Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

208 
Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkünde. 
gewöhnlich aus Bronze. Im Kultus hatte die letztere ebenfalls stets den 
Vorzug vor dem Eisen, 1 ) schon deswegen, weil dasselbe für unheilbringend 
galt. Aus Bronze sind die Votivgegenstände mittleren Preises gearbeitet; 
was man alles derart herstellte, würde eine lange Liste abgeben. Am 
deutlichsten ist die ausschliesslich religiöse Bestimmung unbenützbarer 
Dinge, wie kleiner Disken, Altärchen (z. B. 2 Centimeter hoch aus Viru- 
num), Wägelchen,/ 2 ) eines Caduceus 3 ) u. dgl. Den Toten endlich hat man 
mit gleicher Freigebigkeit Bronzewaffen und Bronzegeräte beigegeben. 
Ganz verschieden davon lautet jedoch das Ergebnis, wenn der Archäologe 
untersucht, ob zu einer gewissen Zeit die Schlachten mit bronzenen Waffen 
geschlagen wurden, 4 ) ob der Bauer das Feld mit bronzenen Werkzeugen 
bearbeitete, ob der Handwerker ebenfalls auf Bronze angewiesen war. 
Die alten Dichter der Griechen haben dies thatsächlich von der Heroen 
zeit geglaubt, indem Homer dieselbe im Glanze der Bronze, wie der Edel 
metalle schilderte und Hesiod diese Vorstellung sozusagen theoretisch in 
seiner Darstellung der Weltalter formulierte. Nüchterne Praktiker er 
kannten sofort die schwache Stelle dieser Hypothese: Bronze übertrifft 
das reine Kupfer nicht viel an Härte. So glaubten sie denn, jenes Zeit 
alter habe das Geheimnis besessen, das Kupfer zu härten. 2 ) Es bleibt 
noch sicher festzustellen, wie sich die Bronzefunde der Gräber zu denen 
alter Schlachtfelder und Wohnstätten (namentlich der Pfahlbauten und der 
oberitalienischen Terremare) verhalten; jedenfalls bedeutet die Bronzezeit 
in jenem beschränkten Sinne, wie die Kupferzeit, nur eine Übergangs 
periode, in welcher das Eisen nicht ganz unbekannt war. Die Bronzezeit 
gehört, so verstanden, auch zu der Experimentierperiode der noch unent 
wickelten Metalltechnik. 
Litteratur: C. Petersen, über das Verh. des Bronzealters zur hist. Zeit bei den 
Völkern des Altertums, Hamburg 1868; Pr. v. Rougemont, die Bronzezeit oder die Semiten 
im Occident, deutsche vermehrte Ausg. v. Keerl, Gütersloh 1869; Fr. W. Unger, Mitt. 
aus dem Gott. Anthrop.-Verein, Lpg. 1874 H. 1; Sophus Müller, Ursprung und erste Ent 
wicklung der europ. Bronzekultur, deutsch v. Mestore, Arch. f. Anthrop. XV (1884) S. 828 ff. 
und separat; 0. Montelius, die Bronzezeit im Orient und Südeuropa, Archiv f. Anthrop. XXI 
H. 1. 2 (1892); anderes bei Blümner 4, 89 ff. und S. 119 ; sowie im topographischen Teil, 
namentlich bei Skandinavien S. 164 f. 
Da im Kunsthandwerk die Bronze alle anderen Metalle an Masse der 
Erzeugnisse überwiegt und nicht so sehr, wie Silber und Gold, die Hab 
gier zum Einschmelzen reizt, machen die „Bronzen“ eine ansehnliche Abtei 
lung jedes Museums und vieler Privatsammlungen aus; durch Publikationen 
sind besonders bekannt die etruskischen des Museo Gregoriano (S. 43) und 
die herrlichen kampanischen in Neapel (S. 41). Am genauesten wurden die 
olympischen Bronzen dargestellt (S. 110); ein eingehender Katalog mit Ab 
bildungen existiert für die Karlsruher Sammlung (S. 57). Im Zusammen 
hang mit dem Mittelalter und der neueren Zeit wurden die antiken Bron- 
! ) Z. B. das römische Opferbeil (acce- 
ris, Paul. Diac. p. 10); das Sieb der Vesta 
linen (ders. p. 106); Macrob. sat. 5, 19, 11: 
ad rem divinam pleraque aenea adhiberi 
solita. 
2 ) Drei MB. 15, 49. 
3 ) In Neapel: Quaranta, diss. sopra un 
caduceo di bronzo che si conserva nel r. 
m. Borbonico. 
4 ) Plato rep. 12, 956 a oLdrjQog xai %ed- 
xog nolepwv o^yava meint mit dem zweiten 
Gliede die Schutzwaffen. 
5 ) Plutarch. Pyth. orac. 2.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.