Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

214 
Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
mehr als die heutigen verwendet. Historisches Interesse hat das aus zwei 
Teilen Gold und drei Teilen Silber mit einem Kupferzusatz gemischte 
Weissgold, welchem viele den altgrichischen Namen Elektron zu 
geben lieben. Die Ägypter, bei welchen es usm hiess, schätzten das Weiss 
gold merkwürdig hoch, wie schon der Satz beweist: „Re c (der Sonnengott) 
hat gesagt, als er anfing zu sprechen: Meine Haut ist reines Elektron.“ 1 ) 
Diese Mischung erscheint mit der zweiten orientalisierenden Periode im 
westlichen Kleinasien, von den Zeitgenossen Homers hochgeachtet und in 
Lydien zu Münzen verwendet, was die Jonier nachahmten. Bei den Ly 
diern blieb das Weissgold und wurde dadurch den Griechen nie ganz 
fremd. 2 ) Durch den Orient kam es dann schliesslich bei den Kaisern des 
Ostens wieder zu höherem Ansehen 3 ) und gelangte so in das sogenannte 
Mittelalter. 
Litteratur: M. Scheins, de electro veterum metallico, Berlin 1871; Erman, Ägypten 
2, 612, 1. 
Andere Arten (z. B. Silber mit Blei) sind selten mit Wissen und 
Willen der Besteller oder Käufer angewendet worden. Daher schützten 
sich diese auf mancherlei Weise. Ohne die Anekdote von Archimedes 
näher zu berühren, wollen wir nur erwähnen, dass beim Gusse Proben 
bei Seite gelegt wurden, 4 ) während das Gewicht der fertigen Arbeit in 
Ziffern an derselben stand. 5 ) 
Während die Legierung die Farbe änderte, sah frische Vergoldung 
oder Versilberung nicht unecht aus und kam noch billiger. Man überzog 
also einen minderwertigen Kern mit Blech von Edelmetall (Plattierung). 
Diese Manier scheint, wofern der Kern ungefähr gleich schwer, d. h. eben 
falls von Metall ist, nur an „Bronze“-, d. h. wohl Kupferfiguren häufiger 
vorzukommen, welche man mit Silberblech überzog. 6 ) Wo Bronze zu den 
Edelmetallen gehörte, umhüllte es manchmal einen eisernen Kern. 7 ) Be 
steht dagegen das Innere aus Holz, so darf bei der Beurteilung auch die 
Rücksicht auf die grössere Leichtigkeit und Beweglichkeit nicht ausser 
Anschlag bleiben. Holzgegenstände mit einem Überzug von Goldblech sind 
seit sehr früher Zeit nachweisbar und werden noch häufiger mit Bronze 
blech ausgeführt; 8 ) diese Art ist für Architekturteile (Thüren und Säulen) 9 ) 
wie auch an Wägen 10 ) notwendig. In der Fläche musste das dünne Gold 
blech aufgeklebt werden, was mittelst Harz geschah. 11 ) Die eigentliche 
x ) Erman, Ägypten 2, 620. 
2 ) Soph. Änt. 1087 f. (aus Sardes); In 
ventar von Delos (Bch. 11, 468) und Eleusis 
( J E(p. vqx. 1888 S. 42 Z. 19); Plut. Pythiae 
orac. 2; Hesych. rjXextQoy. 
3 ) Julian, sympos. p. 807 d (des Zeus 
würdig). Kaiser Justinus I. schenkt dem 
Papst Hormisdas (514—28) nach dem Liber 
pontificalis gabata electrina. 
4 ) Inventare von Delos Bch. 6, 184, vgl. 
Homolle ehend. S. 94. 
4 ) Bch. 6, 97 A. 4. 
6 ) AZ. 85, 78 ff.; mehrere in Gallien: 
Ga. II S. 8 A. 1. 5 A. 1 u. T. 1; silberne Na 
gelköpfe AA. 1891 S. 122. 
7 ) Griffe aus Sulz a. Neckar, Prähist. 
Blätter IV S. 10. 
8 ) Aus Vafiö (T. 7, 14); Mykene: Schlie- 
mannS.877-86.891—422a.485—512; Milch- 
höfer, Anfänge S. 18 ff.; Dodona und Olym 
pia öfter; Stab aus Tarquinii (Castellani 79, 
80) wie das Scepter des Latinus: Yerg. Aen. 
12, 210 — Gefässe aus Frögg in Kärnthen 
(Mitt. der k. k. Centralkomm. N. F. 17, 105); 
Ciste von Präneste in der Barberina — öfter 
in athenischen Schatzverzeichnissen und den 
delischen Inventaren. Ausnahmsweise Gold 
auf Bein: Schliemann, Mykene F.877—86.508. 
9 ) S. § 259. 
10 ) Micali ant. mon. T. 28; Bm. 1877 
T. 11 ff. 
11 ) In Ägypten (Blumenbach, Beitr. z.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.