aus Glas abgeb. Moscardi mus. S. 
56. 58 (mit Henkel). 
u ) In Thon z. B. Berl. Mus. f. Völkerk. 
I 2153; s. S. 258 A. 2. 
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