Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Tieres, einer Sphinx oder eines Schwanenhalses haben. 1 ) Da die Schläfen 
teile eines stärkeren Schutzes bedurften, lag es nahe, hier ornamentale 
Figuren aufzusetzen, was die Athenabilder am besten illustrieren; Pheidias 
und athenische Tetradrachmen brachten dabei den Pegasos in die Mode. 2 ) 
Geflügelte Wesen, wie die Chimaira, 3 ) waren ja überhaupt für diese Stelle 
geeignet. Eine Musterkarte phantastischer Paradehelme geben die Sassa- 
nidenmünzen. In der Schlacht bot natürlich nur der das ganze Gesicht 
bedeckende Helm, welchen man korinthisch zu nennen pflegt, hinreichen 
den Schutz. Gleich dem Brustharnisch wurde er mit der Zeit den Gesichts 
formen treu angepasst, so dass der Gesichts heim (Maskenhelm) ent 
stand; 4 ) er war bei Galliern und Lusitaniern verbreitet, 5 ) jedoch auch den 
klassischen Völkern wohlbekannt. 6 ) Bei Prunkhelmen genügten indes 
Wangenstücke vollauf, welche bequem ciseliert werden konnten. Unter 
italien hat schöne Arbeiten geliefert, 7 ) vorab die herrlichen Helmwangen 
mit Figuren unter den Bronzen von „Siris“. 8 ) 
Litteratur: Heuzey, Ga. 6, 145 ff. m. Abb. (Formen im Orient und Altgriechenland); 
Bauer, Kriegsaltertümer 351 A. 8. 4 (5. Jahrhundert); A. 46,46 ff. m. T. (Helmschmuck); 
A. Bertrand, le casque de Berry, Ra. 29 (1875), 244 ff.; prächtige Exemplare z. B. MB. 
7, 14. 10, 31; Fund von Negau in Steiermark (6 Helme, jetzt in Graz): Mitt. d. Centralkomm. 
1880 S. 33 ff.; skythische Formen: Kondakof, antiq. p. 48 f. 
Wollen wir auch die fern wirkenden Geschosse hereinziehen, so er 
übrigen, da die Pfeilspitzen schon S. 250 besprochen sind, nur die Schleu 
dergeschosse. Während von denen der älteren Zeit nur zu bemerken 
sind, dass manche aus „Glückssteinen“ wie Haematit bestanden, empfan 
den im Diadochenzeitalter und unter den ersten Kaisern sogar die ge 
gossenen Schleuderbleie, an deren Stelle oft steinerne (wie in Gallien) oder 
thönerne (in Karthago) Verwendung fanden, die Wirkung künstlerischen 
Sinnes. Die thönerne Form machte das tötende Blei meist zu einem 
Fruchtkern, einer Mandel oder Olive (in Carthago, Gallien und auf Sicilien 
aus dem Sklavenkrieg von 133 v. Chr.) oder einer Pflaume (in Asculum vom 
Bundesgenossenkrieg und Perusia 41/0 v. Chr.). 
Litteratur: Gottfr. Semper, die bleiernen Schleudergeschosse der Alten, Frankfurt 
1859 m. Abb. u. 7 T.; W. Vischer, antike Schleuderbleie, Basel 1866, m. 1 T. (archäol. und 
epigraphische Schriften II.); CIL. I 642 ff.; Th. Bergk, Rhein. Jahrbb. LV/VI 1875 S. 1 ff. 
m. 3 T.; CIL. IX 6086, I—XLVIII. X 8063, 1 — 5; Eph. epigr. VI. glandes plumbeae, Berlin 
1885. m. 2 T.; Keviler, Ra. III 2, 281 ff. 
Als Accedens der Waffen wollen wir noch auf die Feldzeichen, 
deren manche erhalten sind, hinweisen. Plastische Feldzeichen sind be 
reits in assyrischen Reliefs abgebildet; die Römer haben die Tierbilder zu 
den Tierzeichen in Beziehung gesetzt. 
Litteratur: A. v. Domaszewski, die Fahnen im römischen Heere, Abhandl. des 
arch.-epigr. Sem. der Univ. Wien V. (Wien 1885) u. Arch.-ep. Mitt. 15,182 ff. (Tierbilder); 
persischer (?) Standartenträger an einer Durisvase: Wiener Vorlegebl. VII T. 3. 
0 Benndorf, Heroon S. 140 A. 1; Wie 
ner Vorlegbl. 1888 T. 1, 1. 
<2 ) Lange, Ath. Mitt. 6, 81; Relief in 
Smyrna: Ath. Mitt. 7 T. 1; Sphinx zwischen 
zwei Pegasoi: Statue der Athena MB. 4, 7. 
3 ) Verg. Aen. 7, 785 ff. 
4 ) Benndorf, Gesichtshelme und Sepul- 
kralmasken (S. 239). 
5 ) Bohn, Tempel der Athena Polias S.102. 
6 ) Die vordere gesonderte Hälfte z. B. 
in dem Römerkastell Biricianis gefunden. 
7 ) Z. B. Sturmhaube aus Lokroi mit Wid 
derköpfen, deren Augen aus Bein eingesetzt 
sind: MB. 5, 29, 2; Millin, descr. des tom- 
beaux de Canose p. 44 f. 
8 ) Die eine mit Krieger und Amazone 
ist im Am. J. I T. 6 neu reproduziert; über 
Siris s. S. 118.
	        
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