Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäolegie. I. Denkmälerkunde. 
falls an verschiedenen Orten Europas nachgewiesen. 1 ) Ausserdem erwähnen 
die Alten die blaue Tättowierung der Thrakerinen. 2 ) In Ostligurien fand 
man Thonstempel mit einem Topf Ockerfarbe, welche den Zweck der in 
dianischen pintaderas (wie die Spanier sagten) gehabt zu haben scheinen; 
bemalt dürften auch die alten Einwohner Brittanniens gewesen sein. 3 ) 
Die Kleidung ist von jeher der wechselnden Mode unterworfen ge 
wesen, weshalb wir von den Gewandformen im Zusammenhänge mit der 
Kunstgeschichte handeln werden. Uber die kunstvolle Ausführung der 
Kleider (Weberei, Stickerei und Walkerei) ist bereits (§ 192) gesprochen. 
Als selbständige Zuthaten kommen dazu die 4 angenähten Fransen und 
Borten und die aufgenähten metallenen Zierate, z. B. Goldplättchen (wie 
in Palästina, Etrurien und Südrussland), 4 ) Bronzespiralen, 5 ) und kunstvoll 
gefasste Münzen 6 ) oder Edelsteine; 7 ) in der Kaiserzeit bevorzugte man 
die Cameen. Die eingehendste Schilderung eines solchen Prunkgewandes, 
wie sie nur zu Festen angelegt wurden, gibt der Pentateuch bei Gelegen 
heit der Vorschriften über den Hohenpriester. Auch die Kopfbedeckun 
gen haben ihre Modeformen; hier hat nur der Orient mit seinen hohen 
Hauben '(tutulus, Tiara, phrygische Mütze) etwas ansehnliches erzielte) 
Bei den Schuhen 9 ) ist die orientalische Schnabelform historisch bedeutend. 
Sonst kommt das Färben des Leders (z. B. mit Purpur) und Metallschmuck, 
wie die lunula der römischen Senatoren, in Betracht. 10 ) 
Den einfachsten und doch schönsten Schmuck des Körpers gaben 
die Blumen ab, mit denen der Mensch sich selbst und seine anthro- 
pomorphen Götter schmückte. 11 ) Nachdem einmal das Anfangsstadium, wo 
man allerlei glänzende und seltsame Stücke sich anhängte (S. 192), vor 
über war und die Goldarbeit vorherrschte, lieferten die Blumen und Pflanzen 
die beliebtesten Vorbilder für Schmucksachen. 12 ) 
Litteratur: Über griechische Juwelen B. 1830, 91 ff.; M. ed A. 1854 S. 94; Ant. 
Denkm. 1, 12; AZ. 1884 T. 10; Guhl-Engelmann, Leben der Griechen S. 309 ff.; Südruss 
land: Kondakof, antiquites S. 57 ff. 233 ff. 305 ff.; Kaukasien: ders. S. 456 ff.; Etrurien: ygl. 
das Mus. Gregor. (S. 43); farbiges Titelbild zu Martha, l’art etrusque; Gnathia: B. Nap. 3, 
129 ff. Ein voller Schmuckkasten wurde in Lyon gefunden: Comarmond, descr. d’un ecrin 
d’une dame rom., Lyon 1841. Bedeutende Sammlungen befinden sich in Gizeh (S. 79), 
') Niederle, die neuentdeckten Gräber 
v. Podbaba, Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien 
Bd. 22 u. separat Wien 1892. 
2 ) Abgebildet in den ägyptischen Bil 
dern der „Sarden“ (Max Müller, Asien u. 
Europa S. 384) u. ö. 
3 ) Der Name der Britten" wird von 
altir. britj kambr. breith (variegatus) abge 
leitet, wozu Picti stimmt. 
4 ) Blümner 1, 211; in der Kaiserzeit 
Götterbüsten in Medaillonfassung: Naucratis 
I T. 27. Goldene Blätter auf Mumien (Ab- 
dallatif c. 4 p. 199: Stirn, Auge, Nase und 
weiblicher Teil) und achäischen Leichen. 
5 ) Haube aus dem Scherner Gräberfeld, 
im Prussia-Museum; bronzene Spiralen, Ringe 
und Plättchen, besonders auf lederner Klei 
dung: Virchow, Yerh. d. Berl. anthrop. Ges. 
1877 S. 392 f. 
6 ) Medaillon des Tetricus, im Pariser 
Kabinett (Mem. de l’Ac. des belles-lettres 
26, 504). 
7 ) Z. B. unter Aurelian: Yopisc. Aurel. 28. 
8 ) Helbig, über den Pileus der alten 
Italiker, Sitzungsber. der bayer. Ak. 1880 I 
487 ff.; Formen der Tiara und der phrygi- 
schen Mütze: MB. 8, 43. — Der Kyniker 
Menedemos trägt einen Hut mit den zwölf 
Tierkreisfiguren: Diog. L. 6, 102. 
9 ) B. Balduinus, de calceo antiquo et 
Nigronius, de caliga veterum, Lpg. 1733, 
m. Abb. 
10 ) Purpurschuhe mit Bronzeknöpfen trug 
die archaische Amazone der Akropolis. 
n ) Die Lares Compitales wurden nach 
Augustus’ Verordnung zweimal jährlich mit 
Blumen geschmückt: Suet. Aug. 31. 
12 ) Daher Namen wie pald^iov (Photios 
aus Aristophanes).
	        
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