Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Vorsichtige schützten das getriebene Blech durch Ausgiessen der Höhlungen 
mit Pech, beziehungsweise einer Mischung von Pech und Wachs. 1 ) 
Litteratur: S. Ciampi, dell’antica toreutica, Firenze 1815; Furtwängler, Bronze 
funde aus Olympia S. 84 f. 
Das getriebene Metallblech diente, wie wir gesehen haben, zum Er 
satz des massiven Metalles, sodann zur Dekoration von Kleidung und Aus 
rüstung. Zumeist jedoch werden getriebene Gefässe hergestellt. Was 
diese anlangt, verdient eine Erleichterung der Technik Erwähnung; die 
Figuren können nämlich für sich eigens getrieben und dann diese Stücke 
(fyßhrjLiccza, crustae) 2 ) aufgenietet oder aufgelötet, auch ihr Rand oder 
der des Kernes umgebogen werden. 3 ) Nun war es möglich, mit Stempeln 
das gleiche Bild aus den Blechstücken herauszudrücken. 4 ) 
Eine geschlossene Rundung wurde beim Treiben hergestellt, indem 
der Ciseleur die zwei Hälften gesondert ausführte und dann zusammen 
nietete oder lötete. Dieses Verfahren erstreckte sich nicht bloss auf Ge- 
fässe und Schmuckgegenstände; auch die Bronzeplastik scheint mit den 
acpvQTjXccza begonnen zu haben, worüber später. Polychromie erzielte der 
Toreut durch Vergoldung der getriebenen Bilder, wodurch die Figuren 
deutlich hervortraten; von dieser Art sind die altphönikischen Silber 
schalen. 5 ) Die Toreutik hatte ihre Blütezeiten in der zweiten orientalischen 
Periode und unter den Nachfolgern Alexanders, während Plinius den 
Untergang dieser Kunst beklagt. 6 ) Man muss jedoch zwischen Ausführung 
und Zeichnung wohl unterscheiden; allerdings dürften bedeutende Plastiker 
sich zu dem einträglichen Gewerbe herabgelassen haben, sonst hätten die 
römischen Kunstverständigen nicht einem Pheidias und Myron toreutische 
Arbeiten zugeschrieben. Doch steht durch ein ausdrückliches Zeugnis fest, 
dass, wie im 16. Jahrhundert, Künstler die blosse Zeichnung entwarfen. 7 ) 
Wieder eine andere Technik bestand darin, dass die Figuren ä jour aus 
dem Bleche geschnitten wurden. Solche durchbrochene Bleche dienten, 
mittelst Pech befestigt, 8 ) zum Belage von Holzarbeiten und Wänden, 9 ) 
wie auch von Glas. 10 ) Fälschlich heissen sie Reliefs. 
Grösseren Aufgaben genügte der Metallguss. Den Anfang machte 
jedenfalls der einseitige Herdguss, bei welchem das Metall in eine aus 
gehöhlte Form floss und mit einem platten Steine zugedeckt wurde. Bei 
diesem Verfahren gebrauchte man die zu Hissarlyk und in Mittel- und Nord- 
J ) Lauersforter Phaierae; Theopliil. 8, 
57; vgl. Plon, Benv. Cellini p. 55 f. 
2 ) Denkmäler Ga. 8, 66 ff.; der Arbeiter 
lness crustarius PL 88, 157; vgl. PL 38, 156. 
3 ) Z. B. an dem Münchner Silberbecher. 
Ungewöhnlich gearbeitet ist das corsinische 
Silbergefäss. Schriftquellen bei Blümner 4, 
248 f. 
4 ) Pl. 33, 157. 
5 ) XQvovxohlrjTov ch'nccg Antiphanes bei 
Ath. 11, 781 e; in Capua Weihgeschenk, In 
schrift bei Ath. 11, 466 e; derartige Silber 
schale aus dem 2./3. Jahrh. n. Chr. in Scher- 
schel gefunden: Pariser Akad. 1893, Januar. 
6 ) 36, 157; vgl. über die Geschichte 
das. 154 ff. 
7 ) Inschrift bei Athen. 11, 782 b. 
8 ) Theophilus 3, 71; Pech an Stücken 
aus Frögg, abgeb. Mitt. der Centralkomm. 
N. F. 14. 84. 
9 ) Z. B. ein bekanntes in Olympia: E. 
Curtius, Abh. d. Berl. Ak. 1880; Ausgr. v. 
Olympia IV 20 a; andere in Athen und aus 
Kreta: A. 1880 t. T == Milchhöfer, Anfänge 
S. 169; M. Gregor. 1, 17; ägyptisches abgeb. 
Erman, Ägypten II 652; Silber auf Holz 
aus Praeneste M. VIII 26 — Daremberg dict. 
F. 926. 
10 ) Silberblech an einem Becher aus 
Georgien: CR. 1872 T. 2 = Schreiber, Atlas 
T. 70, 2 = Daremberg fig. 981.
	        
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