Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

232 
Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
in zahllosen religiösen Bildern derselben erscheint, entwickelt sich die so 
genannte Palmette, zunächst ein Strauch, welcher an allen Zweigen oder 
nur dem mittleren Blüten hat. 1 ) Die westlichen Nachbarländer bilden 
dieses Pflanzenbild ornamental aus, indem sie die zwei äusseren Stengel 
zu Voluten stilisieren. 2 ) Später entsteht daraus die griechische Palmette, 
welche an Vasen und in der Architektur ihre üppigste Entfaltung findet. 3 ) 
Von Babylon geht auch die Verehrung der Sterne aus; aber wie die Ge 
stalt dieser Leuchtkörper wiedergeben?) Häufig setzt man ihr Bild aus 
sechs oder vier Kreisabschnitten zusammen. 4 ) Die Sternblume gehört wohl 
auch hieher; der griechische Name ovQotviaxog scheint an den Ursprung zu 
erinnern. Der durch zwei Durchmesser in vier Teile zerlegte Kreis dürfte 
ebenfalls einen Stern bedeutet haben. 5 ) Die Sonne wird hin und wieder 
wie ein Rad gebildet; 6 ) häufiger zeigen sie Urnen Germaniens als rote 
Scheibe, welche schwarzbraune Strahlen oder Punkte im Kreise umgeben, 7 ) 
ähnlich ohne Farbe zahlreiche Bronzearbeiten. 8 ) In den Mittelpunkt dieser 
Sonnenscheibe setzten Urnen von Zaborowo das Triquetrum, 9 ) dessen 
reinste Form ein Ring ist, an welchem drei Krallen haften. Dieses Sym 
bol dürfte sich auf die scheinbare Bewegung der Sonne beziehen, 10 ) denn 
es besteht eigentlich aus den Innenteilen eines altertümlichen Rades. 11 ) 
Bei den Hellenen geht es durch eine ringlose Mittelform 12 ) in ein dreifaches 
Bein über, welches in Vasenbildern öfters Schilde schmückt 13 ) und xQMSxsleg 
heisst. Im Orient dagegen behält das Triquetrum seinen religiösen Charakter 
bei, bekommmt aber leichter zu zeichnende Formen ( im ). Diese 
haben sich von Vorderasien 14 ) bis nach Baktra 15 ) verbreitet und tragen 
bei den späteren Persern den Namen mahru. Viel häufiger begegnet uns 
U An babylonischen Cylindern. 
2 ) In Phönizien: Marmorrelief von Ara 
dos M. Nap. III T. 18, 8. 4; Kapitell von 
Golgoi das. T. 88,4; Silberschalen von Cypern; 
rhodische Vasen: Salzmann, Camiros T. 88 
n. ö.; Brnstschild aus dem Grab Regulini- 
Galassi u. a. 
3 ) Z. B. schräge Palmettenpaare mit Li 
nien in Voluten verbunden, häufig an Kra- 
teren von Bologna, z. B. Lau, die griechischen 
Vasen T. 81, 1. 
4 ) Sechs: Fussbodenfragmente aus Nini- 
veh im Louvre; assyrische Bronzeschalen: 
Layard, second series T. 61. 62; vier: Schlie- 
mann, Mykene S. 330; oft in den germani 
schen Reichen. 
5 ) Oft an Urnen; auf melischen Thon- 
gefässen: Conze, mel. Thongef. T. 2; vergl. 
Stephani, CR. 1864 p. 234 ff.; Gerhard, AV. 
3, 199; M. 8, 44. Die Peripherie punktiert 
in makedonischen Prägungen z. B. Imhoof- 
Blumer, griech. Münzen T. 1, 9. 
6 ) Münchner Vase 126. 
7 ) Haupt, Schlesische Vorzeit II H. 4. 
8 ) Dänisches Messer: Worsaae, oldsager 
1853 Fig. 75. 
9 ) Auf Münzen der Lykier (z. B. Hera- 
kleia: Fellows, account T. 34, 8) und des 
Agathokles (abgeb. Brit. Mus. Sicily 191 u. 
192), ferner von Arpi in Apulien; über einer 
Weihinschrift in Kilikien: Jhst. 12, 226. 
10 ) Nach Virchow, Anthr. Vers. 1875 
S. 44; das doppelte Triquetrum Schildzeichen 
des Zeus: J Ecp. ccq/. 1886 S. 121. 
u ) Beizeichen einer korinthischen Münze 
350—38, abgeb. Brit. M. Sicily T. 11, 5. 
12 ) An einem Stein mit griechischer In 
schrift in Cilicia Tracheia: Jhst. 12, 226. 
13 ) Oft auf schwarzfigurigen (Göttling, 
comm. de crure albo in clipeis vasorum 
Graecorum, Jena 1855), seltener an rotfigu 
rigen (El. cdr. I 9 und Jhst. 12, 340 m. Abb.); 
dabei geflügelt, auf Münzen von Syrakus: 
de Luynes, et. numism. p. 84; Dioskor. Anth. 
Pal. 6, 126 TQiGooig xov ra/vv ocv&qoc nooLv. 
14 ) Auf Münzen von Selge, Kilikien, 
Lykien (Fellows a. 0. p. 14), Palmyra 
(Mordtmann, Sitzungsber. der bayer. Ak. 
1875, Suppl. S. 74 Nr. 12); in Kilikien Jhst. 
12, 232. 
15 ) Lenormant, num. des rois grecs 
78, 12.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.