Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Die Toilette wird durch Ohrlöffelchen (auriscalpia) mit Nagel 
putzer 1 ) und durch Riechbüch sehen (sogenannte Siegelkapseln) 2 ) vervoll 
ständigt. Yon Kämmen sind Exemplare aus Bein, Elfenbein und Bronze 
erhalten, 3 ) doch nur mit dürftigen Verzierungen (meist Drechselornamen 
ten). Die Fächer haben jedenfalls ein wichtiges Gebiet, in welchem sich 
Luxus und Phantasie entfalten konnten, abgegeben; die jüngeren Vasen 
bilder und die Wandgemälde 4 ) liefern mannigfaltige Bilder, welche eine 
eigene Darstellung verdienten. Eine vollständige Sammlung von Toilette 
artikeln führten manche der Cisten vor Augen, über welche § 238. 
Litteratur: Ägyptische Formen der Fächer und Sonnenschirme: Tr. b. a. 8, 886 ff 
m. Tafeln. 
228. Während der Schmuck vorwiegend dem weiblichen Geschlechte 
zukam und in griechischen Staaten einem Manne nach den Perserkriegen 
das „Goldtragen“ ausdrücklich gestattet werden musste, konzentrierte der 
Mann der kriegerischen alten Zeit seine Prunk- und Putzlust auf schöne 
Waffen. Da dieselben oft in das Grab mitgegeben wurden — natürlich 
sind dies lieber Paradewaffen 5 ) als brauchbare Kriegswerkzeuge — und 
auch Schlachtfelder (z. B. Alesia) ergiebig sind, zählen die erhaltenen Waffen 
stücke nach Tausenden. Eine hervorragende Waffensammlung besitzt Neapel; 
auch die Museen von Berlin und Olympia, die Waffensammlungen von 
Tscharskoje Selo, Turin und Paris (Musee d’artillerie) bieten viel. Kampanien 
scheint auf schöne Waffen der Gladiatoren grossen Wert gelegt zu haben. 6 ) 
Was die alten Abbildungen anlangt, so ist besonders auf die Balustrade 
von Pergamon (Altertümer von Pergamon II S. 95 ff. T. 43—50), das Heroon 
von Trysa und die Trajänssäule hinzuweisen. 
Litteratur: Neapel, s. Fiorelli’s Spezialkatalog (arme antiche) S. 41; Berlin: Frie- 
derichs, kleine Kunst S. 218 ff.; Mailand: A. Bazzero, le arme ant. nel museo di arch. in 
Mil., Mil. 1880; Olympia: Bronzen S. 110; Alesia: Yerchere de Reffye (im Namen Na 
poleons III.), les armes d’Alise, Ra. n. s. 10,387 ff. m. Abb.; Quicherat, examen des armes 
trouvees ä Alise St. Reine, Paris 1865, m. 1 T.; Tiefenau in der Schweiz: Bonstetten, notice 
sur les armes et chariots de guerre de couverts ä T., 1751. - Handbücher: F. A. C. v. 
Specht, Geschichte der Waffen I. (vorgeschichtliche Zeit), Lpg. 1870, m. 18 T.; M. Jähns, 
Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, Lpg. 1880 m. Atlas; A. Demmin, Encyklopädie 
der Waffenkunde, 3. Aufl. Gera 1892, m. 4500 Abb.; Guhl-Engelmann, Leben der Griechen 
S. 382 ff. 829 ff.; Keller, älteste Waffen, Mitt. d. Zür. Ges. I. m T. 7. 
Das Schwert und der Dolch, von welchem das Messer kaum zu 
trennen ist, können eine Zierform der Klinge haben, und zwar die Blatt 
form, welche den praktischen Vorteil besitzt, dass der Schwerpunkt dabei 
nach vorne liegt; sie war schon in der Ramessidenzeit gebräuchlich und 
kam erst in der Kaiserzeit ab. 7 ) Das Sichelschwert (axivaxrjg, eegrer^ ensis 
falcatus) ist hauptsächlich asiatisch, 8 ) begegnet aber in der Perseussage 
und als Ausnahme bei den Italern. 9 ) Ihm entsprechen die halbmondför- 
J ) Schumacher, Bronzen T. 2, 4. 5; MB. 
9, 15. 18. 
2 ) Schumacher T. 3, 47. 48. 
3 ) Z. B. MB. 9, 15, 5—8. 
4 ) Z. B. MB. 8, 21. 
5 ) Für die nofxmj Herodian. 7, 11, 7. — 
Unheilvolle Waffen sind bei den Dichtern 
schwarz gefasst (Aeschyl. Agam. 1127. 
Sept. 43). 
6 ) MB. 3, 60. 4, 13. 7, 14. 15, 30. 
7 ) Lindenschmit II H. 1 T. 3 ff.; abge 
bildet z. B. noch an einem etruskischen 
Spiegel MB. 13, 53, am frühesten aber in 
ägyptischen Darstellungen der Syrer: Max 
Müller, Asien u. Europa S. 305 m. Abb. 
8 ) Benndorf, Heroon v. Trysa S. 137 f.; 
noch unter Herodes Joseph, ant. 14, 424; 
kleines Sichelschwert bei Göttern: Menant, 
glyptique II S. 97 F. 93. 94. 
9 ) Kampanisch nach Yergil Aen. YII.
	        
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