Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VII. Die kunstgewerbl. Arbeiten nach Form u. Verzierung. (§ 229.) 251 
Der Brustharnisch war in seiner Unförmliehkeit anfangs nichts 
weniger als ein Schmuck des Kriegers; nur Spiralen zierten ihn, welche 
die Teile vorne verbanden.Allmählich lernten die Plattner ihn den Formen 
des menschlichen Körpers nachzubilden. Mit sorgfältiger Gravierung und 
Ciselierung wurden nun Prachtstücke hervorgebracht, für welche gewiss 
wirkliche Künstler die Entwürfe machten wie Mielich und Schwarz zu 
fürstlichen Rüstungen. Einige Originale sind erhalten, * 2 3 ) werden jedoch 
von den Abbildungen an späten Vasen 8 ) und namentlich an Statuen römi 
scher Kaiser und Generäle 4 ) bei weitem übertroffen. Zum Harnisch ge 
hören manchmal Schulterbeläge, von denen es auch verzierte Exemplare 
gibt. 5 ) 
Unterhalb des Harnisches schützte der Wehrgurt den Leib. Der 
Ledergürtel geht uns wegen seiner bronzenen Gürtelschnalle hier an. Künst 
lerischer ist der breite Bronzeblechgürtel mit Leinwandunterlage, welcher 
im 6./5. Jahrhundert graviert, 6 ) später aber getrieben wurde. 7 ) 
Litteratur: Alb. Müller, das cingulum militiae, Pr. v. Plön 1873, m. 1 T. 
Die Beinschienen haben für die Kunst wenig Interesse, wenn auch 
zu den vollen Prachtrüstungen kunstvolle Stücke aus Bronze gehörten. 8 ) 
Dagegen hat der Helm die Phantasie der Waffenschmiede vielfach be 
schäftigt. An erster Stelle wird der Helm erhöht und imposanter ge 
staltet. Als der Krieger noch einfach ein Tierfell über den Kopf zog, 
mag er oft den Kopfteil eines Rindes genommen haben. Darauf weisen 
wohl die Helme mit nachgebildeten Hörnern, wie sie in der Ramessiden- 
zeit von manchen Völkerschaften getragen wurden 9 ) und sich besonders 
in Italien erhalten zu haben scheinen. 10 ) An den königlichen Adler erinnert 
der Flügelhelm, 11 ) dessen bescheidenere Form, die geflügelte Filzhaube in 
Lykien getragen wurde. 12 ) Den Feind sollte ein nickender Haar- oder 
Federbusch verwirren, worin sich der Südländer kaum genug thun konnte. 
Heben den doppelten Hörnern und Flügeln steht der doppelte Busch. 13 ) 
Mit einem dreifachen lässt sich der Päonierkönig Audoleon (315—286) 
abbilden; 14 ) drei Bügel hat oft die Göttin Athena, selbst wenn sie im 
Kleinen dargestellt wird. 15 ) Der Bügel mag die Form eines ruhenden 
*) Oft in schwarzfigurigen Vasenbildern; 
alexandrinisch, s. A. 37, 286 A. 1. 
2 ) Z. B. in Olympia und aus Zante Bch. 
1883 T. 1/2. 
3 ) Z. B. an einer Prachtvase: Millingen, 
peintures T. 49/50 — AZ. III T. 36. 
4 ) Bonner Studien S. 1 ff. m. T. 1—3. 
5 ) Z. B. MB. 4, 29. 
6 ) Helbig, das hom. Epos S. 2 288 ff.; 
griechischer in Athen. 
7 ) Mit Medaillons MB. 5, 29; einen 
prachtvollen beschreibt Quintus Smyrnaeus 
10, 180 ff. 
8 ) MB. 4, 13, 1—3. 7, 14. 
9 ) Von den Schardana nach ägyptischen 
Bildern; Schliemann, Mykene S. 213. 
10 ) In Chiusi (verdoppelt): Milchhöfer, 
Anfänge S. 96; Bronze aus Sicilien: Caylus 
V T. 60, 1; Vasenbild bei Tischbein 3, 43; 
Gerhard, Spiegel 4, 399; [Stierhörner mit 
Ohren auf Tetradrachmen des Seleukos T., 
in Beziehung auf den Stierdionysos: Head, 
historia num. p. 638 F. 336]; mit Helmauf 
satz dazwischen, abgeb. in Herculaneum MB. 
7, 7; Liv. 27, 33, 2; Verg. Aen. 12,89 cornua 
cristae von Turnus. 
n ) Benndorf, Heroon von Trysa S. 137; 
abgebildet an einer pränestinischen Oiste 
MB. 14, 40. 
12 ) Herodot 7, 92. 
,s ) Auf unteritalischen Vasen abgebil 
det: Gerhard, Trinkschalen und Gefässe 
T. D; Heydemann, Vasensamml. 3230 u. A. 
14 ) Brit. Mus. Macedonia p. 4, m. Abb. 
15 ) Z. B. aus Industria Clarac 462, 848a; 
Köln: Rhein. Jahrbb. 64, 72; Carapanos, 
Dodone T. 11, 4.
	        
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